Einigkeit und Recht und Freiheit. Jörg Koch. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jörg Koch
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783170401860
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Sie drei Becher, muss mir einer zukommen.‹ Ich schreibe es unter dem Lärm der jämmerlichen Tanzmusik ab, Campe steckt es ein, und wir scheiden. Am 4. September bringt mir Campe das Lied der Deutschen mit der Haydnschen Melodie in Noten, zugleich mein Bildnis, gezeichnet von C.A. Lill. An letzterem nichts gut als der gute Wille. Hoffentlich werden meine Freunde ein besseres Bild von mir in der Erinnerung behalten haben.«

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      Abb. 4: »Das Lied der Deutschen« vom 1. September 1841, Arrangement für Singstimme, Klavier und Gitarre.

      Campe musste sich des Erfolgs des Liedes sicher gewesen sein, denn er ließ es wenige Tage später als Flugblatt in einer Auflage von mehr als 400 Exemplaren drucken. Der Titel des Hamburger Erstdrucks vom 1. September 1841 lautete:

      »Das Lied der Deutschen von Hoffmann von Fallersleben, Melodie nach Joseph Haydn’s: Gott erhalte Franz den Kaiser, Unsern guten Kaiser Franz! Arrangiert für die Singstimme mit Begleitung des Pianoforte und der Guitarre (Text Eigentum der Verleger). 1. September 1841, Hamburg, bei Hoffmann und Campe, Stuttgart, bei Paul Neff. 4 bill. gr. 8º. Satz und Stereotypie von Fabricius (Preis 2 g. Groschen).«

      »Nach einem sehr unfreundlichen […] Tage war das Wetter ein paar Stunden nach Sonnenuntergang nach und nach ruhiger geworden, die Wolken hatten aufgehört, ihre nassen Gaben zu spenden, sie verteilten sich und der Mond zog hell herauf, um mit seinem milden Licht das Schauspiel, die öffentliche Würdigung eines Biedermannes, von anderen gleichgesinnten Ehrenmännern, das hier an den Ufern des schönen Alstersees vor den Augen von Tausenden stattfand, zu beleuchten. Kopf an Kopf standen nicht nur an der Straße vor dem Hause, sondern auch auf dem daran stoßenden Gänsemarkte und in den beiden Alleen des alten und neuen Jungfernstiegs die Massen der Teilnehmer, die zugleich Mitwirkende und Zuschauer waren.

      Zuerst ward von dem ausgezeichneten Hornisten-Corps unseres Bürger-Jäger-Bataillons ein Marsch gespielt, dann beim Licht rot brennender Fackeln Hoffmann v. Fallerslebens ›Lied der Deutschen‹ nach der Melodie ›Gott erhalte Franz den Kaiser‹ gesungen, worauf Herr Dr. Wille den Herrn Hofrat Welcker im Namen Hamburgs begrüßte und ihm ein dreimaliges Hoch! brachte. Nachdem die Fackeln ihr Licht in Weiß geändert, ward von dem Herrn Professor Wurm eine kurze Anrede gehalten, in welcher er sich über die deutschen Verhältnisse überhaupt in kräftigen Worten aussprach. Hierauf dankte unser werter Gast mit gerührter Stimme aus dem offenen Fenster herab für die freundliche Aufnahme, die er in Hamburg, der freisten Stadt und dem ersten Handelsplatze Deutschlands, gefunden […] und brachte zum Schluss seiner Rede ein Hoch! auf das freie und einige Deutschland aus. Während nun von den Mitgliedern der Liedertafel Hoffmann von Fallerslebens ›Rückkehr aus Frankreich‹ gesungen ward, begab sich eine Deputation zu dem Geehrten hinauf und überreichte ihm ein in die deutschen Farben gebundenes Prachtexemplar des bei dieser Gelegenheit gesungenen ›Liedes der Deutschen‹, welches von dem Herrn Doktor Wille übergeben ward.«

      Während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 standen die Fürsten- und Landeshymnen sowie Heimatlieder der einzelnen Bundesstaaten im Vordergrund, etwa »Schleswig-Holstein meerumschlungen«, »Ich bin ein Preuße«, »Gott mit dir, du Land der Bayern«, »Heil dir mein Badnerland« oder »Heil dir, du schönes Siegerland« und das »Westfalenlied«. Mit der Reichsgründung am 18. Januar 1871 hatten die Deutschen endlich einen Nationalstaat, mit Berlin eine Hauptstadt und mit Wilhelm I., dem Deutschen Kaiser, auch ein Staatsoberhaupt. Die Reichsflagge wehte in den Farben Schwarz-Weiß-Rot, doch eine gemeinsame Nationalhymne existierte nicht. Bei offiziellen Anlässen erklang die seit 1795 übliche preußische Volkshymne »Heil dir im Siegerkranz«.

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      Exkurs: »Heil dir im Siegerkranz«

      Vorbild der preußischen Hymne war das »Lied für den dänischen Untertan, an seines Königs