Die Totenbändiger - Äquinoktium - Die gesamte erste Staffel. Nadine Erdmann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Nadine Erdmann
Издательство: Bookwire
Серия: Die Totenbändiger - Die gesamte Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958344105
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strich ihr liebevoll über die regennassen Haare. »Genau deshalb sind wir stolz auf euch. Weil es für euch selbstverständlich ist, zu helfen. Und jetzt geh duschen und dann komm essen. Granny will mit Sicherheit alle Einzelheiten über eure Heldentat hören.«

      Edna kam aus der Küche und trocknete ihre Hände an einem Geschirrtuch ab. »Das will ich allerdings. Also beeilt euch. Alle. Das Abendessen ist gleich fertig.«

      Cam warf die Tür zu seinem Zimmer hinter sich zu, kickte seine Schuhe von den Füßen und verdrehte die Augen, als es klopfte.

      »Geh weg!«

      Ihm war kalt, er war kaputt und er wollte einfach nur kurz seine Ruhe haben. War das echt zu viel verlangt?

      »Tut mir leid, das kann ich nicht.« Gabriel öffnete die Tür und trat ein. »Nicht, bevor du mir nicht gesagt hast, was los ist. Normalerweise bist du nicht auf den Mund gefallen, wenn dich irgendjemand von uns ärgert. Was war also so schlimm an dem blöden Witz, den Connor und ich gemacht haben, dass du jetzt nicht mehr mit mir reden willst?«

      Genervt verpasste Cam einem seiner Schuhe einen Tritt quer durchs Zimmer. »Ich hab keine Ahnung, welche kranken Experimente in den ersten vier Jahren meines Leben mit mir gemacht wurden, also sorry, dass ich es nicht witzig finde, wenn ich plötzlich irgendwelche freakigen Superkräfte an den Tag lege, von denen kein Mensch weiß, wo sie herkommen und was sie bedeuten! Ich dachte, du verstehst das und reitest nicht noch darauf herum.«

      Unwirsch strich er sich die nassen Haare aus der Stirn, fühlte sich aber zu k. o., um mit seinem Bruder zu streiten. Er wollte ihn bloß loswerden und allein sein. »Aber egal. Ich muss duschen und mich umziehen, also geh jetzt bitte einfach.« Er streifte seine Jacke ab und warf sie aufs Bett. »Und wenn Phil dich geschickt hat, weil er nicht will, dass wir uns streiten – keine Sorge, gleich beim Abendessen ist alles wieder gut. Aber jetzt brauche ich einen Moment für mich alleine, okay?«

      Gabriel musterte ihn einen Moment lang und schüttelte dann den Kopf. »Warum zum Henker denkst du immer so schlecht von dir?«

      Cam warf einen beschwörenden Blick an die Zimmerdecke. »Wieso kannst du nicht einfach gehen und mich in Ruhe lassen?«

      »Weil du mein Bruder bist und ich gerade nicht weiß, ob ich mir Sorgen um dich machen muss. Also noch mal: Warum zum Henker denkst du so schlecht von dir?«

      »Keine Ahnung! Vielleicht, weil ich ätzende Träume habe, bei denen ich starr vor Angst bin, ohne, dass ich überhaupt weiß, was ich geträumt hab?«, gab Cam entnervt und mit einer gehörigen Portion Zynismus zurück. »Oder weil ich ständig unruhig und nervös bin, und es dafür keinen vernünftigen Grund gibt? Oder weil Vollmond und Unheilige Nächte mich halb wahnsinnig machen? Such dir was aus! Es fühlt sich alles beschissen an! Warum sollten also irgendwelche bescheuerten Superkräfte etwas Gutes sein?«

      »Cam, du hast keine Superkräfte. Du bist einfach nur ein ziemlich starker Totenbändiger. Das warst du schon immer.«

      Aufgebracht kickte Cam auch seinen zweiten Schuh durchs Zimmer. »Ja, aber keiner weiß, warum meine Kräfte so stark sind, weil keiner weiß, was mit mir passiert ist!«

      Seufzend trat Gabriel einen Schritt auf seinen Bruder zu. »Aber deswegen sind deine Kräfte doch nichts Schlechtes. Was man dir als Kind angetan hat, war grausam und es ist absolut unentschuldbar. Aber es macht dich nicht zu einem schlechten Menschen oder einer Gefahr für andere. Und falls diese Experimente dazu geführt haben, dass deine Totenbändigerkräfte sich stärker ausgeprägt haben als bei anderen, hat dir das in dieser schrecklichen Nacht, als Thad dich gefunden hat, vermutlich das Leben gerettet. Deine Kräfte sind also etwas verdammt Gutes. Und du hast sie all die Jahre immer weitertrainiert und gefestigt und noch stärker gemacht. So stark, dass du den Schatten vorhin wahrscheinlich auch ohne Ella hättest besiegen können. Das ist überhaupt nichts Schlechtes, sondern etwas, auf das du stolz sein kannst. Ich bin es auf jeden Fall. Und falls du dich entschließen solltest, nach der Schule zu uns in die Spuk Squad zu kommen, würde ich dir jederzeit und ohne zu zögern mein Leben anvertrauen.«

      Cam konnte ihn nur stumm anschauen und hatte keine Ahnung, was er dazu sagen sollte.

      Doch Gabriel schien auch keine Antwort von ihm zu erwarten. Er zog in bloß kurz in seine Arme und schob ihn dann Richtung Tür. »Und jetzt solltest du wirklich duschen gehen. Sonst fängst du dir womöglich noch einen Männerschnupfen ein und du weißt ja: Der kann tödlich sein.«

      Gemeinsam traten sie auf den Flur hinaus und wären fast mit Jules zusammengeprallt, als der die Treppe hochgestürmt kam.

      »Shit, was ist denn mit dir passiert?«, fragte er erschrocken, als er Cam sah.

      »Kleine Auseinandersetzung mit einem Schatten«, antwortete Gabriel. »Cam und Ella fanden es nicht okay, dass das Biest Lily und Sam töten wollte.«

      Jules’ Augen weiteten sich. »Ernsthaft?«

      Cam hob die Schultern und nickte.

      Gabriel grinste. »Super-Cam hat den Schatten aber gnadenlos plattgemacht und Sammy danach das Leben gerettet.«

      Cam verdrehte die Augen. »Echt jetzt?« Er runzelte die Stirn. »Und war ich vorhin nicht noch Spider-Cam?«

      Lachend strubbelte Gabriel ihm durch die feuchten Haare. »Wie wäre es mit Super-Spider-Cam?«

      Planlos, was zwischen den beiden gerade abging, hob Jules eine Augenbraue.

      Cam verdrehte nur erneut die Augen. »Frag nicht.« Dann trollte er sich ins Badezimmer.

      Jules sah ihm hinterher und blickte dann zu Gabriel. »Hat er wirklich einen Schatten plattgemacht?«

      »Yep.« Gabriel klopfte ihm kurz auf die Schulter und ging dann zur Treppe. »Beeil dich. Ich verspreche dir, die Sache wird das Gesprächsthema Nummer eins beim Abendessen.«

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