Ein jeder, der dem Bauche und der Gaumenlust gefrönt,
wird nach dem Weggang Schimpf und Spott für sein Betragen leiden.
Ein guter Magen und ein starker Appetit ist allzeit nützlich.
Verdrießliche Gewohnheit ist’s,
zur ungewohnten Zeit zu schlafen.
Das Wohnen in der Unterwelt besteht im Schlafen;
das Wohnen bei den Toten ist der Traum.
14
Untätigkeit ist eine schlimme Sache;
sie hungert, dürstet, leidet und ist nackt.
Wie herrlich und wie ehrenvoll ist Fleiß!
Stets hat er einen vollen Magen,
ein strahlend Angesicht.
Kommt aus der Arbeit auch nicht greifbar Nutzen,
so wird man ihn nicht tadeln.
15
Laß ab von Streitereien!
Leg nicht die Hand an den, der älter ist als du!
Es fragten die Genossen den Homer,
was dem geschäh, der einen Greis erschlagen.
Er sprach zu ihnen:
Er wird erblinden.
Dann wurde er gefragt,
was dem geschähe, der die Mutter schlüge.
Er sprach zu ihnen:
Ihn möchte nicht die Erde länger tragen wollen,
weil sie die Mutter aller Menschen ist.
Dann fragten sie von neuem über das,
was dem geschähe, der den Vater schlüge.
Da sprach Homer zu den Genossen:
Das gibt es nicht,
noch sollte man darüber schreiben.
Ein Unding ist ein Sohn,
der seinen Vater schlägt,
falls nicht die Mutter ihn im Ehebruch
von anderswo empfangen und geboren.
16
Vor allem lieb den Vater!
Fürcht ihn und ehre ihn!
Veracht nicht deine Mutter!
Schätz niemals sie gering!
Sie trug dich ja in ihrem Schoß zehn Monde lang
und kam dem Tode nahe, als sie dich gebar.
Verspotte nicht des Greisenalters Reden!
Verzieh nicht übers Alter deinen Mund!
Verachte nicht die Armut!
Denn mit dem Alter kommen auch Gebrechen,
und diese eignen sich die Menschen an;
so wird der Abstieg in das Grab
durch Mängel noch erschwert.
Es fällt ein Mensch gar übel hin,
und niemand glaubt,
er könne sich wieder auf die Füße stellen.
Da faßt zu irgendeiner Stunde Gott ihn an der Hand
und hebt ihn auf
und läßt ihn wiederum zur höchsten Ehre kommen.
Der Reichtum ist nicht ewig,
und ewig ist auch nicht die Armut:
es ist ja alles zufällig.
Ich sah, wie einer, der zum Morden sich erhob, getötet ward;
ein andrer lebte auf,
den sie als Sterbenden schon ausgerufen.
Es ist ja niemand, den auf ewig Gott verstieße
oder immer niederhielte.
17
Willst eine Frau du heiraten,
frag vorher ihrer Zunge nach!
Dann schreite erst zur Ehe!
Denn eine Hölle ist ein zungenfertig Weib;
ein schlimmer Mann ist wie der Tod.
18
Verehre Gott zu jeder Zeit!
Rufst du zur Zeit der Not ihn an,
dann hört er deine Stimme.
19
Freu dich nicht über eines Menschen Tod bei seinem Sterben!
Denn alle Menschen kommen in die Ewigkeit beim Tod.
Und hast du einen Feind,
bet nicht um seinen Tod!
Denn wer da stirbt, wird seines Elends ledig.
Doch bete, daß er arm im Leben werde
und dann sein Leid bejammern müsse!
20
Mach den Vermittler nicht bei Brüdern!
Mach ihnen nicht den Schiedsrichter!
Wenn sich auch Brüder zanken,
was geht’s dich an?
Sie sind ja Brüder und versöhnen sich
und sie verachten dich in ihrem Sinn.
21
Geh nicht auf einen Weg, wo’s Zänkereien gibt,
damit du nicht auf deinem Weg in Schaden kommst
und du geschlagen wirst,
wenn du den Mittler machst,
und dein Gewand beschmutzest.
Bist du auch nur als Zuschauer daselbst zugegen,
so kannst du doch als Zeuge vor Gericht geladen werden.
Vermeide Schlägereien!
Verschmäh, ein falsches Zeugnis abzugeben!
22
Fühl dich dem Eigentum verpflichtet!
Haß den Diebstahl!
Denn Eigentum ist Leben;
zu jeder Zeit ist Diebstahl Tod.
23
Richt nicht die Ohren, nicht die Augen
auf deinem Weg auf einen schlimmen Menschen!
Schenk kein Gehör dem Bösewicht!
Sonst nennt dich jeder, der dich sieht,
des Bösewichts Genossen.
Doch wenn du ihn nicht anhörst noch ihm beistimmst,
blickt er dir dreist in das Gesicht
und fängt dann Händel mit dir an
für seine Schlechtigkeit.
24
Iß nicht dein Brot mit einem bösen Sklaven,
damit nicht seine Herren glauben,
du wollest ihren Sklaven in dem Diebstahl unterrichten!
25
Haß einen bösen Sklaven!
Verschmähe