EbenHolz und ElfenBein | Erotischer Roman. Martin Kandau. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Martin Kandau
Издательство: Bookwire
Серия: Erotik Romane
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783862773602
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sie waren pure Komplimente. Wortlos schwelgten Moe und ich in der Anwesenheit dieser Schönheit, die den Raum erfüllte. Sie wirkte skulptural, ihre hohen Schuhe spannten den Körper an bis in die Schultern, Marions lange, leicht gebräunte Beine schimmerten sanft muskulös in der Nacktheit ihrer warmen, glatten Haut. Darüber trug sie beige Hotpants, die sich eng um die perfekte Form ihres weiblichen Schoßes spannten – er war in dem Textil klar beschrieben und wie nackt. Dazu trug sie in blauer Farbe ein leichtes Top, dessen Träger im Nacken elegant zu einer Schleife gebunden waren. Mit einer gleichen Schleife wurde ihr blondes Haar in einem Pferdeschwanz zusammengehalten. Marions Outfit wirkte jugendlich, war aber trotzdem elegant und sexy zugleich. Niemand hätte ihrem Anblick widerstehen können, so auch Moe nicht.

      Ich sah, wie er von ihrer Erscheinung gefangen war. Meine wunderschöne Frau hatte ihn völlig in ihren Bann geschlagen. Und da schmeckte ich sie wieder: diese eigenartige, fremde, verlockende Frucht, die neuerdings in meinem Garten wuchs. Dieses bunte und leicht bittere, doch köstliche Obst, an dem ich leckte und das ebenso verwirrend wie berauschend auf mich wirkte. Mich erregte die Wirkung, die meine Frau auf diesen anderen Mann hatte. Es übte eine verwirrende Faszination auf mich aus. Der Widerstreit meiner Gefühle hatte sich gelegt – Marions Reize, die ich stets eifersüchtig und ängstlich bewacht hatte, konnte ich nun durch die Augen eines anderen genießen. In seinen Blicken steigerte sich ihre Schönheit noch, ich erlebte sie erfrischt und verstärkt, und gleichzeitig war sie nun fassbarer für mich. Mein lockig blondes Prachtweib als Objekt geheimer fremder Begierde zu sehen, löste eine überwältigende sexuelle Erregung in mir aus. Sie brachte mich nicht mehr aus dem Gleichgewicht, sondern stürzte mich in einen freien Fall, den ich mit offenen Armen begrüßte.

      Als man uns schließlich zu Tisch bat, war unser Hunger nicht mehr aufzuhalten. Marions Kochkunst duftete herrlich.

      Sie beschrieb ihre kulinarische Kreation. »Ich wollte dich nicht mit Sauerfleisch und Klößen überrollen. So was ist sowieso nicht unser Ding. Es ist auch nichts Übertriebenes. Ich habe mich für etwas Einfaches entschieden, etwas mehr Sinnliches: Linguine Zucchini e Scampi.«

      Sie machten sich gut. Das Essen auf den großen weißen Tellern sah aus wie fotografiert. Moe erkundigte sich nach dem Rezept und Marion ergänzte: »Petersilie, etwas Tomatenmark, drei Frühlingszwiebeln, gutes Öl und etwas Brühe …«

      Wir aßen. Ließen es uns auf der Zunge zergehen.

      »Ein Traum«, bestätigte Moe. »Ich mag Meeresfrüchte sehr.«

      »Ein Lob auf die Köchin!«

      »Aber ja!«

      Marion lachte.

      »Ein bescheidenes Mahl«, meinte sie.

      »Delikat!«, eiferten wir. Jetzt gab es nur noch den sinnlichen Genuss eines guten Essens in der Gegenwart unseres willkommenen Gastes. Es war ein Gefühl von Bereicherung, das Moe uns gab. In seiner Anwesenheit lag etwas, das lebendig und zugleich sehr sanft und angenehm war.

      »Machen wir es uns ein wenig gemütlicher«, schlug Marion nach dem Essen vor. »Setzt euch aufs Sofa. Ich bringe euch den Nachtisch.«

      »Gute Idee«, meinte ich, half ihr aber noch, den Esstisch abzudecken.

      Dann setzte ich mich zu Moe auf das Sofa. Marion holte aus der Küche eine große Platte, auf der sie exotische Früchte aufgeschnitten hatte und dekorativ präsentierte.

      »Sehr schön ist das«, fand unser Gast.

      »Bedient euch einfach mit den Fingern!«

      Wir naschten von den Früchten und unterhielten uns dabei.

      »Du sagtest etwas von den Hinterhöfen. Du schreibst gerade ein Buch?«, fragte Moe interessiert.

      »Ich hab gerade erst angefangen damit«, erzählte ich. »Es soll eine Sammlung kleiner Geschichten sein. Von Nachbarn, die sich begegnen, sich erleben und vielleicht ineinander verlieben.«

      Moe nickte. »Das klingt sehr schön. Das ist wirklich sehr poetisch …« Nach einer Pause fragte er: »Haben diese Geschichten denn auch eine erotische Handlung?«

      Darauf wusste ich erst keine Antwort. »Ich hab an rein romantische Geschichten gedacht«, meinte ich dann. »Die Erotik hab ich da weniger im Sinn …«

      Da entgegnete er weise fragend: »Kann man denn die Erotik ausblenden, wenn man über das Leben spricht und über die Sehnsüchte der Menschen? Ist sie nicht in Wahrheit genauso wichtig wie alles andere, was wir fühlen und was uns bewegt?«

      Ich sah ihn nachdenklich an. Spürte eine Spannung in mir, die daher kam, dass er im Grunde recht hatte. Und auch daher, dass seine Frage uns fast unvermeidlich einbezog. Diese Freundschaft zu ihm, die gerade begonnen hatte, hatte sozusagen romantische Bedeutung. Konnten andere Bedeutungen denn nicht miteingeschlossen sein? Diese Frage blieb unausgesprochen. Wir saßen schweigend da. Die Spannung war spürbar. Ein Gedanke blitzte zwischen uns auf. Zündete. Ein Funke, der sein Licht nicht mehr verlor.

      »Ach!«, tauchte Moe schließlich aus seinen Gedanken auf. »Ich hätte es fast vergessen. Ich hab doch ein kleines Geschenk für Marion mitgebracht!«

      Sie schaute ihn überrascht an. Moe zog aus seiner Ledertasche diese Kette heraus, die mir in seinem Laden so gut gefallen hatte. Es war die Halskette mit den großen Holzkugeln, die abwechselnd braun wie Ebenholz und weiß wie Elfenbein waren. Er reichte sie Marion und sagte: »Martin meinte, die würde dir gut stehen.«

      Marion ließ die Kette durch ihre Hände gleiten. »Die gefällt mir«, sprach sie, »die natürlichen Materialien, rustikal und doch irgendwie edel.« Und sie legte sich die Kette um den Hals, noch ohne sie zu schließen.

      »Auf dem Blau wirkt sie nicht so sehr, finde ich«, meinte ich.

      »Ja, auf freier Haut sieht sie schöner aus«, bestätigte Moe.

      Marion nickte. »Bei einem Kleid mit Ausschnitt zum Beispiel.«

      »Oder wenn du ganz nackt bist«, rutschte es mir schlüpfrig heraus. Wir lachten.

      »War mir klar, dass du dir irgendwas dabei gedacht hast!«, meinte Marion.

      »Ist er denn schlimm?«, fragte Moe.

      »Das kannst du aber glauben!«

      Wir lachten auf. Waren in heiterer Stimmung. Hatten Nähe gewonnen, waren entspannt und zugleich in leiser Aufregung, die aus dem Gefühl herrührte, dass diese angenehme Bekanntschaft irgendwie noch nicht das Ende ihrer Möglichkeiten erreicht hatte …

      Vom Abendhimmel draußen drang nun das zinnoberne Licht der letzten Sonne ins Zimmer. Wir lehnten uns noch weiter im Sofa zurück. Marion legte die Beine hoch. Ich bemerkte, wie Moe ihren schönen, scharf beschuhten Füßen viel Beachtung schenkte. Es schien einen sehr starken Reiz auf ihn auszuüben. Immer wieder während charmanter Plauderei verfing sich sein Blick für einen kleinen Moment.

      Ich hatte den Eindruck, er musste sich regelrecht losreißen. Irgendwann sprang er schließlich auf und sagte: »Ich will nicht zu spät nach Hause kommen!« Er bedankte sich auf seine herzliche Art bei uns für diesen Abend. Marion mit ihrer Kochkunst und ihrer Schönheit war eine perfekte Gastgeberin gewesen.

      Ich ging mit Moe in den Keller und half ihm, unseren Kühlschrank ins Auto zu verladen. Bevor er einstieg, fasste er mich an der Schulter und dankte noch einmal. Dann fuhr er los, und ich wusste, wir würden ihn wiedersehen.

      In der Wohnung war Marion in lebhafter Stimmung. Wir bekamen selten Besuch, und sie hatte wenig Gelegenheit, die Gastgeberin zu spielen.

      »Moe war zum ersten Mal hier, aber er wirkte irgendwie wie ein vertrauter Gast, fand ich.«

      »Ja«, schloss Marion sich an, »das habe ich auch so empfunden. Moe hat diese angenehme Ausstrahlung, die man oft bei Afrikanern findet.«

      Ich nickte.

      Marion lächelte. Dann wurde ihr Lächeln diskreter, und sie senkte leicht verschämt den Kopf. »Weißt du«, sagte sie zögerlich, »ich hatte das Gefühl, dass ich bei Moe eine Neigung getroffen