Rechts neben diesem Bild sind zwei kleinere Bilder. Es handelt sich um die Abbildungen eines Hundes und eines Affen. Anders als bei den bisherigen Bildern wurden hier die Konturen exakt ausgeschnitten. Der Affe hat grau-gelbes Fell. Er streckt beide Arme aus, schaut in die Kamera und lächelt. Auch der Hund wurde exakt ausgeschnitten, dieser hat ein helles Fell. Er ist im Profil dargestellt und schaut nach rechts.
Über dem Hund ist ein quadratisch ausgeschnittenes Bild platziert worden. Zu sehen sind zwei Menschen vor einem roten Gebäude. Bei der einen Person handelt es sich um eine männlich aussehende Person, bei der anderen um eine weiblich aussehende. Die männliche Person schaut die weibliche an und legt den Arm um sie. Beide sehen glücklich aus und tragen sommerliche, kurze Kleidung. Sie stehen auf einer grünen Wiese. Im Hintergrund erkennt man ein rotes Haus mit weißen Fenster- und Türrahmen.
Direkt darüber und rechts schräg über diesem Bild befinden sich drei kleine Bilder, auf welchen ebenfalls Häuser zu sehen sind. Bei diesen handelt es sich jedoch um kleinere Häuser. Im Vordergrund dieser Bilder stehen Glasanbauten. So sind auf zwei Bildern Anbauten von außen zu sehen. Sie bestehen fast gänzlich aus Glas, lediglich die Rahmen scheinen aus Stahl zu sein. Auf dem dritten Bild sieht man einen der Glaskästen von innen. Dort stehen einige Möbel, welche in hellen Grautönen gehalten sind.
Direkt unter den rechten beiden dieser Bilder ist die Abbildung eines Kleinkindes zu sehen. Es liegt auf einer Decke und wird von zwei Bögen umgeben, die wie Zeltstangen zusammengestellt wurden. An den Bögen befinden sich einige Spielsachen. Das Kleinkind trägt ein rosa Oberteil und eine weiße Hose. Es lächelt und schaut in die Kamera.
Bild 1: Collage einer 15-jährigen Schülerin
Unter diesem Bild befindet sich ein weiteres Bild von einem Kind. Dieses Kind wirkt jedoch etwas älter als das erste Kind und sieht eher männlich aus. Es sitzt auf einer Art Heuballen und streckt, ähnlich wie der zuvor beschriebene Affe, beide Arme aus. Es trägt dunkelblau-weiße Turnschuhe, eine blaue Jeans, bei der die Hosenbeine umgekrempelt sind, ein weißes T-Shirt, schwarz-weiße Hosenträger und einen Strohhut, welcher farblich dem Heuballen ähnelt. Das Kind hat den Mund weit geöffnet und die Augen geschlossen, seine Körperhaltung ist nicht gerade.
Rechts neben diesem Kind wurde ein weiteres Bild von einem Haus aufgeklebt. Vor dem Haus befindet sich eine grüne Wiese mit getrimmtem Gras. Im Hintergrund ist blauer Himmel zu sehen. Das Haus selbst ist in grau gehalten. Es ist aus mehreren quadratischen Formen konzipiert, welche mit und ohne Überhänge übereinandergestapelt sind. Es gibt mehrere große Fenster und eine Art asphaltierte Terrasse. Darauf stehen zwei große Blumenkübel mit jeweils einem Strauch.
Das letzte Element wurde über diesem Haus platziert. Es handelt sich um einen roten Wagen. Das Auto scheint sehr flach und schnittig konstruiert zu sein. Zu sehen ist lediglich die Front des Autos, also Windschutzscheibe, Motorhaube, Kühlergrill, Scheinwerfer und Stoßstange. Auf dem Kühlergrill befinden sich vier verschlungene Kreise, außerdem ein Nummernschild mit den Buchstaben I, N und A und den Ziffern 3, 0 und 1. Das Auto und das graue Haus nehmen zusammen die gesamte rechte Seite der Collage ein.
Bildinterpretation
Die Schülerin selbst berichtete, dass es sich um einen gradlinigen Plan von rechts nach links handelt. Ihrer Aussage nach möchte sie zuerst ein teures Auto und ein modernes, großes Haus erlangen. Danach geht sie zum zweiten Schritt ihres Plans über – dem Gründen einer Familie mit Kindern und Tieren. Nachdem dies alles erreicht ist, könne sie in die letzte Phase übergehen und das Leben genießen und beispielsweise Urlaub machen oder andere, den Alltag durchbrechende Dinge unternehmen. Im Folgenden werden aufgrund der Collage und dieser Erzählung die Zukunftssichten der Schülerin analysiert und interpretiert.
Bild 2: Collage – Symmetrie
Auffällig bei dieser Collage ist die Anordnung der Elemente. So kann festgestellt werden, dass die einzelnen Bilder fast symmetrisch angeordnet wurden. Es befinden sich sowohl links als auch rechts jeweils zwei mittelgroße bis große Bilder. Auf der linken Seite sind sie nach links geneigt, auf der rechten nach rechts. Ein ähnliches Muster kann bei den Bildern in der Mitte festgestellt werden. Hier befinden sich mittig-links und mittig-rechts jeweils vier, also insgesamt acht kleine Bilder. Auch hier gibt es bei fast allen Bildern eine Neigung in die jeweilige Richtung. Lediglich ein Element fällt aus diesem Raster.
Besonders auffällig ist die Trennung der beiden Seiten. Die Mittelachse der Collage besteht aus einer Art Achse, welche in einer Zickzacklinie verläuft. Diese Zickzacklinie trennt die linke Bildhälfte von der rechten. Sie taucht in allen Elementen immer wieder auf.
Diese Struktur könnte auf die Zerrissenheit der Schülerin hindeuten. Einerseits auf den Konflikt zwischen den Statussymbolen rechts, den abenteuerlichen oder wohltuenden Erlebnissen links und dem traditionellen Familienbild in der Mitte. Andererseits könnte es auch einen Konflikt mit sich selbst und den eigenen Erwartungen an das zukünftige Leben zeigen. Vielleicht wird der Unglaube, all diese Dinge erreichen zu können, bildlich dargestellt. Für diese Interpretation könnte eine andere strukturelle Auffälligkeit sprechen. Bei den Elementen ganz rechts handelt es sich um ein Auto und ein Haus, welche beide sehr teuer sind. Es kann also davon ausgegangen werden, dass es sich bei diesen Symbolen um Statussymbole handelt, die die Schülerin sich wahrscheinlich nicht leisten können wird. Das Auto ist ein Sportwagen von Audi aus der e-tron-Serie. Das Haus ist ein modernes Einfamilienhaus im Bauhaus-Stil mit großem Garten. Ein Haus im Bauhausstil steht für die Verbindung von Funktionalität und Ästhetik und ist ein Gegenentwurf zum Traditionellen.
Bild 3: Collage – Rahmen sprengen
Bei den Bildern links außen handelt es sich um Bilder, die für den Alltag durchbrechende Erlebnisse stehen. Ein Besuch dieser unwirklichen Gebirgs- oder Vulkanlandschaft scheint ein einmaliges Erlebnis zu sein. Ebenso zählt der Besuch eines Wellness-Spa oder Ähnlichem eher zu den nicht-alltäglichen Erlebnissen. Zu diesen Bildern kommt zudem das Bild des Wintergartens am oberen Bildrand hinzu. Auch hierbei handelt es sich um Symbole, die auf Luxus verweisen.
Alle fünf Bildelemente sprengen den Rahmen der Collage, indem sie über die Bildränder hinausreichen. Nirgends sind Hinweise auf eine berufliche Perspektive zu sehen.
Bild 3: Collage – Rahmen sprengen
Dies könnte lediglich ein künstlerisches Mittel sein oder der Tatsache geschuldet, dass wenig Platz für die Bilder auf dem vorgegebenen Bogen war. Trotzdem wurde es von der Schülerin so komponiert, und es fällt auf, dass alle fünf Objekte teuer, extravagant und materiell sind oder dem außergewöhnlichen Spaß dienen. Hier könnte sich also eine Jugendliche als Angehörige der Generation Z zeigen, für die ein hohes Wohlstandsniveau, eine geringe Loyalität zum Arbeitgeber und Work-Life-Separation im Vordergrund stehen.
Wären da nicht die Bildelemente, die das Zentrum des Bildes markieren. Im Zentrum steht das Erreichbare, die bürgerliche Familie und ein kleiner, aber feiner Wohlstand und Geborgenheit. Diese Bilder sind auf einer Zick-Zack-Linie angebracht und schlängeln sich quasi durch die rechts und links angebrachten Luxusgüter wie durch ein Spalier. Das wirkliche Leben als ständiges Abwägen zwischen Träumen und Realistischem, der Anforderung, Materielles anzuhäufen und für das Wichtige zu sparen.
Und wäre da nicht der Affe in der Collage. Im Zentrum des Bildes der bürgerlichen