Privatdetektiv Joe Barry - Der Teufel in der Stadt der Engel. Joe Barry. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Joe Barry
Издательство: Bookwire
Серия: Kommissar Y
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788711668740
Скачать книгу
Das Streichholz erlosch und fiel zu Boden.

      „Funktioniert der Lift noch?“ erkundigte Joe sich.

      Der Boy probierte an den Schaltern herum, dann zog er die Schiebetür auf.

      „Ist schon da, Sir!“

      Der kalte Luftzug war es, der Joe warnte. Er wollte zurückspringen, erhielt aber im selben Augenblick einen Stoß in den Rücken, der ihn in den offenen Schacht schleuderte. Hätte er sich nicht auf den Sturz eingestellt, wäre er kopfüber acht Stockwerke hinuntergestürzt.

      Seine Finger klammerten sich seitlich an den rauhen Putz, glitten über die Wand. Verzweifelt suchte er nach etwas, woran er sich festhalten konnte.

      In diesem Augenblick erhielt er einen zweiten Stoß. Er verlor das Gleichgewicht und fiel nach vorn.

      Bliztartig zuckten die Bilder an seinem geistigen Auge vorüber. Der Telefonanruf – der Kurzschluß! Eine Falle. Jäh durchfuhr es ihn. Der angebliche Liftboy war kein anderer als Teddy.

      Joes Finger erwischten das fettige Stahlseil, an dem das Gegengewicht des Elevators hing. Jetzt pendelte er im Schacht und rutschte langsam nach unten.

      Er hörte, wie oben die Tür zugeschoben wurde. Im Hotel war es totenstill. Nur die Schritte Teddys waren zu hören, der sich auf dem Gang entfernte.

      Joe konnte sich denken, was Teddy als nächstes tun würde. Er brauchte nur den Kurzschluß wieder zu beseitigen. Dann ein Druck auf den Knopf; der Lift würde nach unten fahren und Joe Barrywie eine Apfelsine vom Seil pflücken.

      Unablässig rutschte Joe nach unten. Das schmierige Seil war einfach nicht richtig zu fassen. Aber dann wurde er plötzlich gebremst. Er hatte das Gegengewicht erreicht.

      Tastend orientierte er sich. Der Schacht war nicht sehr breit. Plötzlich fiel helles Licht in den Schacht. Die Stromversorgung funktionierte wieder.

      Joe sah hoch und entdeckte unmittelbar über sich eine Tür, Es mußte die siebte oder sechste Etage sein.

      Er turnte auf halsbrecherische Weise, bis er an die Tür herankam. In fieberhafter Eile suchte er nach dem Bolzen, der sie von innen verriegelte.

      Die Sekunden verstrichen. Verzweifelt arbeitete Joe. Endlich hatte er es geschafft. Er drückte den Bolzen zurück, zwängte die Finger zwischen den Türspalt und riß sie auf.

      Im gleichen Augenblick surrte der Lift los. Joe bekam einen Stoß, und das Gegengewicht fuhr nach oben. Joe gelang es, das Gleichgewicht zu wahren. Er schob sich durch die offene Tür in den Gang. Sekunden später fuhr der Elevator hinter ihm vorbei.

      Mechanisch tastete er nach einer Zigarette, aber die Packung lag oben in seinem Zimmer. Dann überlegte er sich, daß Teddy möglicherweise noch im Haus war.

      Er lief die Treppen nach unten und erreichte die Halle. Dort war der Nachtportier gerade dabei, den Sicherungskasten wieder abzuschließen. Als er Joe sah, kippte er fast um.

      „Lieber Himmel“, rief er. „Haben Sie zufällig etwas mit dem gutgekleideten Gentleman zu tun, der vor einer halben Stunde hier einzog?“

      Joe sah an sich herunter. Von oben bis unten mit Öl beschmiert, sah er in der Tat wie ein Kanalreiniger aus.

      „Schnell, Mann!“ rief er. „Telefonverbindung mit der Polizei!“

      Sekunden später war die Verbindung zustandegekommen. Joe machte eine kurze Meldung und wandte sich dann an den Portier.

      „Wieviel Leute tun hier nachts Dienst?“

      „Außer mir nur der Liftboy!“

      „Und wo steckt der jetzt?“

      „Keine Ahnung! Er wurde vorhin in die zwölfte Etage gerufen!“

      Aha, dachte Joe. Er lief durch die Halle und kletterte in den Lift. Während er hochfuhr, hörte er draußen bereits Sirenen der Polizeiwagen. Wenn Teddy jetzt noch im Hotel war, hatte er kaum eine Chance, zu entkommen.

      Der Lift fuhr an zwei offenen Türen vorbei

      Joe erreichte die zwölfte Etage und stieg aus. Er brauchte nur drei Schritte zu gehen. Vor ihm lag der Hotelboy, der ihn zuvor in sein Zimmer geführt hatte.

      Er kauerte sich nieder und atmete nach einer kurzen Untersuchung erleichtert auf. Der Junge war nur bewußtlos. Er hatte einen Schlag ins Genick bekommen, und dann war ihm die Jacke seiner grünen Uniform ausgezogen worden.

      Teddy war mit teuflischer Raffinesse vorgegangen. Jede Einzelheit war geplant. Das Streichholz beleuchtete nur den Jackenärmel – genug, um Joe zu täuschen.

      Eine Viertelstunde später saß Joe in der Halle. Captain Ballister hatte dort sein Hauptquartier aufgeschlagen.

      „Sie sind ein Teufelskerl, Walker“, grinste der Captain. „Ich weite- Sie haben die ganze Geschichte nur inszeniert, weil Sie wußten, daß ich noch ein paar Stunden schlafen wollte.“

      „Aber sicher“, sagte Joe. „Polizisten um ihren Schlaf zu bringen, ist eines meiner Hobbys.“

      Der riesige Komplex des Hotels war umstellt worden. Keine Maus konnte entkommen. Gruppenweise gingen die Polizisten daran, das Hotel vom Keller bis zum Dachboden zu durchsuchen. Sie waren mit Walkie-Talkie-Geräten ausgerüstet und unterrichteten den Captain laufend von den Ergebnissen der Suche.

      Es gab allerhand Aufregung, bis die vierhundert Hotelzimmer durchsucht waren. Nach dem fünften telefonischen Protest schaltete der Portier das Haustelefon ab.

      Als der letzte Raum unter dem Dach durchsucht war, wurde deutlich, daß Teddy entkommen war. Die Cops versammelten sich in der Halle. Ballister biß sich auf die Unterlippe.

      „Teddy war schneller als wir“, knurrte er. „Sie haben zu spät angerufen, Walker!“

      Joe schüttelte den Kopf.

      „Ich habe mich so beeilt, wie ich konnte. No, Ballister, Ihr System hat eine Lücke. Sie haben nicht alle Ausgänge überwacht.“

      „Ausgeschlossen!“ fuhr der Captain hoch. „Teddy war nicht mehr im Haus, als wir kamen. Eine andere Erklärung gibt es nicht!“

      Joe dachte einen Augenblick nach.

      „Teddy war im Lift, als ich gerade aus dem Schacht kletterte. Im Erdgeschoß stieg er nicht aus. Dort hätte ihn der Portier gesehen.“

      „Stimmt!“ nickte der Portier. „Ich hab’ das an den Lichtern auf der Schalttafel beobachtet. Ich kümmerte mich nur nicht darum, weil gleich darauf Mr. Joe Barrywie eine Rakete die Treppe heruntergeschossen kam.“

      „Wer hat den Keller durchsucht?“ wandte Joe sich an die umstehenden Cops.

      Ein junger Leutnant trat vor.

      „Wir haben bestimmt nichts übersehen, Mr. Walker. Außerdem hätte Teddy aus dem Keller nicht entkommen können. Er ist mit Stahltüren gesichert, die ausnahmslos mit Sicherheitsschlössern versperrt waren, als wir ’runtergingen. Nur der Aufgang zur Halle war offen, aber da hätte ihn der Portier sehen müssen.“

      „Trotzdem ist er herausgekommen“, sagte Joe hartnäckig. „Ich will mir den Keller selbst ansehen!“

      Er ging zur Treppe. Captain Ballister folgte ihm. Sie trotteten nach unten und liefen durch die weiträumige Anlage, die jetzt in grelles Neonlicht getaucht war.

      Am Ende des Rundganges blieben sie stehen.

      „Nun?“ erkundigte sich der Captain. „Wo ist Teddy rausgekommen?“

      Joe deutete mit der Hand auf einen schmalen Gang. „Dort!“ sagte er.

      „Da stehen Mülltonnen. Darüber liegt der Schacht des Müllschluckers. Den dürfte er kaum nach oben geklettert sein.“

      Joe nahm die Stablampe des Captains und leuchtete in den Schacht, der als einziger Raum hier unten nicht erleuchtet war. Etwa vierzig Mülltonnen standen hier nebeneinander. Sie füllten