Es waren nur noch 10 Tage, dann begann der nächste Monat, und bis dahin wollten sie die Neue in der Wohnung haben. Es blieb zu hoffen, dass das ›Montagssmädel‹ gleich die Richtige war.
***
Am Montag waren sie ziemlich aufgeregt. Peter wollte von Jonas jedes Wort seines Gespräches mit der Unbekannten wissen. Jonas gab es wieder, soweit sein Gedächtnis es zuließ, denn das Wochenende war ziemlich ›feucht‹ gewesen, und ihm brummte noch immer der Schädel.
Nach seiner Erzählung murmelte Peter: »Wäre toll gewesen, von ihr eine Beschreibung zu verlangen.«
»Maaaaann, wir sehen sie doch heute Abend! Jetzt chill mal!«, regte Jonas sich auf.
»Ja, schon, aber… was, wenn sie uns nicht gefällt? Sagen wir ihr dann ab? Dann können wir aber keinen neuen Zettel aufhängen, sonst fällt das doch auf?« Diesmal war Peter derjenige mit den Bedenken, was normalerweise Jonas’ Part war. Der verstand seinen Kumpel und wunderte sich trotzdem.
»Dann hängen wir halt einen neuen Zettel auf, was solls?«, zuckte er mit den Schultern. »Wer will uns was? Wenn es nicht die von morgen ist, dann eben eine andere. Oder wir fahren zweigleisig und hängen zwei Zettel auf, einmal für normale Jungs und einmal für scharfe Mädels. Das hätten wir eigentlich gleich so machen können«, sinnierte er und trank Cola aus der Flasche. Sie saßen beide auf dem winzigen Balkon und lauschten den nachbarlichen Geräuschen – Kinderplärren, laute Musik, eine Säge.
»Und sie heißt Lea?«
»Jep.«
»Und sie kommt um 19 Uhr?«
»Jep.«
»Na dann«, seufzte Peter. Er konnte es kaum erwarten und war tierisch nervös. Was, wenn die Kleine ihnen nicht gefiel? Sie müssten sich wieder auf die Suche machen. Oder was, wenn Jonas und er ihr nicht gefielen? Das wäre glatt ein Schlag gegen seine Eitelkeit. Er wusste, dass er attraktiv war, und Jonas sah auch nicht übel aus. Aber wer wusste schon, was das weibliche Geschlecht als attraktiv einstufte?
***
Als es am Abend um 19 Uhr bei Jonas und Peter klingelte, stürzten sie beide aufgeregt zur Wohnungstür. Sie lauschten den Schritten, die die Treppe heraufkamen und sahen sich an.
»Jetzt gilts«, flüsterte Jonas. Peter nickte. Gespannt starrten sie auf die Treppenstufen, bis ein weibliches Wesen um die Ecke bog und die letzten Stufen nach oben trabte.
»Hi, ich bin Lea!«
Hammer, dachte Peter.
Unglaublich! Jonas starrte die Bewerberin an.
Was ihnen nun gegenüberstand, war kein normales ›Mädel‹. Lea war eine Granate, und die beiden Studenten wunderten sich, warum sie ihnen in der Uni bisher nicht aufgefallen war.
Sie hatte blonde, lange Haare, die sie in Wellen um ihre schmalen Schultern drapiert hatte. Ihre großen blauen Augen mit den dichten, langen Wimpern lächelten sie an, genauso wie die vollen, sinnlichen Lippen. Das Gesicht war herzförmig, die Figur sehr zierlich, und trotzdem hatte sie sexy Rundungen an den richtigen Stellen. Sie trug passend zu dem warmen Wetter ein ärmelloses Minikleid, unter dem ihre zartgebräunten Beine in hübschen Sandalen steckten.
Peter fand als Erster die Sprache wieder.
»Hallo, ich bin Peter. Das ist Jonas. Komm rein.« Er schloss die Tür hinter ihr. Jonas ging Lea voraus, Peter folgte beiden und konnte nicht umhin, auf ihren schwingenden Hintern zu starren. Irgendwie wurden ihm seine Shorts zu eng.
»Das ist das Zimmer, das zu vergeben wäre.« Jonas öffnete schwungvoll die Tür. Lea ging an ihm vorbei und trat ein. Dabei hinterließ sie einen betörenden Duft – sie roch nach Frühling und Sommer gleichzeitig. Jonas schloss kurz die Augen. Sollte es wirklich möglich sein, dass so ein elfengleiches Wesen den Weg zu ihnen gefunden hatte UND an einem Dreier mit ihnen beiden interessiert? Vorausgesetzt, sie hatte den Zettel richtig verstanden …
»Okay. Das ist gut. Funktionieren die Rollos?«, wollte Lea wissen und ging zum Fenster.
»Ja!«, Jonas und Peter redeten wie aus einem Mund.
Lea sah sich noch das Bad und die Küche an. Während sie sich in aller Ruhe umsah, wisperten Jonas und Peter miteinander: »Meinst du, sie hat verstanden, was wir wollen?«
»Eigentlich war da nichts Missverständliches … natürlich konnten wir nicht allzu deutlich werden …«
»Ja eben! Sollten wir sie nicht fragen?«
»Na, am besten wäre es ja, wir könnten sie gleich hier testen!«, witzelte Peter. Jonas nickte. Bloß, wie stellte man das am besten an?
Er ging zu Lea in die Küche. Zuerst mussten sie herausfinden, ob sie kapiert hatte, woran er und Peter gedacht hatten.
Lea drehte sich zu ihm um und lächelte. Umwerfend.
»Äh … hast du eigentlich verstanden, was auf dem Zettel stand?«
Sie nickte. »Sicher. Ich kann ja lesen.« Bei jedem anderen wäre das sarkastisch rübergekommen, aber ihr Lächeln … Jonas holte tief Luft.
»Hast du denn sonst noch Fragen?«, versuchte er es anders.
»Eigentlich nur, welche Regeln ihr sonst noch habt. Müll, Einkaufen, Kochen, Putzen, so was.«
»Okay.« Jonas erklärte ihr, wie sie bisher alles gehandhabt hatten und spürte, wie Peter sich hinter ihm in die Küche schob. Als er fertig war, stand Lea sehr dicht vor ihm und sah ihm tief in die Augen. Wie hat sie das gemacht, fragte Jonas sich; er hatte kaum bemerkt, dass sie immer näher auf ihn zugegangen war. Doch als ihre Lippen plötzlich auf seinen lagen, konnte er nicht mehr denken. Er spürte ihre Brüste und ihre Hand, die zielsicher auf seinem Schwanz lag und ihn durch den Hosenstoff hindurch massierte. Sie roch betörend. Seine Hose wurde zu eng.
Als sie ihre Lippen von ihm löste, raunte sie: »Also, mit dir kann ich es mir schon gut vorstellen, aber das müsste man erst überprüfen, nicht wahr? Sozusagen als Test«, sie wandte sich von ihm ab und Peter zu, der mit großen Augen die Szene beobachtet hatte.
»Oder was meinst du, Peter?«, lächelte sie ihn an. Dabei ging sie langsam auf ihn zu und neigte den Kopf, ihre Hand spielte mit einer Haarsträhne.
»Äh …« Mehr brachte Peter nicht heraus, vor allem, weil sie nun ebenso dicht vor ihm stand wie zuvor vor Jonas. Sie sah ihn verführerisch an, sie musste die Beule in seiner Hose längst bemerkt haben. Eines war klar: Den Text auf dem Zettel am Schwarzen Brett hatte sie tatsächlich richtig verstanden.
»Okay, Jungs – ich will das Zimmer unbedingt haben, es gefällt mir.« Sie senkte die Stimme. »Und ihr beiden gefallt mir auch, also wie wäre es mit uns dreien?«
»Äh«, sagte Jonas. Sollten sie nicht wirklich so etwas wie einen ›Test‹ absolvieren, bevor sie ihr das Zimmer gaben? Wenn er sie so betrachtete, dann lief ihm nicht nur das Wasser im Mund zusammen.
»Du sagtest gerade etwas von einem ›Test‹«, meinte er dann forsch und sah sie an. Schließlich hatte sie ihn doch gerade geküsst, oder?
»Aber ja! Darf ich eure Zimmer auch sehen?«, strahlte sie.
Peter nickte. »Klar.« Er ging voraus, durchquerte den Flur und öffnete seine Zimmertür.
»Hier wohne ich.«
Lea streifte ihn, als sie an ihm vorbei in das Zimmer ging. Es war genauso groß wie ihr zukünftiges, allerdings mit Möbeln darin. Unter dem Fenster stand ein Schreibtisch: eine Holzplatte auf zwei Metallböcken und ein Rollcontainer darunter. Davor stand ein Stuhl. Links davon befand sich ein breites Bett, vor dem ein kleiner grüner Teppich lag. Rechts von dem Tisch stand ein schmaler Schrank an der Wand, daneben eine Kommode. Alles war funktional und passte kaum zusammen, aber das störte niemanden, am wenigsten den Bewohner. Diverse Poster an den Wänden gaben dem Raum etwas Gemütliches und verrieten, dass Peter ein Metallica-Fan war.
»Cool«,