Ende gut, alles gut. Nataly von Eschstruth. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Nataly von Eschstruth
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788711472934
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wohnt der Weihnachtsmann auch bei uns — im Papenburger Moor?“

      „Er wohnt überall, wo artige, fleissige Kinder sind!“

      „Vielleicht auch eine gute Waldfee, die den Kindern so viel Erdbeeren und Blaubeeren wachsen lässt ...“

      „Oder ein Rübezahl — den man in der Not um Hilfe anrufen kann?“

      „Ja, ja, dann verwandelt er dürres Laub in Goldstücke!“

      „Der ist ja nur in Schlesien daheim!“

      „Leider!“

      „Aber Heinzelmännchen gibt es doch überall?“

      „Dummkopf! Du weisst, dass diese von der Welt weggenommen sind, weil die Leute in Köln zu faul und bequem geworden waren!“

      „Ja, ja!

      ‚Wie war’s in Köllen doch vordem

      mit Heinzelmännchen so bequem!

      Man legte sich hin auf die Bank

      und pflegte sich!‘“

      „Dazu ist in einem Eigenheim keine Zeit!“

      „Wollen wir auch gar nicht!“

      „Ach, dieser Spass, wenn wir dies alles erst haben und selber sehn und überall helfen können!“

      „Dann wollen wir dem armen Mütterchen schon das Mehlhäflein und den Ölkrug füllen!“

      „Solch ein Gedanke ist unfasslich schön!“

      „Ist der Wald weit entfernt, Vater?“

      „Durchaus nicht. Ich taxiere auf zehn Minuten. Wenn der Wind von dort herüber weht, ist das ganze Haus voll Kiefernduft!“

      „Ach, und hier riecht man nur Gas und Gestank von den Autos — und all der Küchenqualm aus den Hinterfenstern in dem engen Hof ...“

      „Und von der Eisenbahn drüben die ollen Russwolken!“

      „Dort kann man atmen! Da fühlt man förmlich, wie sich die Lunge weitet!“

      „Wenn sie in so gute Luft und reichliche Kost kommt, wird unsere arme Michaela auch bald bei Kräften sein!“ nickte Franz der Schwester, welche immer noch in sich zusammengesunken und traurig neben ihm sass, tröstlich zu.

      „Natürlich! Nur hier aus dem Radau und dem Ängstigen und Sorgen muss sie heraus!“

      „Haben wir auch einen Garten, Vater?“

      „Auf die Frage wartete ich längst!“

      Suse schlang jählings die Arme um den Hals des Invaliden, und ihre Lippen bebten vor Ungestüm.

      „Gibt es Gemüse darin, so grosse, grosse Kohlköpfe und Gurken und Meerrettich und Bohnen und Erbsen ... weisst du, alles das, was auf den Ständen in der Markthalle so entzückend schön aussieht, dass man am liebsten gleich hineinbeissen möchte?“

      Die Mutter strich liebkosend über den blonden Krauskopf der Kleinen.

      „Da sieht man mal wieder unser Heimchen am Herd! Die Suse — ja, die gibt mal eine Hausfrau! Da soll jeder den Hut vor abnehmen! Wie andere Mädchen vor den Putzläden und Spielwarengeschäften stehen und sich nicht von solch heiss begehrtem Anblick trennen können, so läuft die Suse in die Grünkramläden und freut sich an den Rüben und Grünkohl!“

      „Na, da kann sie ja bei uns die kleine Gärtnerin spielen! Davon verstehe ich aus meiner Kinderzeit im elterlichen Garten in Merseburg noch eine ganze Menge und will dich schon anlernen, du Kochmamsell!“

      „Und was bekomme ich als Arbeit, Vater?“ forschte Frieder mit hochroten Wangen.

      „Na, wollen mal sehn, ob du gewissenhaft bist, dann kannst du — die Schweine übernehmen, Rüben für sie schneiden und Kartoffeln kochen und den Stall putzen ...“

      „Hurra, die Ferkel! die schönen, fetten, grossen Sauen! Die nehme ich gern in Pflege! Da sollt ihr mal sehn, was das für Wurst und Schinken geben soll!“

      „Wir fangen ganz sachte mit zwei kleinen Borstentierchen an, denn selbst Ferkel wollen gekauft und gemästet sein!“

      „Haben wir auch Hühner, Vater?“

      „Selbstredend: ‚ihrer Hühner waren drei, und ein stolzer Hahn dabei!‘ Na, die laufen im Hof und Feld herum und werden nur im Winter gefüttert. Wenn eine Glucke dabei ist und kleine Küken ausbrütet, so kann man die überzähligen Hähnchen abschlachten und hat mal einen Braten, — na, und die paar Eier! Da kommt nicht viel bei raus!“

      „Aber die Federn für die Betten?“

      „Daran muss man lange sammeln!“ Ebstorf machte eine geringschätzige Handbewegung. „Nach Hühnern frage ich nicht viel, sie sind für uns nur Spielerei! Das Korn und der Hafer sind jetzt zu teuer, um sie mästen und verkaufen zu können, und bis man so viel Eier sammelt, dass man sie in die Stadt schicken kann, dass sich der Transport lohnt, kann einem die Geduld reissen!“

      „Und die mühsame Verpackung!“

      „Ist es denn weit bis zur Bahn?“

      „Das ist es, — einesteils leider, andernteils glücklicherweise! — Liegt man fern ab von Landstrasse und Eisenbahn, so hat man nicht mit Bummlern und Touristen zu rechnen, welche einem beim Blumenpflücken nur die Wiese zertrampeln! Wenn Uthlede Getreide und Kartoffeln abliefert, will er uns mal ein Paket mitnehmen, na, und wollen wir was aus der Stadt haben, die auch zwei Stunden Fahrt weit ist, so findet sich im Dorf immer Gelegenheit, dass man mal mitfahren kann!“

      „Und wie gross ist der Garten, Vater?“

      „Ein tüchtiges Stück im Geviert, kleine Neugierde!“

      „Stehen Obstbäume darin?“

      „Sechs grosse Äpfelbäume!“ sagte Ebstorf belustigt, mit starker Betonung, und seine Stimme ging unter in dem Siegesgeschrei der Kinder.

      „Sechs Äpfelbäume?“ wiederholte Frau Minna überrascht. „Da können wir ja einen grossen Vorrat ernten!“

      „Und zwei Kirschbäume, und drei Pflaumenbäume, daneben noch zwei jung angepflanzte!“

      „Hurra! hurra!“

      „Ich bin der erste, welcher hinaufklettert!“

      „Papperlapapp! Dazu sind die Hosen zu teuer, mein Junge!“

      „Und am Zaun steht ein hohes Gebüsch von Haselnüssen und Schlehdornen ...“

      „Darin nisten die Vögel so gern!“

      „Ob man da wohl ein Nestchen zu schauen bekommt, Mutter?“

      „Hoffentlich! Wenn ihr die junge Brut nicht stören wollt, oder sie gar ausnehmen ...“

      „Dann setzt’s Keile von mir!“

      „Ganz recht, das erlaubt Papa nicht!“

      „Die Schlehen sind so sauer! Die können die Hühner picken!“

      „Wer soll denn die Hühner füttern und abends in den Stall sperren und sie am Morgen herauslassen?“

      Wieder traf der Blick Ebstorfs nicht allzu freundlich die sieche Michaela.

      „Wollen mal sehn, ob Michaelas Kräfte wenigstens für diesen kleinen Handlangerdienst ausreichen! — Nur gewissenhaft überzählen und gleich melden, wenn mal eins fehlt, sonst hast du ja nicht viel dabei zu tun! Die Türklappe am Stall drunten auf- und zuhaken, das wirst du ja können!“

      „Aber Vater, ich kann ja ganz gut gehen, selbst aus dem Hof kann ich herzutreiben!“

      „Na ja, — wird ja auch immer besser werden. Es ist nur gut, wenn wir gar nicht mit dir rechnen, sondern uns allein auf die gesunden Knochen von uns andern verlassen!“

      „Und