Ich sah, wie die Großmütter das Gefäß füllten, erst mit Erde und dann mit Wasser. »Das Gefäß, das du bist, ist von Leben erfüllt, und wann immer du dich entscheidest zu ›halten‹, erzeugst du eine wichtige Schwingung.« Als sie sprachen, schimmerte Energie an den Seiten des Gefäßes, die es schließlich bis zum Rand anfüllte. Und sobald dies geschah, erschien das Unendlichkeitssymbol wieder. »Es ist die Schwingung des Haltens, die diese rollende Unendlichkeitsbewegung hervorruft«, sagte ich und wiederholte damit die Worte der Großmütter. Jetzt hatte ich es gesehen.
»Ja«, antworteten sie und lächelten breit. »Was du siehst, geschieht immer nur, wenn Yin in vollem Umfang vorhanden ist. Dann fließen die Energien von Yin und Yang gemeinsam und tanzen in einem endlosen sich windenden Muster. Diese Bewegung ist das, was ihr das Unendlichkeitssymbol nennt.« Sie verschränkten ihre Arme, ließen sich auf ihre Fersen zurückfallen und strahlten vor Glück. Ihre Freude muss ansteckend gewesen sein, denn als ich den fließenden Rhythmus der Acht beobachtete, fühlte ich ihr Glück auch und lächelte mit ihnen.
Nun begannen die beiden Hälften der Acht sich zu verweben und zu tanzen, auf einander zu und dann weg von einander. Ich blickte zu den Großmüttern hinüber, um sie zu fragen, was das bedeutete, aber sie hatten die Augen auf die Figur gerichtet, und als ich meinen Kopf umwandte, um darauf zurückzublicken, war da nicht mehr nur die Acht, sondern mein Mann und ich, die tanzten. Er bildete die eine Hälfte der Acht und ich die andere. Sein Gesicht strahlte vor Glück, als er auf mich zukam, und als er näherkam, fühlte ich, wie mein Herz jubelte. Dann begannen wir uns zu wiegen und uns zu umkreisen. Hin und her schaukelten wir, bis wir uns schließlich wie eine Reihe von Wellen überschlugen.
»Dieser Tanz der Unendlichkeit wird vom Licht angetrieben«, sagte ich voll Staunen, als Lichtstrahlen von einem Ende der Figur zum anderen schossen. Die Acht leuchtete – und ich auch. Während ich zusah, hatte ich ein so intensives Glücksgefühl, dass Tränen in mir aufstiegen, die alle Lichter herrlich unscharf erscheinen ließen, und als der Tanz schließlich endete, blickte ich zu den Großmüttern hinüber und sah, dass auch sie strahlten. Ihr Glück war so groß wie meines. »Wir segnen dich«, sagten sie, und ich verbeugte mich und küsste ihre Hände.
Ich stand für ein oder zwei Augenblicke bei ihnen und beobachtete die Acht, als sie sich zurückzogen. »Wir segnen dich«, wiederholten sie. »Wir segnen euch alle, die ihr diese heilige Arbeit tut. Ihr reinigt eure Herzen, und euer Leben wird gesegnet sein.« Dann hielten sie einen Moment inne und fügten hinzu: »Diese Arbeit ist nur für Bestimmte.« Wieder sagten sie mir, ich solle mir keine Sorgen machen, wer zu einem Großmüttertreffen kommen würde und wer nicht. Mein Job war einfach. Ich sollte ihre Informationen weitergeben und mich dann entspannen, weil ich wusste, dass sie die richtigen Leute anziehen würden, die zuhören würden.
Ich verbeugte mich mit einem langen, langsamen Diener und nickte zustimmend. Von nun an würde ich darauf vertrauen, dass sie die richtigen Leute für diese Arbeit gewinnen und nicht ich. Wenn ihre Botschaft nur für bestimmte Personen etwas war, mussten es jene sein, die sie aussuchten. Mit gesenktem Kopf stand ich ruhig vor ihnen, und während ich wartete, strömten Segnungen auf mich hernieder. Es fühlte sich an wie ein warmer Regen, der meinen Körper übergoss. Ich fühlte mich so sicher und beruhigt, dass ich für immer in dieser Position hätte bleiben können, aber wieder einmal war es der Trommelschlag, der mir signalisierte, in die Alltagswirklichkeit zurückzukehren. Und als ich zur Erde hinabtrieb, hörte ich die Großmütter sagen: »Jetzt trägst du dieses Bewusstsein in dir.«
»Gefäß sein«
Das Konzept der Frau als Gefäß hatte einen gewaltigen Einfluss auf mich. Nach und nach, als ich begriff, was es bedeutet, »Gefäß zu sein«, durchzog dieses neue Verständnis mein ganzes Leben, und damit begann ich, es zu leben. Als erstes fiel mir auf, dass ich Männer anders sah. Ich schien sie jetzt besser zu verstehen. Anstatt zu ihnen in Opposition zu gehen und mich in Machtkämpfe zu verstricken, wie ich es in der Vergangenheit so oft getan hatte, etwa darüber zu streiten, wer Recht und wer Unrecht hatte, merkte ich, dass ich Männer tatsächlich mochte, sie respektierte, sie guthieß und sogar liebte. Das geschah gleich nach dieser Reise zu den Großmüttern, und glaubt mir, niemand war erstaunter über meine neue Haltung als ich. Nicht nur mochte ich Männer, sondern ich mochte alle. Die Haltung des Gefäßes war so stark, dass ich nun bereit war, sie alle zu umarmen.
Während meiner Jahre mit den Großmüttern habe ich viel innere Stärke entwickelt. Nach dieser Reise war das jedoch eine ganz neue Ebene. Jetzt verstand ich, wie es sich anfühlt, eine Königin zu sein; die Überzeugung: »Du bist jemand«, wie es Menschen von königlichem Geblüt in sich tragen. Nach dieser Erfahrung wusste ich, was es heißt, die eigene Größe zu spüren. Die Qualität der Königin war eine, die auch ich in mir trug.
Als ich mich dem »Halten« öffnete und bereit war, Gefäß zu sein, und diese Lehre weitergab, half ich auch den anderen, aus dieser inneren Haltung, Gefäß zu sein, zu leben. Ich teilte die Botschaft mit einigen der Frauen in der Großmüttergruppe, und jenen, die sich dieser eigenartigen Vorstellung nicht öffnen mochten, teilte sie sich unterschwellig mit. Ob ich diese Wahrheit aussprach oder sie lebte, das wunderbare Gefühl, das vom »Halten« kam, wuchs und wuchs, bis meine Fähigkeit, Liebe zu geben und zu empfangen, einen Quantensprung tat.
»Mühelose Anstrengung«
Von Anfang an hatte die Arbeit mit den Großmüttern eine beruhigende, stabilisierende Wirkung auf mich. Sie ließen mich meine rastlose Hast vergessen, indem sie mich vom Glauben abbrachten, für alles verantwortlich zu sein; so fand ich in die Haltung einer schlichten Beobachterin. Als ich mehr zu einer Beobachterin als einer »Macherin« wurde, lernte ich zu schätzen, was das Leben mir brachte, anstatt mich zu bemühen, dass es mir »etwas brachte«. Und während meine Neigung nachließ, mir Sorgen zu machen und mich auf Eventualitäten vorzubereiten, wuchs seltsamerweise meine Fähigkeit, Dinge zu erledigen. Obwohl ich jetzt eigentlich weniger »tat«, erreichte ich mehr. Ich hatte von diesem Phänomen gelesen, aber jetzt lebte ich es. »Mühelose Anstrengung« nannten die Großmütter es. »Vertraue in den Rhythmus des Lebens«, sagten sie, »und tanze mit dem Leben!« Endlich lernte ich ein paar Schritte.
Als ich übte, was die Großmütter »Gefäß-Sein« nannten, spürte ich, wie es war, wie sie zu sein. Die Kraft und Beständigkeit, die mich erfüllte, wenn ich ruhig dasaß, mich als »Gefäß« sah und bewusst »hielt«, war immens. Wann immer ich das tat, wurde ich eins mit den Großmüttern, eins mit den Grundfesten des Lebens. Als ich in das »Halten« gelangte, gab es nichts, was ich nicht tun konnte, und niemanden, den ich nicht lieben konnte. Ich empfand mehr Verständnis und musste nicht mehr zornig urteilen. Diese Änderung in der Einstellung erstaunte mich, aber noch mehr überraschte es mich, als ich entdeckte, dass ich ein Verständnis für den Archetyp des Gefäßes in mir trug. Was die Großmütter »diejenige, die hält« nannten, war bereits in meinen Körperzellen verankert.
Das Gefäß vermittelte mir auch ein Verständnis von der Großen Mutter. Kurz nachdem die Großmütter in mein Leben getreten waren, begann ich, nach Informationen über den weiblichen Aspekt des Göttlichen zu suchen, denn bis ich die Großmütter traf, hatte ich weder Kenntnis noch wirklich irgendein Interesse am weiblich Göttlichen. Obwohl mich das heute entsetzt, wusste ich damals nichts über den weiblichen Aspekt der Schöpfung, und meine Unwissenheit war für mich in Ordnung. Ich war mit Gott dem Vater aufgewachsen, und soweit ich wusste, war das alles, was es gab.
Die erste Person, die ich traf, die die Große Mutter verstand, war Meinrad Craighead, eine feministische Künstlerin, die im Südwesten lebt. Als ich nach New Mexico reiste, um einen Kunstkurs bei ihr zu besuchen, öffnete sie mir die Augen für das weibliche Prinzip. Vorsichtig erforschte ich, was Meinrad »das weibliche Göttliche« nannte, und nach einer Weile