15
Nun glaubten wir,
die Völker in Cölesyrien und Phönizien nicht durch Waffengewalt,
sondern durch Milde
und große Menschenfreundlichkeit gewinnen
und ihnen bereitwillig Gutes erweisen zu sollen.
16
So wiesen wir den städtischen Tempeln sehr reiche Einkünfte zu
und kamen auch nach Jerusalem,
und zwar zogen wir hinauf,
dem Tempel der Verruchten, die nie vom Unsinn lassen,
Ehre zu erweisen.
17
Sie hießen zwar unsern Besuch anscheinend willkommen;
aber ihre Begrüßung war unaufrichtig.
Wir hegten nämlich den Wunsch,
ihren Tempel zu betreten
und ihn mit hervorragend schönen Weihegeschenken zu ehren.
18
Da verweigerten sie uns in ihrem alten Dünkel den Zugang.
Sie blieben aber unbehelligt von unserer Macht,
infolge der Güte, die wir gegen alle Menschen hegen.
19
Sie zeigen aber ihr Übelwollen gegen uns offen;
so stehen sie allein unter allen Völkern in ihrer Hartnäckigkeit
gegen Könige und ihre eigenen Wohltäter da
und wollen nichts, was billig ist, auf sich nehmen.
20
Wir aber bequemten uns ihrem Unverstand an
und handelten, wie es sich ziemte,
als wir siegreich nach Ägypten zurückkehrten
und allen Völkern gütig begegneten.
21
So boten wir dabei auch allen ihren Volksgenossen Verzeihung an.
Ferner wagten wir es, im Hinblick auf das Kriegsbündnis
und die ihnen seit langem anvertrauten zahllosen Geschäfte,
eine Änderung zu treffen.
Wir beschlossen nämlich,
sie des alexandrinischen Bürgerrechts für würdig zu erklären
und sie an den ewigen Gottesdiensten teilnehmen zu lassen.
22
Sie aber nahmen es entgegengesetzt auf
und stießen aus angeborener Tücke das Gute von sich
und neigten sich hartnäckig dem Schlechten zu.
23
Sie verschmähten nicht bloß das unschätzbare Bürgerrecht,
sondern bezeugen auch durch Reden
und Schweigen ihren Abscheu
den wenigen unter ihnen, die gegen uns redlich gesinnt sind;
sie lauern ja beständig darauf,
daß wir, durch ihr unrühmliches Benehmen dazu bewogen,
die Verordnungen schleunigst rückgängig machten.
24
Wir sind somit aus guten Gründen völlig überzeugt,
daß diese uns auf jede Art feindlich gesinnt sind,
und so wollen wir verhüten,
daß wir nicht diese Verruchten als Verräter
und barbarische Feinde im Rücken hätten,
falls einmal plötzlich ein Aufruhr gegen uns ausbräche.
25
Deshalb verordnen wir,
daß sofort nach Einlauf des Briefes
die Bezeichneten samt Weibern und Kindern in Eisenketten
mit Schimpf und Schande uns gesandt werden
zu fürchterlicher und schmachvoller Hinrichtung,
wie es Verrätern geziemt.
26
Denn wir glauben, daß nach ihrer gemeinsamen Bestrafung
sich unser Staat
für die Zukunft in sicherster und bester Verfassung
befinden werde.
27
Wer nun einen Juden, Greis oder Kind
oder selbst Säugling, verbirgt,
der soll mit seiner ganzen Familie
auf schrecklichste Weise getötet werden.
28
Anzeigen soll jeder, der will!
Der Anzeiger soll das Vermögen
des der Strafe Verfallenden erhalten,
dazu aus dem königlichen Schatz 1000 Silberdrachmen;
auch soll er in Eleutheria gekrönt werden.
29
Jeder Ort, wo ein Jude entdeckt wird, soll verwüstet und verbrannt
und für jedes sterbliche Wesen
auf immer unbrauchbar gemacht werden.“
30
So war der Inhalt des Briefes abgefaßt.
4. Kapitel: Die Juden in Alexandriens Rennbahn
1
An allen Orten, wohin diese Verordnung gelangte,
wurde auf öffentliche Kosten für die Heiden ein Fest
unter Jubel und Frohlocken veranstaltet;
der längst eingewurzelte Haß machte sich offen Luft.
2
Bei den Juden aber herrschte endlose Trauer,
Klagegeschrei und Weinen;
ihr Herz stand von Seufzern ganz in Flammen,
als sie das unvermutete, plötzlich über
sie verhängte Verderben beklagten.
3
Welcher Gau oder welche Stadt oder welcher Wohnort
oder welche Straßen wurden nicht ihretwegen
mit Klagen und Weherufen erfüllt?
4
Sie wurden von den städtischen Befehlshabern
grausam und herzlos insgesamt ausgetrieben.
Angesichts der ausgesuchten Peinen beweinten
selbst einige der Feinde ihre unselige Austreibung,
dachten sie doch an das allgemeine Elend
und den ungewissen Ausgang des Lebens.
5
Da wurde eine Masse Greise im grauen Haar herbeigeschleppt;
sie mußten ihre vom Alter