Dann wurde sein Stöhnen so dunkel und tief, wie sie es noch nie gehört hatte, und er stieß so hart zu, dass sie aufschrie. Härter und härter stieß er in sie, und Schmerz und honigwarme Süße vermischten sich zu Freude und Lust, die sie sämtliche Kontrolle über jede einzelne Faser ihres Körpers verlieren ließen.
„Oh nein, ich muss pinkeln, wenn du weitermachst“, keuchte sie, aber da war es bereits zu spät, und er stöhnte „Ich liebe dich dafür“ und kam in ihr, während ein Orgasmus sie erschütterte, der anhielt und aus lauter Scham und Freude über die Gleichgültigkeit gegenüber der Scham in den nächsten überging. Bei Jens musste sie sich für nichts schämen. Für gar nichts.
Ulf kam nach Hause, war zwar noch nicht wieder ganz er selbst, meinte aber, Frederiks häufige Besuche täten ihm gut. Solbjørg war erleichtert.
Sie fühlte sich krank, bedrückt und körperlich ausgelaugt. Ihr Gewissen war schwarz, aber gleichzeitig spürte sie ein unbändiges Verlangen. Nach Jens und Sex und danach, die Kontrolle zu verlieren, nach Wildheit, Liebe und Zärtlichkeit.
An dem Nachmittag, als sie wegen anhaltender Erschöpfung einen Arzt aufsuchen wollte, berichtete Ulf ihr, er habe Frederik mitgeteilt, seine Besuche seien nicht mehr erwünscht. Er müsse sich wieder voll und ganz auf Gott und das Gnadengeschenk des Glaubens konzentrieren.
Im Bus auf dem Weg nach Fjerritslev setzte Solbjørg ihre Sonnenbrille auf und weinte still. Weinte über Ulf und sich selbst und ihr gemeinsames Leben, das sie nicht länger überschauen konnte.
Als sie einige Stunden später zurückkam und aus dem Bus stieg, ging sie auf direktem Weg zu Jens Svarts Haus. Sie hatte einen Entschluss gefasst.
Die Touristen, die auf dem Schotterweg vorbeischlenderten, sahen Jens, wie er aus seinem Haus kam, Solbjørg hinüber zur Garage zog und leise, aber intensiv mit ihr sprach.
Am Abend beichtete sie es Ulf.
Er reagierte nicht wie gewöhnlich mit seiner milden Stimme.
„Du – du Hure! Du Maria Magdalena!“, brüllte er.
„Ich bin keine Hure. Ich sehne mich nur danach, geliebt zu werden.“
„Krank und pervers!“, brüllte Ulf weiter.
„Das ist weder krank noch pervers.“
„Doch, ist es! Und es wird verdammt noch mal Folgen haben.“ Ulf griff nach seiner Bibel und schleuderte sie auf den Boden.
„Du sollst nicht fluchen.“
„Du bist eine entsetzliche Egoistin. Ich habe dir alles gegeben!“, brüllte Ulf und ergriff die Teekanne. Er warf sie durch das Küchenfenster, und Keramik und Glas zersplitterten auf dem gepflasterten Gartenweg darunter.
Solbjørg ging in den Flur, rief die Telefonzentrale an und bat darum, mit einem Taxiunternehmen verbunden zu werden. Sie bestellte einen Wagen, während Ulf einen Stuhl durch das Fenster neben ihr schleuderte. Dann packte er eine steinerne Vase und zielte auf Solbjørg.
Die Terrassentür wurde aufgerissen, und Frederik stand im Zimmer. Mit einem Satz war er bei Ulf und riss ihm die Vase aus der Hand.
„Sie verlässt mich“, rief Ulf. „Verfluchte Hure!“
„Ich kümmere mich um ihn“, sagte Frederik leise zu ihr.
Er legte beide Arme um Ulf, der zur Salzsäule erstarrt dastand. Frederik strich ihm beruhigend über den Rücken.
Schluchzend brach Ulf zusammen.
Solbjørg trat hinaus in die Sommernacht, um auf ihr Taxi zu warten.
Kurz darauf kam sie im Hotel in Fjerritslev an.
Sie klopfte an die Tür zu Zimmer sieben.
Jens öffnete.
„Meine Liebste“, sagte er. Sonst nichts.
Auf dem Nachttisch lagen drei kleine Steine. Auf dem einen war ein Muster zu erkennen, das einem S glich, auf dem zweiten ein J. Auf dem dritten Stein waren kleine Ablagerungen aus Kalk zu sehen. Zusammen ähnelten sie einem Baby. Jens legte alle drei Steine in ihre Hand. Er lächelte.
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