Auf die Frage Millers, welche Auswirkungen die Scheidung der Eltern auf die Befragten hatten, antworteten einige: »›Für eine sehr lange Zeit fühlte ich mich wie ein entwurzelter Baum, der mit seinen losen Wurzeln oberhalb der Erde in der Luft baumelte. (…) Ich hatte tief sitzende Gefühle von geringem Selbstwert und verstrickte mich tiefer in ein sündvolles Leben.‹
Eltern, die ihre Ehe aufgeben, legen ihr Kreuz ab und überlassen es ihren Kindern, es weiter zu tragen.
›Man sagt, dass Eltern, die ihre Ehe aufgeben, die Entscheidung treffen, ihr Kreuz abzulegen und es ihren Kindern überlassen, es zu tragen. Das ist genau so.‹
›Der Punkt, über den die wenigsten nachdenken, wenn sie Scheidung in Betracht ziehen, ist, dass sie Generationen beeinflusst. Keiner stellt sich vor, dass die Taufe des ersten Enkelkindes ein mega-stressiges, unangenehmes Ereignis ist, wo Ex-Ehepartner aufeinandertreffen und die Betroffenen immer wieder an die schlimmste Zeit ihres Lebens erinnert werden. Aber genau das passiert häufig. All diese eigentlich freudigen Ereignisse – Hochzeiten, Taufen, Abschlussfeiern – sind befleckt durch die Scheidung. Bei mir war es jedenfalls so. Meine Kinder haben erlebt, dass man Oma und Opa voneinander getrennt halten muss, dass sie nicht miteinander sprechen und wenn man einen der beiden einlädt, kommt häufig der andere nicht. Sie erlebten, wie wir mit Feiertagen herumjonglierten und sie aufteilen mussten, wenn es so viel einfacher gewesen wäre, wenn alle hätten zusammenkommen können. Sie sahen, wie Onkel und Tanten Partei für eine Seite ergriffen (…) sogar bis zum heutigen Tag. Es ist traurig.‹
›Die negativste Auswirkung, die Ehescheidung auf die Kinder hat, ist Einsamkeit. Ich meine nicht die physische Einsamkeit, weil ein Teil nicht da ist. Ich meine die niederschmetternde emotionale Einsamkeit, wenn man dann selbst versucht herauszufinden, wie es ist, eine Ehe zu führen. Einfach ausgedrückt, wenn du mit deinen Eltern nicht darüber sprechen kannst, was es bedeutet, eine Ehe zu führen, mit wem kannst du dann darüber reden? Zu dem Gefühl der Isolation kommt dann noch die Angst, dass du selbst die Geschichte wiederholst mit deiner eigenen Ehe.‹«15
Wir möchten Ihnen dabei helfen, dass Ihre Ehe, der heilige Bund, den Sie geschlossen haben, glücklich und stabil bleibt. Ein ganzes Leben lang. Geben Sie nicht auf, investieren Sie neu und immer wieder in die faszinierendste zwischenmenschliche Beziehung, die es gibt!
Bernd C.
Duell oder Duett?
Im Oktober 2008 kam der Film »High School Musical 3: Senior Year« in die Kinos, der zum erfolgreichsten Musical der US-Geschichte werden sollte. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich dort während einer Quality Time mit meiner damals zehnjährigen Tochter Grace neben Dutzenden anderer Teenager-Mädchen im Kino saß. Was mich an diesem Film beeindruckte, war das Duett, das den Höhepunkt des Streifens bildete. Zunächst beginnt die blonde Intrigantin Sharpay (Ashley Tisdale) das Duett. Doch statt dem von ihr erwarteten Troy (Zac Efron) stürmt ein anderer junger Mann auf die Bühne, der ein Parfüm aufgelegt hatte, auf das Sharpay allergisch reagiert. Das Duett wird zum Duell und nach einem chaotischen Intermezzo kommt dann mit Verspätung endlich die bis dahin abwesende Erstbesetzung Troy und Gabriella (Vanessa Hutgens) auf die Bühne und übernimmt. Sie singen voll Leidenschaft und Liebe das Duett zu Ende.16 Es öffnete mir die Augen, den Unterschied zu sehen, mit dem beide Paare das gleiche Lied singen.
Ich musste daran denken, wie die meisten Ehen beginnen. Sie starten als wunderschönes Duett, als Gleichklang der Seelen, leidenschaftlich, hingegeben, voller Opferbereitschaft und Begeisterung. Doch in einer Ehe zählt nicht, wie sie beginnt, sondern wie sie vollendet wird. Iris und ich, wir singen bereits seit über dreißig Jahren unser Lebenslied zusammen. Heute singen wir besser zusammen als je zuvor in unserem Leben. War das Glück, Gnade, Zufall? Nein, es hatte etwas mit dem Lernen von Prinzipien, mit Entscheidungen und mit gelebter Beständigkeit zu tun.
Geistliche Intimität stärkt die Ehe
Wie wir am Anfang des Kapitels gesehen haben, braucht es zwei Komponenten, um ein glückliches Leben führen zu können: eine stabile Ehe und eine echte Beziehung zu Gott. Idealerweise werden diese zwei Fundamente miteinander verbunden, denn wenn Sie mit Ihrem Ehepartner zusammen Ihr geistliches Leben gestalten, werden Sie auf besondere Weise miteinander verbunden sein. Wenn Sie beide Christen sind, gibt es einige sehr tief gehende Dinge, die Sie miteinander tun können. Dinge, die das Potenzial mit sich bringen, Sie sogar noch stärker miteinander zu verbinden als alles, was wir in den vorherigen Abschnitten beschrieben haben.
Hier einige Vorschläge, um geistliche Intimität zu pflegen:
• Sprechen Sie regelmäßig zusammen mit Gott. Das kann ein festes Ritual sein, wie z. B. fünf Minuten vor dem Einschlafen oder morgens, bevor Sie das Haus verlassen.
• Beten Sie für andere Menschen und bestimmte Nöte.
• Lesen Sie gemeinsam Ihre Bibel – zum Beispiel nach einem Tagesleseplan.17
• Lesen Sie parallel die gleiche Tageslese/das gleiche Andachtsbuch oder ein geistliches Buch und tauschen Sie sich darüber aus.
• Hören Sie gemeinsam oder parallel die gleichen Predigten und Vorträge an.18
• Führen Sie ein Gebetstagebuch, in dem Sie eigene Erkenntnisse, die Sie beim Bibellesen, Predigthören oder in Ihrer eigenen Gebetszeit gesammelt haben, notieren und über die Sie sich bei Gelegenheit austauschen können.
• Besuchen Sie einmal im Jahr gemeinsam eine christliche Konferenz und wachsen Sie auch hierdurch gemeinsam und zusammen.
• Arbeiten Sie beide in Ihrer Kirchengemeinde mit. Wenn möglich, tun Sie Ihren Dienst gemeinsam.
• Nehmen Sie Ihre Quality-Time-Quickies (was das ist, darauf kommen wir in Kürze zu sprechen), um sich über Ihr geistliches Leben auszutauschen und sich auf den neuesten Stand zu bringen. Wir tun das sehr gerne mehrfach die Woche bei einer Joggingrunde und zu Beginn unserer Eheabende.
• Seien Sie einander »erste Jünger«. Wir nennen uns so, weil wir glauben, dass Gott das als wichtigsten Auftrag gegeben hat: Menschen zu Jüngern von Jesus zu machen. Ein anderes Wort wäre Mentor, Entwickler, Ermutiger, aber auch Feedbackgeber. Wir haben uns nicht nur erlaubt, sondern einander gebeten, uns alles zu sagen, was uns auffällt. Wir trainieren einander seit vielen Jahren, mit Worten richtig umzugehen, und weisen uns bei jeder Gelegenheit darauf hin, wenn uns hier etwas Negatives auffällt. Bedenken Sie: Niemand kennt Sie so gut wie Ihr eigener Ehepartner. Wenn er das Wissen einsetzt, um Sie zu fördern, statt sie zu kritisieren, ist das eine großartige Chance.
Jeder Mensch sehnt sich tief in seinem Innersten danach, an etwas Bedeutsamem beteiligt zu sein. Eine Sache, die größer ist als er selbst und auch über sein eigenes Leben hinausgeht – sowohl was den Umfang als auch die Zeit betrifft. Es ist die Sehnsucht nach Transzendenz – etwas, was Ewigkeitswert hat.
Die Bibel rät uns: »Hört auf, euch Sorgen zu machen um euer Essen und Trinken oder um eure Kleidung. Warum wollt ihr leben wie die Menschen, die Gott nicht kennen und diese Dinge so wichtig nehmen? Euer himmlischer Vater kennt eure Bedürfnisse. Macht das Reich Gottes zu eurem wichtigsten Anliegen, lebt in Gottes Gerechtigkeit, und er wird euch all das geben, was ihr braucht.« (Matthäus 6,31-33). Ist das nicht gewaltig? Der allmächtige Gott sagt uns hier zu, dass er uns den Rücken freihält, wenn wir uns zuerst um seine Anliegen kümmern. Wenn uns das ein Milliardär sagen würde, wären wir sehr entspannt. Doch verfügt unser Gott nicht nur über unbegrenzte monetäre und materielle Mittel, sondern er ist auch der weltbeste Heiler von Körper und Seele und der großartigste Förderer von Ehen und Familien. Eine bessere Basis für die Ehe kann es nicht geben.
Gott als Verbindung zwischen den Eheleuten
Als wir selbst getraut wurden, beschrieb der Prediger die Bedeutung der Ehe anhand eines einprägsamen Bildes, das wir seitdem in allen Trauungen, die wir in den letzten dreißig Jahren vornahmen, ebenfalls verwendeten.
Er sagte sinngemäß: