Privatdetektiv Joe Barry - Stirb, Schnüffler. Joe Barry. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Joe Barry
Издательство: Bookwire
Серия: Kommissar Y
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788711669129
Скачать книгу
war sie fort, und nur der Duft ihres Parfüms hing noch in der Luft.

      Er ging ins Bad, duschte erst heiß und dann kalt und zog sich dann an. Er war gerade im Begriff, aufzubrechen, als das Telefon klingelte.

      Die Stimme, die sich meldete, klang so, als hätte der Anrufer ein rußiges Ofenrohr anstelle des Kehlkopfes.

      „Hallo, Mr. Barry, sind Sie das?“

      „Kommt darauf an, wen Sie sprechen wollen. Im Telefonbuch gibt es zwölf Seiten Barrys.“

      „Ich meine den Privatdetektiv Joe Louis Barry.“

      „Dann sind Sie richtig.“

      „Ich muß Sie sprechen, und zwar sofort.“

      „Bürozeit ist von neun bis elf.“

      „So meine ich das nicht. Ich erwarte Sie in meinem Büro, und das ist jetzt schon geöffnet.“

      Joe zog die Brauen zusammen. Der Tonfall mißfiel ihm.

      „Sie haben vergessen sich vorzustellen, Mister“, knurrte er.

      „Craft“, kam es dann gewichtig durch die Leitung. „Adam Craft. Mein Büro ist in der Park Avenue 1018.“

      „Um welche Angelegenheit handelt es sich?“ fragte er.

      „Um das Häschen, das eben bei Ihnen war. Pat Moyhan.“

      Joe schaltete auf Alarm.

      „Was haben Sie damit zu tun?“

      „Eine ganze Menge. Das werden Sie merken, wenn Sie zu mir kommen. Ich erwarte Sie in zwanzig Minuten.“

      Ein Klicken zeigte Joe, daß der andere aufgelegt hatte.

      Er überlegte einen Augenblick und stellte dann eine neue Verbindung her. Er wählte die Nummer der Weatherley-Auskunftei. Mit Fred Weatherley arbeitete er schon seit Jahren zusammen. Fred hatte das phänomenalste Gedächtnis und die größten Ohren der Stadt.

      „Hör zu, Fred. Ich interessiere mich für einen aufgeblasenen Burschen namens Adam Craft.“

      „Ein Adam Craft kam anno 1644 mit der Mayflower in die Vereinigten Staaten“, sagte Fred.

      „Der ist es nicht!“

      „Well, dann gibt es noch einen Nachfahren dieses Mannes, der ebenfalls Adam Craft heißt. Er unterschrieb im Jahre 1776 die Unabhängigkeitserklärung mit.“

      „Der dürfte ebenfalls ausscheiden.“

      „Dann bleibt nur noch Diaman ten Adam übrig.“

      Jetzt schlugen bei Joe mehrere Sicherungen gleichzeitig durch.

      „Der ist es“, sagte er überzengt. „Was weißt du über ihn?“

      „Er ist Diamantenhändler, hat sein Büro in der Park Avenue und einen Ruf, der so einwandfrei ist wie meine Steuererklärung, an der ich seit drei Wochen feile.“

      „Und weiter?“

      „Er gehört zur Halbwelt dieser Stadt. Muß ziemlich reich sein. Aber die Society akzeptiert ihn nicht, weil er eine dunkle Vergangenheit hat und ebenso dunkle Beziehungen zur Unterwelt.

      Und die Unterwelt akzeptiert ihn nicht, weil er gern den vornehmen Geschäftsmann heraushängen läßt.

      Adam Craft betreibt einen weltweiten Diamantenhandel, aber es gibt ein paar Länder, die ihm aus irgendwelchen Gründen Aufenthaltsverbot erteilt haben. Im Kriege war er bei den Special Forces, und da muß er ein paar ganz finstere Dinger gedreht haben.“

      „Sagtest du Special Forces?“

      „Ja, er war irgendwo im Südostasien eingesetzt. Ist das wichtig?“

      „Zumindest interessant“, brummte Joe. „Was weißt du sonst noch über ihn?“

      „Nun, er umgibt sich mit einem Haufen Luxus, hält sich eine Flotte von Cadillacs, eine Jacht und natürlich auch die dazugehörigen Animiermädchen.“

      „Danke“, sagte Joe. „Wie kommt es, daß du auf Anhieb so gut informiert bist?“

      „Ganz einfach. Vor ein paar Tagen hat mir ein Klient ganz ähnliche Fragen gestellt. Meine Leute haben recherchiert. Der Rest ist Fred Weatherleys unfehlbares Gedächtnis.“

      „Ich will ja nicht indiskret sein“, – setzte Joe an, aber der lange Fred unterbrach ihn: „Kommt nicht in Frage, Alter! Ich gebe Auskunft über alles und jeden, aber nicht über meine Kunden. Du willst wissen, wer uns auf Adam Craft angesetzt hat, nicht wahr?“

      „Du brauchst mir nur einen Tip zu geben“, drückte Joe nach. „Ich revanchiere mich auch mit einer Nachricht, die für dich neu und wichtig ist.“

      „Nun ja“, wand sich Fred, „ich gebe zu, du bist ein Sonderfall.“

      „Also?“

      „Der Kunde hieß Jim Cummings.“

      Joe stieß einen Pfiff aus. Pats Verlobter. Langsam nahmen die Ereignisse Konturen an.

      „Wie sleht’s mit der Revanche?“ fragte Fred.

      „Wußtest du schon, daß New York eine Insel ist?“

      „No. Werde es unter N in die Kartei aufnehmen. Im übrigen schicke ich dir eine Rechnung“, grollte Fred und hängte auf.

      Nachdenklich blickte Joe zum Fenster hinaus. Die Luft war scharf und frisch.

      Er verließ die Wohnung, holte seinen Mercedes aus der Garage und machte sich auf den Weg zur Park Avenue. Ein Besuch bei Adam Craft war jetzt nicht mehr zu umgehen, auch wenn ihm die Tonart dieses Burschen nicht behagte.

      Im Büro empfing ihn eine tiefgekühlte Schönheit. Nur ihren Augen sah man an, daß irgendwo in ihr ein Feuer brannte.

      „Mr. Craft erwartet Sie oben in seiner Wohnung“, verkündete sie.

      „Danke.“ Joe lächelte und schritt eine breite, ireischwebende Treppe aus weißem Marmor empor. Oben empfing ihn tropisches Grün. Von einem Dachgarten mit Swimming-pool aus hatte man einen weiten Blick auf New York.

      Craft war ein mittelgroßer, massiv gebauter Mann. Sein grobschlächtiges Gesicht zeigte einen finsteren Ausdruck, der auch durch seine Bemühungen um ein Grinsen nicht gemildert wurde. Der ganze Mann wirkte so, als wäre er zwischen die Stempel einer hydraulischen Presse geraten und suchte nach einem Ventil, um Druck abzulassen.

      „Hallo, Mr. Barry“, sagte er und schwenkte eine unförmige Flosse. „Verdammt nett von Ihnen, meiner Einladung zu folgen.“

      Joe übersah die ausgestreckte Hand.

      „Machen wir es kurz, Mr. Craft. Was wollen Sie von mir?“

      „Seien Sie doch nicht so ungemütlich! Kommen Sic herein. Bei einem Glas Whisky plauscht es sich netter.“

      Er ließ sich ächzend in einen Stahlrohrsessel fallen und klatschte in die Hände: „He, Jeannie, bring uns etwas zu trinken. Die großen Gläser. Mein Besucher ist als harter Bursche bekannt.“

      „Danke, für mich nichts“, wehrte Joe ab. „Kommen Sie endlich zur Sache.“

      „Okay, so sind die jungen Leute heute. Sie haben keinen Sinn für die angenehmen Seiten des Geschäfts. Also gut. Ich glaube, ich sagte Ihnen schon, daß es sich um Pat Moyhan handelt.“

      „Ja, das sagten Sie schon.“

      „Das Mädchen war heute früh um sechs Uhr bei Ihnen. Eine ziemlich ungewöhnliche Zeit, finden Sie nicht?“

      „Ich finde vor allem, daß Sie das nichts angeht, Mr. Craft.“

      „Nun werden Sie mal nicht gleich ausfallend, Barry.“

      „Mr. Barry, wenn ich bitten darf. Woher wissen Sie überhaupt davon? Haben Sie Pat beobachten lassen?“