Wyatt Earp Box 15 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Box
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740976538
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lag Santa Fé vor ihnen. Die große Stadt, die auf jeden, der sie zum erstenmal besuchte, einen unerhört lebendigen, farbigen und turbulenten Eindruck machte.

      »Wir reisen nach Santa Fé!« hatte Duncer entschieden.

      Da weder Abbot noch Clowsterfield etwas dagegen hatten, ritten sie nach Santa Fé.

      Das heißt, Clowsterfield war nicht gerade begeistert von dem Gedanken, ausgerechnet die große Stadt aufzusuchen.

      Was konnte einem da nicht alles über den Weg laufen? Leute, die einen vielleicht doch kannten, Menschen, denen man irgendwann oder irgendwo einmal auf einsamer Strecke den Geldbeutel geleert hatte, Trader, Rancher und zahllose andere Menschen. Und dazu kam, daß die Stadt ganz sicher keinen lahmen Sheriff hatte.

      »Vor Jahren war sogar einer der Earps Sheriff in Santa Fé«, meinte Abbot, der schon mit Morgan Earp zusammengerannt war. Er hatte ein Riesenglück gehabt, daß der damalige Sheriff von Santa Fé gerade einem Raubmörder auf der Spur war. So konnten die Stadt und er sich nicht eingehender mit dem Bulldoggen-Mann Abbot beschäftigen.

      Abbot hatte sich dann auch rasch aus dem Staub gemacht, als er gehört hatte, daß dieser Morgan Earp seinem berühmten Bruder Wyatt in Härte und Wachsamkeit in nichts nachstünde.

      Oregon Jack war noch nicht in Santa Fé gewesen; er war überhaupt noch nicht so weit in den Süden gekommen.

      *

      Als sie die Stadt erreichten, war es früher Morgen. Sie waren die ganze Nacht hindurch geritten und hatten am Vortage sieben Stunden im Schatten einer hohen Kakteengruppe geschlafen.

      Als sie das erste Haus passierten, fragte Abbot: »Woher weißt du, daß dieser Earp nicht mehr hier ist, Jack?«

      Duncer wandte den Kopf nicht zur Seite; er tat es nie, wenn er mit den anderen sprach. Dies gehörte mit zu den Dingen, die er sich ausgedacht hatte, um seine Führerrolle bei den anderen zu behaupten.

      »Er ist nicht mehr in Santa Fé!«

      »Aber wer kann das so genau wissen. Wann warst du zum letztenmal hier? Vor einem Jahr, einem halben Jahr? Vor drei Monaten? Das kann sich doch jeden Tag ändern. Die ­Earps haben einen großen Namen und werden gesucht als Sheriffs. Morgan kann längst wieder hier sein. Hätten wir uns nicht vorsichtshalber erkundigen sollen?«

      »Nein. Aber du kannst ja ins Office reiten und nachfragen!« giftete Duncer. »Sag mal, weshalb hast du eigentlich solche Angst vor ihm? Ich denke, du wirst in New Mex nicht gesucht.«

      »Werde ich auch nicht. Aber ich habe ihn damals gesehen. Ich sage dir, der Kerl ist scharf wie ein Wolf. Damals hatte er zu meinem Glück Lattenberger im Auge. Ich hatte nämlich in einer Schenke am Stadtrand eine kleine Meinungsverschiedenheit mit einem feisten Kerl… und dann gab’s ein paar Reden und Widerreden, und dann lag er am Boden.«

      »Na und?« entgegnete der gewissenlose und gefühlskalte Mann aus Oregon. »Ein Toter mehr oder weniger, das spielt doch hier keine Rolle. Und über Morgan Earp kannst du beruhigt sein: Er wurde im Frühjahr unten in Tombstone von den Clantons erschossen.«

      Damit war das Thema erledigt und die Bahn also frei.

      Duncer hatte es auf die Santa Fé Bank abgesehen, von der er in einer Schenke in Ortiz oben an der Grenze gehört hatte. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, ritt er deshalb die Mainstreet hinunter, und plötzlich sprangen ihm von der Fassade eines großen Steinhauses die Worte »Santa Fé Bank« ins Auge.

      Er führte seinen Fuchs an den Zügelholmen und rutschte aus dem Sattel.

      Als er Clowsterfield die Zügelleinen zugeworfen hatte, zischelte der ihm zu:

      »Steig wieder auf, Jack.«

      Ohne etwas zu fragen, nahm Oregon Jack den linken Hinterhuf seiner Stute hoch und tat, als wolle er das Hufeisen prüfen.

      Dann nahm er die Zügel von Clow­sterfield wieder und zog sich in den Sattel.

      Erst jetzt, als sie weiterritten, fragte er, ohne den Blick zu wenden:

      »Was war los?«

      »Der Sheriff stand in der Bank«, meinte Clowsterfield, seinen Bart kratzend. »Ich nehme an, daß du kein Interesse hattest, ihn gleich zu begrüßen.«

      Sie ritten weiter.

      Vor der »Fegefeuer-Bar«, hielt Duncer wieder an.

      »Richtig«, krächzte Abbot. »Ich bin halb verdurstet.«

      »Wir brauchen keinen Whisky«, gab Duncer kühl zurück. »Wir brauchen Geld, verstehst du.«

      Sie betraten den Vorbau.

      Ehe sie die Tür aufstießen, sah ­Clowsterfield sich noch einmal um.

      »Alles in Ordnung?« fragte Duncer.

      »Yeah.«

      Sie betraten den Schankraum.

      Nur ein alter, gebeugter Mann stand an der Theke und setzte gerade mit zittriger Hand sein Bierglas an die Lippen.

      »Verschwinde!« fauchte Duncer ihn an.

      Der Mann kroch sofort davon.

      Abbot hielt ihn auf. »Erst zahlen!«

      Der Greis griff in die Tasche und warf ein Geldstück auf die Theke.

      Clowsterfield fing es geschickt auf und ließ es mit einem Taschenspielertrick verschwinden.

      Der Alte zog davon; er war zu alt in diesem Land geworden, als daß er den Sheriff gerufen hätte. Er ging nach Hause.

      Hätte er den Sheriff geholt, wäre vielleicht ein Unglück vermieden worden.

      Vielleicht!

      Es war niemand hinter der Theke.

      Abbot zog sich eine Whiskyflasche heran und setzte sie an den Hals.

      So etwas liebte Duncer gar nicht.

      »Du hast Manieren wie ein Kuh­treiber, Mensch!«

      Abbot grinste und stellte die Flasche weg.

      Da wurde hinten die Tür zur Küche geöffnet.

      Eine junge Frau kam herein, bei deren Anblick die drei Banditen die Augen sperrangelweit aufsperrten.

      Es war eine Frau von vielleicht dreiundzwanzig Jahren, groß und prachtvoll gewachsen. Ihr Gesicht war bronzebraun getönt, mandelförmig geschnitten die dunklen, langbewimperten Augen. Die Nase war gerade und der Mund dunkelrot und gutgeformt.

      Die Frau war eine so schreiende Schönheit, daß die drei Desperados sekundenlang wie angenagelt dastanden und sie anstarrten.

      Jenny Black, die Saloonerin der »Fegefeuer-Bar«, lächelte und zeigte dabei eine Doppelreihe schneeweißer Zähne.

      Abbot schluckte, dann stieß er heiser hervor.

      »Das kann doch nicht wahr sein!«

      Clowsterfield rieb sich das Kinn und prustete die Luft geräuschvoll durch die Nase aus.

      Jack Duncer hatte sich rasch wieder gefangen und versuchte, den Eindruck, den die schöne Frau auch auf ihn gemacht hatte, zu überspielen, indem er mit rauher Stimme fragte:

      »Wem gehört der Laden?«

      Jenny Black zog die geschwungene linke Braue hoch und stemmte die schlanken Hände in die Hüften.

      »Haben Sie die Absicht, ihn zu kaufen, Mister?«

      Die Augen des Banditen wurden schmal wie Zündhölzer.

      »Ist das eine Antwort auf meine Frage?«

      »Ich habe keine Frage gehört«, entgegnete die Frau.

      »He, das Luder hat Haare auf den Zähnen«, schnarrte Clowsterfield.

      Duncer sah ein, daß er der Frau gegenüber einen anderen Ton anschlagen müßte; sie gehörte zu der selbstbewußten