Elfenzeit 7: Sinenomen. Susanne Picard. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Susanne Picard
Издательство: Bookwire
Серия: Elfenzeit
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783946773306
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und stand auf. Ihr Blick richtete sich auf die Ebene. Robert sah nichts außer Staub und Sand. Bist du sicher?, wollte er fragen, doch da schälten sich bereits Gestalten aus dem Dunst.

      Sie waren zu zweit und ritten auf Pferden. Robert hörte Metall klirren und kniff die Augen zusammen.

      »Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet«, sagte er, als die Reiter näher kamen. Ihre Rüstungen blitzten in der Sonne. Sie trugen Helme, Kettenhemden, Brust- und Beinpanzer. Die Visiere waren geöffnet, ihre bärtigen Gesichter staubgrau. Die Pferde, auf denen sie ritten, waren groß und ebenso gepanzert wie sie selbst.

      »Ritter?« Nadja hob die Augenbrauen.

      Robert nickte. »Sieht so aus.«

      Die beiden Männer kamen näher. Ihre Rüstungen saßen schlecht, klapperten, knirschten und quietschten bei jeder Bewegung. Ein paar Meter vor Robert zügelten sie ihre Pferde. Die Staubwolke legte sich.

      »Wer seid ihr?«, fragte der Größere der beiden. Er hatte nur ein Auge und sprach mit einem merkwürdig kehligen Akzent.

      Anne trat vor. »Wir sind Reisende.«

      Die Männer sahen sich an. Eine lautlose Unterhaltung schien sich zwischen ihnen abzuspielen, dann zogen sie gleichzeitig ihre Schwerter.

      »Ihr lügt«, sagte der Einäugige.

      Mit einem wilden Schrei trieb er sein Pferd voran. Robert stieß Nadja zur Seite. Die Flanke des Pferdes traf seine Schulter, wirbelte ihn herum. Er stürzte. Das Wasser des Bachs schlug über ihm zusammen. Es schmeckte nach Minze.

      Prustend kam er hoch und duckte sich sofort wieder, als eine Schwertklinge auf seinen Kopf zu schoss. Pferdehufe wühlten Wasser und Schlamm auf. Der Einäugige fluchte.

      Im nächsten Moment saß Anne hinter ihm im Sattel. Mit beiden Fäusten schlug sie in seinen Nacken, traf aber nur die Rüstung. Er drehte das Schwert in seiner Hand und stach nach ihr. Sie wich der Klinge aus, klammerte sich an ihn und versuchte, ihm den Helm vom Kopf zu reißen.

      Das Pferd tänzelte nervös und wieherte. Robert sah das Weiße in seinen Augen, als er sich aus dem Bach kämpfte. Die Kleidung hing schwer von seinem Körper. Sein Blick fand Nadja. Der zweite Reiter trieb sie vor sich her. Sie wich ihm aus und schlug Haken, um Hufen und Schwert zu entgehen.

      Einen Moment zögerte Robert, wusste nicht, wem er helfen sollte.

      Scheiße, dachte er, dann riss er sich die Jacke vom Leib und lief auf den Reiter zu, der Nadja angriff. Der Mann sah ihn, bevor er an ihn herangekommen war und wendete sein Pferd. Er griff hinter sich und zog einen Morgenstern aus einer Satteltasche.

      »Zum Ruhme Gottes!«, brüllte er. Dann klemmte er sich die Zügel zwischen die Zähne und gab seinem Pferd die Sporen.

      Robert blieb nicht stehen. Ein Teil von ihm achtete auf den Morgenstern, den der Ritter über seinem Kopf schwang, ein anderer auf das Schwert in seiner rechten Hand. Die Hufe des Pferdes pflügten den Boden auf, schleuderten Gras und Sand in die Luft. Es war keine vier Meter entfernt, dann drei, zwei. Robert stieß sich ab.

      Der Sprung katapultierte ihn über den Kopf des Pferdes. Er sah die Überraschung in den Augen des Ritters, dann prallte er auch schon gegen ihn. Metallplatten schlugen krachend aufeinander. Der Morgenstern wurde dem Ritter aus der Hand geprellt und flog durch die Luft. Robert schlug mit dem Kopf gegen eine gepanzerte Schulter. Scharfer Schmerz zuckte bis in sein Genick. Die Umgebung verschwamm. Er sah den roten Himmel über sich, die Rüstung unter sich, dann schlug er auf.

      Der Ritter stöhnte. Hufe bohrten sich neben seinem Kopf in das Gras. Sein reiterloses Pferd wieherte und galoppierte davon.

      Robert schüttelte sich benommen. Er lag halb auf dem Ritter und halb auf dem Boden. Ein eiserner Handschuh blitzte vor ihm auf. Er wollte ausweichen, doch sein Körper reagierte langsam, wie der eines Betrunkenen. Die Faust traf seine Schläfe. Knochen knirschten in seinem Kopf.

      Er sackte zusammen, spürte, wie der Ritter ihn von sich schob, hörte, wie er grunzend hochkam. Dann klärte sich sein Blick. Der Mann hielt einen Dolch in beiden Händen und kniete vor ihm. Er grinste.

      »Zum Ruhme Gottes«, sagte der Ritter atemlos.

      Er holte aus. Die Klinge des Dolchs blitzte im roten Morgenlicht.

      Es knallte.

      Robert blinzelte, als der Mann innehielt. Seine Augen füllten sich mit Blut. Er öffnete den Mund, schloss ihn und kippte nach vorn. Die Klinge bohrte sich neben Robert in den Sand. Der Ritter fiel darauf. In seinem Helm steckte der Morgenstern.

      Nadja stand schwer atmend hinter ihm. »Ist er tot?«

      »Ja«, sagte Robert. Die Benommenheit wich langsam von ihm. Tot konnte er wirklich nicht sein, so, wie er sich fühlte. Er kam auf die Beine und sah sich nach dem zweiten Ritter um. Seine Augen weiteten sich, als er sah, wie Anne einem Schwerthieb im letzten Moment auswich. Der Ritter war vom Pferd gesprungen, setzte ihr mit Schwert und Dolch zu. Immer wieder versuchte sie seine Deckung zu durchbrechen, aber er war zu gut.

      Robert drehte sich zu Nadja um. »Bleib hier«, sagte er, dann sprang er mit einem Satz über den Bach. Der Ritter wandte ihm den Rücken zu. Unbemerkt schlich Robert sich an. Ihn trennten noch mehrere Meter von seinem Gegner.

      Der Ritter täuschte einen Schwertschlag an und setzte mit dem Dolch nach, als Anne ausweichen wollte. Sie ließ sich fallen. Der Stoß ging über sie hinweg, doch ein Tritt des Ritters traf sie in den Magen, warf sie auf den Rücken.

      Der Mann brüllte triumphierend und hob sein Schwert.

      »Anne!«, schrie Robert entsetzt. Etwas zischte an seiner Schulter vorbei. Der Ritter wurde ins Gras geschleudert und blieb reglos liegen. In seinem Rücken steckte ein Speer.

      Robert fuhr herum, während Anne sich aufrichtete. Nadja stand nur ein paar Schritte entfernt. Vor ihr ragte ein gepanzertes Reittier auf. Es war größer als ein Pferd, aber ähnlich gebaut. Zwei geschwungene Hörner ragten seitlich aus seinem Kopf. Unter der Rüstung war es schwarz. Blaue Augen blitzten zwischen dem Metall.

      Ein Ritter saß in einem hölzernen Sattel, die Hände auf den Knauf gelegt, die Zügel locker in der Hand. Er wirkte zu klein für das Tier, wie ein Kind, das man auf einen Ackergaul gesetzt hatte. Das Visier seines Helms war geschlossen. Ein Schwert hing an seinem Gürtel, eine Armbrust auf seinem Rücken. Er trug einen verstaubten, ehemals weißen Waffenrock, auf dem ein leuchtend roter Hammer abgebildet war. Rechts und links des Hammers waren zwei ebenso rote Symbole zu sehen: Alpha und Omega.

      Der Ritter löste einen Lederriemen unter seinem Kinn, dann zog er sich mit beiden Händen den Helm vom Kopf. Sein Haar war so kurz, dass es wie ein dunkler Schatten wirkte. Graue Bartstoppeln bedeckten sein Gesicht. Eine Narbe zog sich von seiner linken Wange bis zum Kinn. Seine Augen waren so blau wie die seines Reittiers.

      Er stellte den Helm auf seinen Oberschenkel und stützte sich mit dem Ellenbogen darauf.

      »Beim brennenden Inferno«, sagte er, »wo kommt ihr drei Narren denn her, und wie habt ihr es geschafft, bis hierher zu überleben?«

      Robert verzog das Gesicht. »Nun …«, begann er.

      6.

       Die Maori

      »Rian! Wir sollten uns überlegen, was …«

      »Wir gehen jetzt da rein, David.«

      »Du kennst die Menschen. Sie mögen es nicht, wenn sie bei ihren Ritualen unterbrochen werden, und das hört sich ganz danach an.«

      »Sie haben aufgehört zu singen und unterhalten sich. Ich denke, wir dürfen stören.«

      »Und was willst du ihnen erzählen?«

      »Gar nichts. Ich werde fragen, wo wir hier sind und alles Weitere wird sich ergeben.« Rian sah sich kurz um und pochte an die kunstvoll geschnitzte Tür.

      Die lebhaften Diskussionen brachen auf einen Schlag ab. Dann waren schwere Schritte zu hören,