Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: James Fenimore Cooper
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788027209774
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Dies war zuviel für den Zwang, den sich der alte Jäger bisher auferlegt hatte, und ein Glutstrom des Unwillens brach aus ihm hervor.

      »Warum sollte Regen aus den Wolken fallen«, rief er, »da Ihr Tränen preßt aus den Augen der Alten, Armen und Kranken? Weg mit dir! – Weiche von hinnen! Du magst nach dem Ebenbild Gottes geschaffen sein, aber der Satan wohnt in deinem Herzen. Fort, sage ich, fort! Mein Herz ist voll Leid, und dein Anblick gießt Galle hinein.«

      Benjamin hörte jetzt mit Geldzählen auf und erhob im selben Augenblick seinen Kopf, als sich Hiram, der bei den Worten des Jägers seine Vorsicht vergessen hatte, unglücklicherweise in den Bereich des Hausmeisters wagte, der alsbald mit eherner Faust den Friedensrichter bei einem Bein faßte und ihn in die Höhe wirbelte, noch ehe er Zeit hatte, sich zu besinnen oder von den Kräften, die er wirklich besaß, Gebrauch zu machen. Benjamins Kopf, Schultern und Arme waren gehörig proportioniert, obgleich der übrige Teil seines Körpers ursprünglich für einen andern Mann berechnet zu sein schien, und er wandte seine Leibeskräfte beim gegenwärtigen Anlaß mit vieler Umsicht an. Da er von vornherein seinen Gegner bedeutend in Nachteil gebracht hatte, so endigte der Kampf bald damit, daß sich die Magistratsperson in einer ähnlichen Stellung wie er selbst befand und die beiden Streiter männlich einander gegenüber saßen.

      »Ihr seid mir ein sauberer Vetter, das kann ich Euch sagen, Meister Tu-nur-wenig«, brüllte der Hausmeister; »ja, Ihr seid mir ein sauberer Vetter. Ich kenne Euch wohl, Ihr mit Euren Gutwettersprüchen ins Angesicht des Squire Dickens, während Ihr ihm nur den Rücken kehrt, um bei allen alten Weibern des Fleckens über ihn zu räsonieren. Ist es nicht genug für einen Christenmenschen, mag er auch noch so wenig Böses in seinem Herzen tragen, einen ehrlichen alten Kerl in dieser neumodischen Weise an den Fersen zu halten? Müßt Ihr auch noch an dem armen Teufel so hart vorbeisegeln, als ob Ihr ihn vor seinen Ankern in den Grund bohren wolltet? Aber ich habe manche schöne Rechnung gegen Euren Namen ins Logbuch eingetragen, Meister, und nun ist die Zeit gekommen, die Sache auf einmal mit Euch ins reine zu bringen. Braßt Euch also, Ihr Schlingel, braßt Euch, und wir wollen sehen, wer über den andern Herr wird!«

      »Jotham!« schrie die erschreckte Magistratsperson, »Jotham! ruft die Konstabler herbei Herr Penguillum, ich gebiete Frieden – ich befehle Euch, den Frieden zu halten.«

      »Es hat schon längst mehr Frieden als Liebe zwischen uns obgewaltet, Meister«, rief der Majordomo, indem er etliche sehr unzweideutige, feindselige Demonstrationen machte. »Nehmt Euch zusammen, braßt Euch! Wie schmeckt dieses bißchen von einem Schmiedehammer?«

      »Legt Hand an mich, wenn Ihr das Herz habt!« rief Hiram, so gut es ihm unter dem Griff, womit der Hausmeister seine Kehle umfaßte, möglich war, »legt Hand an mich, wenn Ihr das Herz habt!«

      »Wenn das kein Handanlegen ist, Meister, so weiß ich nicht, was Ihr darunter versteht«, brüllte Benjamin.

      Wir sehen uns in die unangenehme Notwendigkeit versetzt zu berichten, daß die Handlungen des Majordomo jetzt sehr gewalttätig wurden; denn er ließ seinen Schmiedehammer mächtig auf dem Amboß von Herrn Doolittles Gesicht arbeiten, und der Platz wurde im Augenblick ein Schauspiel des Schreckens und der Verwirrung. Die Menge schloß einen engen Kreis um den Stock, während einige nach dem Gerichtssaal eilten, um Lärm zu schlagen, und einige der Jüngern einen Wettlauf begannen, um zu sehen, wer so glücklich sein würde, der Gattin des unglücklichen Friedensrichters zuerst die kritische Lage ihres Mannes mitzuteilen.

      Benjamin arbeitete emsig und mit großer Geschicklichkeit fort, indem er die eine Hand dazu benutzte, seinen Gegner aufrechtzuerhalten, während er mit der andern forthämmerte; denn er hätte es für unter seiner Würde gehalten, nach einem gefallenen Feind einen Schlag zu führen. Infolge dieser bedächtigen Vorkehrung hatte er Mittel gefunden, Hirams Gesicht ganz aus seiner Form zu klopfen als es endlich Richard gelang, sich durch das Gedränge einen Weg nach dem Kampfplatz zu bahnen. Der Sheriff erklärte nachher, das ihm, abgesehen von der Kränkung, die ihm, als dem Bewahrer des Friedens, durch eine solche Handlung in der Grafschaft widerfahren, in seinem Leben nie etwas so weh getan habe, als daß er Zeuge dieses Einigkeitsbruchs zwischen seinen Günstlingen sein mußte. Hiram war gewissermaßen seiner Eitelkeit notwendig geworden und den Hausmeister, so sonderbar es auch scheinen mag, liebte er wirklich. Diese Zuneigung äußerte sich in den ersten Worten, welche ihm diese Szene entlockte:

      »Squire Doolittle! Squire Doolittle! Muß ich mich nicht schämen, einen Mann von Eurem Amt und Charakter so weit sich vergessen zu sehen, daß er den Frieden bricht, den Gerichtshof beleidigt und den armen Benjamin in dieser Weise mißhandelt!«

      Bei dem Ton von Herrn Jones’ Stimme hielt der Hausmeister in seinem Geschäft inne und ließ Hiram Gelegenheit, sein mißhandeltes Gesicht dem Vermittler zuzukehren. Durch die Anwesenheit des Sheriffs ermutigt, nahm Doolittle abermals die Zuflucht zu seinen Lungen.

      »Das Gesetz muß dagegen einschreiten!« rief er verzweifelt, »das Gesetz soll mir Genugtuung dafür verschaffen! Ich fordere Sie auf Herr Sheriff, diesen Mann zu ergreifen, und verlange, daß Sie ihn ins Gefängnis bringen.«

      Inzwischen hatte sich Richard über den wahren Tatbestand unterrichtet, weshalb er sich mit vorwurfsvollem Ton an den Hausmeister wandte:

      »Benjamin«, begann er, »wie seid Ihr in den Stock gekommen? Ich habe immer geglaubt, Ihr wäret so mild und lenksam wie ein Lamm, und aus keinem anderen Grunde standet Ihr so hoch in meiner Achtung. Benjamin! Benjamin! Ihr habt durch dieses schamlose Benehmen nicht nur Euch selbst, sondern auch Euren Freunden Schande gemacht. Gott steh’ uns bei, Herr Doolittle, es scheint, er hat Euch Euer Gesicht ganz auf die eine Seite geschlagen.«

      Hiram hatte sich unterdes auf die Beine geholfen, und sobald er sich außer Reichweite des Hausmeisters befand, brach er ungestüm los und erklärte, daß er Rache verlange. Die Beleidigung war zu offen vorgegangen, um ohne Beachtung bleiben zu können, und der Sheriff, eingedenk der Unparteilichkeit, die sein Vetter in der kürzlichen Verhandlung gegen Lederstrumpf an den Tag gelegt hatte, sah die peinliche Notwendigkeit ein, seinen Majordomo ins Gefängnis zu stecken. Die zu Nattys öffentlicher Ausstellung im Stock bestimmte Stunde war inzwischen abgelaufen, und als Benjamin hörte daß sie wenigstens für die erste Nacht im gleichen Gelaß eingesperrt werden sollten, ließ er sich die Maßregel ohne besondere Widerrede gefallen, wie er sich denn auch nicht einmal Bürgschaft zu leisten erbot, obgleich er, als ihn der Sheriff an der Spitze der ihn umgebenen Konstabler nach dem Gefängnis führte, folgende Vorstellung laut werden ließ:

      »Ich mache mir wenig daraus, mit Meister Bumppo eine Nacht oder so etwas seine Koje zu teilen, Squire Dickens; denn ich betrachte ihn als einen ehrlichen Mann, der ganz geschickt mit dem Bootshaken und der Büchse umzugehen weiß. Ich behaupte aber, daß es gegen alle Vernunft und alles Christentum ist, wenn man sagt, ein Mann verdiene etwas Schlechteres als eine doppelte Portion Rum dafür, daß er jenem Zimmermann das Gesicht auf eine Seite geklopft hat, wie Sie es nennen. Wenn es einen Blutsauger im Lande gibt, so ist es niemand anders als dieser Kerl. Ja, ich kenne ihn, und wenn der Spitzbube nicht von Holz ist, so wird er von mir erzählen können. Was liegt denn so mächtig Arges darin, Squire, daß Sie sich die Sache so zu Herzen nehmen? Sehen Sie, es ging gerade dabei zu wie in einer andern Schlacht: Breitseite an Breitseite, nur daß ich dabei vor Anker lag, wie es uns auch einmal in Port Praya ging, als der Souverän über uns kam; aber wir haben ihm seine Souveränität verleidet, ehe er wieder ausfuhr.«

      Richard hielt es nicht seiner Würde gemäß, auf diese Anrede etwas zu erwidern, und sobald seine Gefangenen sicher in einem der äußeren Kerker untergebracht und seinem Befehl gemäß die Riegel vorgeschoben waren, entfernte er sich.

      Benjamin plauderte während des Nachmittags oft mit den Vorübergehenden durch das Eisengitter; sein Gefährte jedoch durchschritt den engen Raum mit raschen ungeduldigen Tritten, wobei er niedergeschlagen den Kopf auf die Brust heruntersinken ließ; nur hin und wieder erhob er ihn auf Augenblicke nach den Müßiggängern am Fenster, und dann mochte wohl ein Ausdruck der kindischen Vergeßlichkeit des Alters seine Züge überfliegen, der aber schnell wieder einer tiefen Beklommenheit Platz machte.

      In der abendlichen Dämmerung bemerkte man Edwards in ernster Zwiesprache mit seinem Freund