Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: James Fenimore Cooper
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788027209774
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gibt es, Junge?« flüsterte der Kundschafter, seine hohe Gestalt wie ein Panther zusammendrückend, der auf seine Beute losspringen will. »Gott gebe, daß es ein saumseliger Franzose ist, der noch plündern will. Ich glaube, mein Wildtödter würde sich heute ganz besonders gut halten.«

      Ohne zu antworten, enteilte Uncas und hatte einen Augenblick darauf von einem Gebüsch ein Stückchen von Cora’s grünem Schleier herabgeholt, das er nun wie im Triumphe schwang. Die Bewegung, die Geberde und der Schrei, der den Lippen des jungen Mohikaners entfuhr, riefen die Andern im Augenblick herbei.

      »Mein Kind,« rief Munro mit ungestümer, wilder Stimme; »gebt mir mein Kind!«

      »Uncas will’s versuchen,« war die kurze und bewegliche Antwort.

      Diese einfache aber bedeutungsvolle Zusage ward von dem Vater nicht beachtet. Er ergriff das Stückchen Schleier, preßte es krampfhaft in die Hand, während seine stieren Blicke sich auf die Büsche umher hefteten, als hoffte oder fürchtete er, sie möchten ein Geheimniß enthüllen.

      »Hier sind keine Todte!« sprach Heyward, »der Sturm scheint nicht diesen Weg genommen zu haben.«

      »Das ist so klar, wie der Himmel über uns,« bemerkte der unverzagte Kundschafter; »aber entweder sie selbst oder diejenigen, die sie entführten, sind durch dieses Gebüsch gedrungen; »ich erinnere mich noch recht gut, daß sie diesen Lappen trug, um ein Gesicht zu verbergen, in das Alle so gern schauten. Uncas, du hast Recht; das schwarzlockige Mädchen ist hier gewesen und wie ein verscheuchtes Hirschkalb in den Wald geflohen – und wer hätte sich auch der Flucht entzogen, um sich morden zu lassen? Wir wollen nach ihrer Spur forschen; es ist mir oft, als ob für ein Indianerauge selbst der Kolibri Merkzeichen in der Luft zurücklassen müßte.«

      Der Mohikaner stürzte während dieser Bemerkung fort, und kaum hatte der Kundschafter ausgeredet, so erhob der Erstere vom Saume des Waldes ein neues Freudengeschrei. Als sie an die Stelle kamen, gewahrten sie ein zweites Stückchen Schleier, das an dem niedrigen Aste einer Buche flatterte.

      »Gemach! gemach!« rief der Kundschafter, dem eiligen Heyward die lange Büchse vorhaltend; »wir wissen jetzt, wo wir daran sind; aber die Schönheit der Spur darf nicht entstellt werden. Ein Schritt zu früh kann uns Stunden lang zu schaffen machen; wir haben sie; das ist nicht zu läugnen.«

      »Gott segne euch, Gott segne euch, würdiger Mann!« rief Munro; »wohin sind sie denn geflohen, und wo sind meine Lieben?«

      »Der Weg, den sie genommen haben, hängt von mancherlei Umständen ab. Wenn sie allein geflohen sind, so können sie ebensowohl im Kreis herum, als gerade aus gegangen seyn; dann sind sie wohl nicht mehr als zwölf Meilen von uns. Haben aber die Huronen, oder andere französische Indianer Hand an sie gelegt, so sind sie wahrscheinlich bereits den Gränzen Canadas nahe. Aber was thut das?« fuhr der besonnene Kundschafter fort, der Angst und Bestürzung in den Mienen seiner Zuhörer las; »hier sind die Mohikaner und ich an dem einen Ende der Fährte, und verlaßt euch darauf, wir finden das andere, wenn auch hundert Stunden dazwischen lägen! Sachte! sachte; Uncas! du bist so ungeduldig, wie einer aus den Kolonien! du vergißt, daß leichte Füße nur schwache Spuren hinterlassen!«

      »Hugh!« rief Chingachgook, eine Oeffnung untersuchend, die, wie man nur zu deutlich sah, durch das niedrige, den Wald umsäumende Unterholz gemacht worden war, richtete sich auf und deutete auf die Erde in der Stellung und mit der Geberde eines Mannes, der eine widerliche Schlange erblickt hat. »Hier ist die deutlichste Spur eines Männerfußes!,« rief Heyward, indem er sich auf die bezeichnete Stelle niederbückte: »er ist an den Rand dieser Pfütze getreten, das sieht man deutlich. Sie sind Gefangene!«

      »Besser als wenn man sie in der Wildniß hätte Hungers sterben lassen!« versetzte der Kundschafter; »und um so sichtlicher wird ihre Fährte werden. Ich wollte fünfzig Biberfelle gegen eben so viel Flintensteine wetten, daß die Mohikaner und ich innerhalb eines Monats in ihren Wigwams sind! Bücke dich, Uncas, und sieh, was du aus dem Moccasin machen kannst: denn ein Moccasin ist’s offenbar und kein Schuh!«

      Der junge Mohikaner bückte sich über die Spur, entfernte die zerstreuten Blätter in der Nähe und untersuchte Alles mit der Sorgfalt eines Geldmäklers, der in unsern Tagen der Bedenklichkeit einen verdächtigen Schuldbrief betrachtet. Endlich erhob er sich von den Knieen, mit dem Erfolg seiner Untersuchung, wie es schien, zufrieden.

      »Nun, Junge,« fragte der aufmerksame Kundschafter, »was meinst du? Kannst du etwas daraus machen?«

      »Le Renard Subtil!«

      »Ha, wieder der schleichende Teufel! Es wird kein Ende mit ihm nehmen, bis mein Wildtödter ein vertrauliches Wort mit ihm gesprochen hat,«

      Heyward räumte nur widerstrebend die Richtigkeit dieser Betrachtung ein und drückte mehr Hoffnung als Zweifel aus, während er sprach:

      »Ein Moccasin ist wie der andere, ‘s wird eine Täuschung seyn.«

      »Ein Moccasin ist wie der andere! Eben so gut könntet ihr sagen: ein Fuß ist wie der andere; und doch wissen wir alle, daß die einen lang, die andern kurz sind, die einen breit, die andern schmal, daß bei den einen der Rist hoch, bei andern nieder ist; daß die einen einwärts, die andern auswärts gehen. Die Moccasins sehen einander so wenig gleich als ein Buch dem Andern, wenn schon derjenige, der in dem einen liest, nicht immer im Stande ist, etwas vom andern zu sagen. So ist alles aufs Beste geordnet und Jedem sein Vortheil vor dem andern gegeben. Laß mich auch darnach sehen, Uncas: Buch oder Moccasin, zwei Meinungen sind immer besser, als nur eine.« Der Kundschafter bückte sich und fügte augenblicklich hinzu: »Du hast Recht, Junge; hier ist die Spur, die wir so oft gesehen haben, wenn wir Jagd auf ihn machten. Der Bursche trinkt gern, wenn er dazu kommen kann. Wenn ein Indianer den Trunk liebt, so hält er immer ein weiteres Geleise, als der Wilde im Naturzustand, da ein Säufer sich gerne spreizt, mag seine Haut nun von rother oder weißer Farbe seyn. ‘s ist auch die rechte Länge und Breite! Da sieh her, Sagamore: du hast die Fußstapfen mehr denn einmal gemessen, als wir das Geziefer von Glenn’s bis zur Heilquelle verfolgten,«

      Chingachgook willfahrte, und nach einer kurzen Untersuchung stand er wieder auf und sprach mit seiner eigenthümlichen Ruhe nur das Wort:

      »Magua.«

      »Ja, soviel ist gewiß; hier ist das Mädchen mit dem schwarzen Haar und Magua vorbeigekommen.«

      »Und Alice nicht?« fragte Heyward.

      »Von ihr haben wir noch keine Spuren entdeckt,« antwortete der Kundschafter, die Bäume, die Gebüsche und den Boden aufmerksam beäugend. »Aber was sehe ich hier? Uncas, hol’ mal das Ding, welches dort an dem Dornbüsche hängt.«

      Der Indianer gehorchte und der Kundschafter nahm den Fund, hob ihn in die Höhe und lachte still und herzlich vor sich hin.

      »Das ist das Spielzeug des Sängers! Jetzt haben wir ‘ne Spur, die ein Priester verfolgen könnte,« sprach er, »Uncas, such’ ‘mal die Spuren eines Schuhs, der lang genug ist, um ein sechs Fuß zwei Zoll hohes schlotterndes Menschengestell tragen zu können. Ich fasse einige Hoffnung für den Burschen, er gibt sein Gequiek auf, um sich auf ein besseres Handwerk zu legen.«

      »Wenigstens hat er treu auf seinem Posten ausgehalten,« sprach Heyward; »und Cora und Alice sind doch nicht ohne Freund.«

      »Ja,« entgegnete Hawk-eye, indem er seine Büchse senkte und sich mit sichtbarer Verachtung darauf stützte; »er singt für sie! Aber kann er ‘nen Rehbock zum Mittagsmahle schießen, nach dem Moos an den Buchen den Weg ermessen, oder einem Huronen die Gurgel abschneiden? Und kann er’s nicht, so lauft ihm der erste beste Spottvogel, den er trifft, den Rang ab. Nun, Junge, findest du was, das ‘ne solche Grundlage gibt?«

      »Hier ist so was, wie der Tritt von einem, der Schuhe getragen hat; kann es der unsers Freundes seyn?«

      »Berührt die Blätter leicht, sonst verrückt ihr die Form. Dies? dies ist der Tritt eines Fußes, aber es ist der des schwarzlockigen Mädchens und klein für eine so edle Höhe und herrliche Haltung. Die Ferse des Sängers würd’ ihn von vorne bis hinten bedecken.«

      »Wo?