Seine Zuhörer hielten ihre Zigaretten zwischen den Fingern und lauschten. Und der Rauch stieg in zerbrechlichen Säulen auf, strömte dahin mit seinen Worten. Steig krauser Opferrauch. Edle Worte kommen. Pass auf. Könntest du das auch wohl?
«Und es schien mir, als hörte ich die Stimme jenes ägyptischen Hohenpriesters, in der gleicher Stolz und gleicher Hochmut klangen. Ich hörte seine Worte, und ihre Bedeutung wurde mir klar.»
Aus den Vätern
Mir wurde klar dass jene Dinge gut sind die doch verderbt sind die wenn sie vollkommen gut oder nicht gut wären nicht verderbt sein können. Oh, verdammt! Das ist heiliger Augustin.
«Warum wollt ihr Juden unsere Kultur, unsere Religion und unsere Sprache nicht annehmen? Ihr seid ein Stamm von nomadischen Hirten; wir sind ein mächtiges Volk. Ihr habt weder Städte noch Reichtum; unsere Städte aber sind Stätten der Menschlichkeit, und unsere Galeeren, Dreiruderer und Vierruderer, beladen mit allerlei Ware, durchfurchen die Wasser der bekannten Welt. Ihr seid eben erst emporgetaucht aus primitiven Verhältnissen: wir haben eine Literatur, eine Priesterschaft, eine alte Geschichte und eine Verfassung.»
Nil.
Kind, Mann, Bild.
Am Nilufer knien die Kinderhebammen, Wiege aus Binsen: ein Mann, geschmeidig im Kampf: steingehörnt, steingebärtet, Herz aus Stein.
«Ihr betet zu einem lokalen und dunklen Idol: in unsern majestätischen und geheimnisvollen Tempeln wohnen Isis und Osiris, Horus und Ammon Ra. Ihr kennt nur Knechtschaft, Angst und Demut: wir aber Donner und die Meere. Israel ist schwach und wenig sind seiner Kinder: Ägypten ist ein Heer, und schrecklich sind seine Waffen. Landstreicher und Tagelöhner werdet ihr genannt: die Welt aber zittert bei unserm Namen.»
Ein lautloses Aufstossen vor Hunger spaltete seine Rede. Kühn liess er seine Stimme es übertönen:
«Aber, meine Damen und Herren, hätte der junge Moses darauf gehört und diese Lebensauffassung angenommen, hätte er seinen Kopf und hätte er seinen Willen und hätte er seinen Geist vor dieser anmassenden Mahnung gebeugt, nie hätte er weder das auserwählte Volk herausgeführt aus dem Hause der Knechtschaft, noch wäre er jener Wolkensäule bei Tag gefolgt. Nie hätte er weder mit dem Ewigen inmitten der Blitze auf dem Sinai gesprochen, noch wäre er je mit dem Licht der Inspiration herabgekommen, das in seinem Gesicht leuchtete, und nie hätte er in seinen Armen die Gesetzestafeln getragen, die in der Sprache der Geächteten geschrieben waren.»
Er hörte auf und sah sie an, genoss die Stille.
Verhängnisvoll — für ihn
J. J. O’Molloy sagte nicht ohne Bedauern:
«Und doch starb er, ohne in das Land der Verheissung gekommen zu sein.»
«Ein - plötzliches - augenblickliches - wenn - auch - wegen - langer Krankheit-oft-vorherig-expectoriertes-Ableben», sagte Lenehan. «Und mit einer grossen Zukunft hinter sich.»
Wieder hörte man die blossen Füsse durch den Flur rasen und die Treppe hinauf tappeln.
«Das ist Beredsamkeit», sagte der Professor unwidersprochen.
Weg wie der Wind. Heere bei Mullaghmast und dem Tara der Könige. Meilen von Ohren von Vorhöfen. Des Tribunen Worte geheult und in die vier Winde zerstreut. Ein Volk suchte Schutz in seiner Stimme. Toter Lärm. Akasha-Chronik über alles, was sich nur irgendwo irgendwie ereignete. Liebet und lobet ihn: mich nicht mehr.
Ich habe Geld.
«Meine Herren», sagte Stephan.«Darf ich als nächsten Antrag auf die Tagesordnung setzen lassen, dass sich das Haus jetzt vertagt?» «Sie kneifen mir die Luft ab. Sollte das nicht französische Höflichkeit sein?» fragte O’Madden Burke. «Es ist die Stunde, wie mich dünkt, wo der Weinkrug metaphorisch gesprochen, im alten Wirtshaus sehr heilsam ist.»
«Dem sei so, und hiermit wird dem Antrag stattgegeben. Alle, die dafür sind, sagen ja», verkündete Lenehan. «Die dagegen sind, nein. Ich erkläre den Antrag für angenommen. In welchen Schnapsausschank . . . . .? Meine entscheidende Stimme ist:
Mooney.»
Er ging voran und sagte mahnend:
«Wir wollen uns ernsthaft weigern, starkem Wasser zuzusprechen, nicht wahr? Ja, das wollen wir. Auf keinen Fall.» O’Madden Burke, der dicht hinter ihm herkam, sagte mit einem freundschaftlichen Ausfall seines Regenschirms:
«Lege aus, Macduff.»
«Sprössling des Alten!» schrie der Redakteur und klopfte Stephan auf die Schulter. «Wir wollen gehen. Wo sind denn die verdammten Schlüssel?»
Er fummelte in der Tasche rum und zog die zerknitterten Tippblätter hervor.
«Maul- und Klauen. Weiss Bescheid. Geht schon in Ordnung. Kommt rein. Wo sind sie? Alles in Ordnung.»
Er steckte die Blätter wieder ein und ging in das innere Bureau.
Lasst uns hoffen
J. J. O’Molloy, der im Begriff war, ihm hinein zu folgen, sagte ruhig zu Stephan:
«Hoffentlich erleben Sie die Veröffentlichung noch. Myles, einen Augenblick.»
Er ging in das innere Bureau, schloss hinter sich die Tür.
«Los, Stephan», sagte der Professor. «Das ist fein, was? Ganz prophetisch, visionär, Fuit Ilium! Die Zerstörung des windigen Troja. Königreiche dieser Welt. Die Herren des Mittelmeers sind heute Fellachen.»
Der erste Zeitungsjunge kam dicht hinter ihnen die Treppe heruntergetappelt, raste dann raus auf die Strasse und gellte: «Rennbericht!»
Dublin. Ich muss viel, viel lernen.
Sie wandten sich nach links, gingen durch die Abbey Street. «Ich habe auch eine Vision», sagte Stephan.
«Ja», sagte der Professor, der allerlei Sprünge machte, um mit ihm in gleichen Schritt zu kommen. «Crawford kommt nach.» Ein zweiter Zeitungsjunge schoss an ihnen vorbei, rannte und gellte:
«Rennbericht!»
Liebes, schmutziges Dublin
Dubliner.
«Zwei Dubliner Vestalinnen», sagte Stephan, «ältlich und fromm, haben fünfzig und dreiundfünfzig Jahre in der Fumbally’s Lane gewohnt.»
«Wo ist das?» fragte der Professor.
«In der Höhe von Blackpitts.»
Feuchte Nacht, ekler Hungerdunst. Gegen die Mauer. Aus dem Barchentschal leuchtet talgartig ihr Gesicht. Wilde Herzen. Akasha Chronik. Schneller, Liebling!
Vorwärts jetzt. Wage es. Es lebe das Leben.
«Sie wollen Dublin von der Nelsonsäule sehen. Sie sparen 3 und pence in einer roten, zinnernen Briefkasten-Sparbüchse. Sie schütteln die Dreipence-Stücke und einen Sixpence heraus, die Pennies locken sie mit der Klinge eines Messers hervor. Zwei und drei in Silber und ein und sieben in Kupfer. Sie setzen ihre Hauben auf, ziehen die besten Kleider an und nehmen ihre Schirme, weil es doch vielleicht regnen könnte.» «Kluge Jungfrauen», sagte Professor MacHugh.
Kärgliche Nahrung
«In der North City Speisewirtschaft in der Marlborough Street kaufen sie sich bei Kate Collins, der Inhaberin, für