„Ich bin vor zwei Tagen von zu Hause weggelaufen. Stella – das ist das Mädchen, mit dem ich gegangen bin – sollte sich hier mit mir treffen. Wir wollten heiraten. Ich habe gestern den ganzen Tag auf sie gewartet, aber sie ist nicht gekommen. Als ich vorhin zum Empfangstisch ging, bekam ich den Brief ausgehändigt. Es hat den Anschein, als hätte sie es sich inzwischen anders überlegt.“
Als Bonnie ihn so reden hörte, empfand sie unendliches Mitleid mit dem Jungen. Sie drehte sich um, berührte die Wand und zuckte schließlich die Schultern.
„Wahrscheinlich ist es das beste“, sagte sie. „Das weißt du doch auch. Besser jedenfalls, daß sie es sich vorher als nachher überlegt hat. Wenn man erst mal verheiratet ist, dann ist es meistens zu spät. Man kann so was nicht einfach rückgängig machen, weißt du? Es wirft allerhand Probleme auf, und man hat Schwierigkeiten, die lästige Fessel dann wieder abzustreifen. Zwei Menschen sollten wirklich nur heiraten, wenn sie sich ihrer gegenseitigen Gefühle absolut sicher sind.“
„Verdammt, das ist leicht gesagt! Ich habe sie geliebt!“ protestierte er. „Sie hat ja gar nicht gewußt, wie sehr ich sie geliebt habe! Das konnte sie ja gar nicht wissen! Sonst hätte sie mich bestimmt nicht so einfach im Stich gelassen.“
Bonnie ging quer durch den Fahrstuhlkorb und streckte beide Hände aus. Sie berührte seine Schultern und packte mit energischem Griff zu.
„Du solltest wieder nach Hause gehen“, sagte sie ganz vernünftig. „Das weißt du doch, nicht wahr?“
Sie fuhr ihm beruhigend mit den Händen über die Schultern.
Für einen Moment ignorierte der junge Mann diese Hände, die so zärtlich streicheln konnten und ihn in einen Widerspruch der Gefühle stürzten. Dann schloß er die Augen und hob den Kopf. Langsam und zögernd, als wüßte er nicht so recht, ob er sich das jetzt erlauben durfte, hob er einen Arm und legte die Hand auf eine ihrer Hände. Er hielt ihre Hand eine Weile fest, dann löste er sie von seiner Schulter und drückte die weiche Handfläche an seine Lippen.
Es war schon ziemlich lange her, seit sie zum letzten Mal echte Zärtlichkeit empfunden hatte. Als Bonnie den kleinen, dankbaren Kuß spürte, murmelte sie etwas Unverständliches vor sich hin und zog ihre Hand zurück. Sie trat noch etwas dichter an ihn heran und schlang ihm beide Hände um den Nacken. Mit sinnlich aufreizender Geschmeidigkeit drängte sie ihren Leib an seinen Körper.
„Du wolltest eine Hochzeitsnacht, nicht wahr?“ fragte sie und preßte sich noch dichter an ihn.
Der Bursche löste sich aus ihrer Umarmung, schob sie von sich und trat ein Stück von ihr zurück. Er wandte ihr den Rücken zu und lehnte sich mit verschränkten Armen an die Wand. Dann schloß er die Augen und ließ einen abgrundtiefen Seufzer der Enttäuschung und Depression hören.
„Warum ist sie nicht gekommen?“ fragte er leise wie zu sich selbst. „Herrgott, warum ist sie denn nicht gekommen? Es war doch alles fest abgemacht.“
Bonnie war gerührt.
„Nun, vielleicht hatte sie plötzlich Angst“, antwortete sie mitfühlend und verständnisvoll. „Es ist eben doch ein sehr großer Unterschied. Ich meine, von Hochzeit zu reden oder sie tatsächlich durchzuführen. Wahrscheinlich hatte sie vor allem, was damit nun einmal verbunden ist, Angst. Das ist bei jungen Mädchen durchaus verständlich. Und du bist ja auch noch ziemlich jung, nicht wahr?“
„Verdammt, ich bin schon achtzehn!“ begehrte er ungestüm auf. „Wie alt muß man denn sein, um heiraten zu können? Soll ich vielleicht damit warten, bis ich ein alter Mann bin?“
„Hm . . .“, machte Bonnie nachdènklich. „Achtzehn und versessen darauf, Flitterwochen zu erleben, wie? Darauf kommt’s dir doch wohl vor allem an, nicht wahr? Du hast dir allzu lebhaft vorgestellt, wie so eine Hochzeitsnacht wohl verlaufen würde, stimmt’s?“
Der junge Mann drehte sich um und blickte im Dunklen in ihre ungefähre Richtung.
„Was wollen Sie eigentlich von mir?“ fragte er unwirsch. „Warum setzen Sie mir so zu? Was geht Sie das alles überhaupt an? Warum mischen Sie sich da ein? Lassen Sie mich doch endlich in Ruhe! Es ist meine Angelegenheit, und ich muß zusehen, wie ich allein damit fertig werde! Ich brauche weder Ihr Mitleid noch Ihre guten Ratschläge, haben Sie mich verstanden?“
„Na, na, nun mal sachte“, sagte sie besänftigend. „Ich habe dir doch schon gesagt, daß ich auch einsam bin. Du kannst übrigens ruhig du zu mir sagen. Ich bin nicht viel älter als du. Aber im Moment bin ich genauso einsam wie du. Kannst du das denn nicht als Erklärung akzeptieren und dich damit begnügen?“
„Zum Teufel, wie kann ein Mädchen wie du denn einsam sein?“ fragte er. „Ein Mädchen, das so aussieht wie du! Du könntest doch an jedem Finger zehn Männer haben!“
„Vielleicht“, gab sie zu. „Aber ich habe da ein Problem, weißt du? Ich kann jeden Mann begehren, den ich gerade bei der Hand habe.“
Bonnie ging langsam auf ihn zu und berührte im Dunklen sein Gesicht. Sie schob ihre langen, schlanken Finger in sein Haar und zog seinen Kopf nach vorn. Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und preßte ihre Lippen auf seinen Mund.
Der Junge ließ alles widerstandslos über sich ergehen, zeigte aber zunächst keinerlei Reaktion.
Bonnie strich mehrmals mit ihren vollen, weichen Lippen über seinen Mund, bevor sie auch noch die Zunge zu Hilfe nahm, damit erst seine Lippen streichelte, sie mit sanfter Gewalt öffnete und die Zunge spielerisch hineinschob.
Der Bursche stöhnte leise, und als er spürte, wie ihre Zunge immer tiefer in seinen Mund eindrang, warf er den Kopf in den Nacken. Sein Gesicht verzerrte sich vor schierer Lust und Ungläubigkeit zu einer kleinen Grimasse. Er schien immer noch nicht ganz fassen zu können, was sich im Moment abspielte. Was wollte dieses Mädchen, das ihm doch vollkommen fremd war, eigentlich von ihm? Sie hatten sich doch erst vor wenigen Minuten kennengelernt und wußten so gut wie gar nichts voneinander.
Doch dann gab er seinen Gefühlen freien Lauf, begann leise zu stöhnen, öffnete bereitwillig den Mund und gab sich restlos den Empfindungen hin, die bei ihm durch das aufreizende Spiel, das dieses Mädchen mit der Zunge in seinem Mund vollführte, ausgelöst wurden. Es waren Gefühle, wie er sie noch nie erlebt hatte. Er verlor allmählich seine Hemmungen.
Auch Bonnie genoß dieses unerwartete Erlebnis mit einem fremden Jungen, der einen so schüchternen, unerfahrenen Eindruck machte. Das war doch etwas ganz anderes als mit diesen meistens schon älteren Männern, die sich bei ihr Liebe erkauften. Sie schob ihre Zunge immer tiefer in seinen Mund und spielte aufreizend mit seiner Zunge. Erst nach einigen Minuten zog sie ihre Zunge aus seinem Mund und trat schweratmend zurück. Der Junge murmelte etwas vor sich hin, dann packte er jäh zu, riß das Mädchen wieder in seine Arme, preßte seine Lippen auf ihren Mund und begann nun seinerseits mit dem Zungenspiel. Beinahe verzweifelt klammerte er sich an ihr fest, dann ließ er sie plötzlich los, schleuderte sie beinahe brutal an die Wand, griff mit beiden Händen nach ihrem Gesicht und hielt ihren Kopf fest, während seine Zunge von neuem in ihren Mund eindrang und zu versuchen schien, alles darin zu erforschen. Dieses Treiben brachte ihn beinahe um den Verstand.
Bonnie schauerte unter seinen leidenschaftlichen Zungenküssen zusammen. Ihr Höschen wurde feuchter denn je. Ihre Bauchmuskeln verkrampften sich immer stärker über ihrem Wonnehügel. Bonnie bekam fast so etwas wie einen Schwächeanfall. Ihre Brüste waren von einem feinen Schweißfilm überzogen und schwollen immer stärker in ihrem engen Büstenhalter an, als wollten sie um Freiheit betteln.
Seine Küsse verschlugen Bonnie den Atem. Als sie keine Luft mehr bekam und zu ersticken glaubte, gelang es ihr mit letzter Kraft, sich von ihm loszureißen. Sie holte jedoch nur einmal ganz tief Luft, dann preßte sie sich sofort wieder eng an ihn und streichelte mit beiden Händen seinen Rücken.
„Du bist so warm und ungestüm“, flüsterte sie ihm ins Ohr und rieb ihren Unterleib sinnlich an seinem Bauch. Der Junge schien plötzlich