Privatdetektiv Joe Barry - Johnnys neue Masche. Joe Barry. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Joe Barry
Издательство: Bookwire
Серия: Kommissar Y
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788711668979
Скачать книгу
angehörte. Aber vorläufig sah er keinen Anlaß, sich mit dieser Frage zu beschäftigen. Er ging an dem anderen vorbei.

      Nach drei Schritten wurde er angehalten.

      „He, Sonny!“

      Er wandte sich um. Der Bursche stand jetzt unmittelbar vor ihm — sein Gesicht zeigte plötzlich erwachtes Interesse.

      „Mr. Walker aus New York?“ Joezog die Brauen zusammen.

      „Stimmt.“

      „Wir müssen uns unterhalten“, sagte der Mann mit näselnder Stimme. Joetippte dem Slang nach auf Boston.

      „Was heißt müssen?“ fragte er.

      „Müssen ist soviel wie Androhung von Zwang“, meinte der Bursche grinsend. „Kommen Sie mit und machen Sie keinen Ärger.“

      „Und wenn ich Ihrer überaus freundlichen Aufforderung nicht nachkomme?“ „Das wäre dumm! Sie sind nicht dumm. Also kommen Sie mit.“

      Joesah sich um. Jetzt entdeckte er auch den anderen. Er lehnte an einer der Leuchtsäulen mit der überdimehsionalen Speisekarte des Lokals und sah zu ihm herüber. Und da war auch noch ein Dritter. Er stand auf dem Mitteweg zwischen den parkenden Autos. Siehatten sich strategisch gut postiert.

      Aber was sollte der Zauber? Der Parkplatz war belebt. Wenn sie ihm ans Leder wollten, hätten sie warten können, bis er in den Adirondacks war. Dort wäre er allein gewesen.

      „Wer schickt euch?“ fragte Jo.

      „Euch ist gut. Das beweist, daß Sie zu beobachten verstehen“, erwiderte der Mann wohlwollend. „Also, seien Sie vernünftig und kommen Sie. Nur ein paar Schritte. Jemand will Sie sprechen.“

      Jemand? Joehob die Achseln und ging mit. Jetzt kamen auch die beiden anderen; sie rahmten ihn ein.

      So marschierten sie hinüber zu der großen Betonbahn, wo die Trucks abgestellt waren. An der Art, wie die Männer sich benahmen, erkannte Jo, daß sie mit Verfolgern rechneten. Die Sache wurde immer rätselhafter.

      Vor einem schweren Möbelwagen — einem Sattelschlepper mit Bostoner Nummer — blieben sie stehen.

      Die Schwingtür des Lokals wurde in diesem Augenblick geöffnet und spuckte ein paar Schulmädchen aus. Kichernd tänzelten sie an dem Sattelschlepper vorbei zu einem Bus, der sie aufnahm. Die Männer verharrten schweigend. Endlich machte der mit dem Kaugummi in der unteren Gesichtshälfte, der das Reden besorgte, den Mund auf.

      „Die Luft ist rein!“

      Er klopfte gegen die rückwärtige Tür des Möbeltransporters. Sie wurde sofort geöffnet. Die Männer stiegen ein. Hinter ihnen schnappte die schwere, gepolsterte Tür zu.

      Verblüfft sah Joesich um. Er hatte allerhand erwartet, aber nicht das. Er befand sich in einem komfortabel eingerichteten Raum. Eine eingebaute Klimaanlage sorgte dafür, daß die Temperatur mindestens fünf Grad unter der Außentemperatur lag. Die Wände waren gepolstert. Eine Wand war mit einer riesigen Straßenkarte bedeckt. Sie zeigte den Osten der Vereinigten Staaten. An einigen Punkten steckten verschiedenfarbige Fähnchen.

      Daneben war eine komplette Funkanlage installiert.

      Kommandeur dieser fahrbaren Station schien ein gedrungener Mann mit kurzgeshorenem grauem Haar zu sein. Er lehnte hinter einem Stahlrohrschreibtisch und starrte Joean.

      „Mr. Walker aus New York?“ stellte er die gleiche Frage wie der Gummisauende zuvor.

      Joenickte.

      „Stimmt; aber ich kann Ihnen ein Geheimnis verraten: In New York gibt es laut Adreßbuch über sechshundert Walsers; vielleicht bin ich der falsche!“

      „Danke für den Tip“, erwiderte der Mann todernst. „Aber keine Sorge. Sie sind schon der richtige. Wir irren uns nie!“

      Joesah sich ungeniert um.

      „Hübsch“, meinte er. „Das muß einen Haufen Geld gekostet haben. Ihre Branche scheint keine Konjunktursorgen zu kennen.“ Er trat näher an die Karte heran; sofort wurde hinter ihm ein drohendes Brummen laut.

      „Also zur Sache“, sagte Jo. „Worum handelt es sich?“

      Der Grauhaarige legte seinen Zigarenstummel weg.

      „Es handelt sich um Josuah Jerome Higgins. Sagt Ihnen der Name etwas?“

      Joetat, als müsse er nachdenken.

      „Ich glaube nicht.“

      „Wollen Sie uns für dumm verkaufen? Higgins war vor ein paar Stunden bei Ihnen. Wollen Sie das abstreiten? “

      Joewandte dem Mann sein Gesicht zu.

      „Vielleicht liegt es daran, daß Sie gewisse gesellschaftliche Formen außer acht lassen. Ich will wissen, mit wem ich es zu tun habe und was hinter diesem Zirkus steckt, dann werde ich mir überlegen, ob es sich lohnt, mein Gefächtnis zu strapazieren.“

      „Mein Name ist Cormick. Das genügt wohl?“

      Joeschüttelte den Kopf.

      „Ich kannte mal einen Cormick, den haben sie in Scranton hingerichtet. Mit dem haben Sie wohl nichts zu tun?“

      Der Mann verzog das Gesicht; die Anleutung eines Lächelns erschien.

      „Hören Sie, Walker, machen wir uns nichts vor. Ich könnte Ihnen ja jetzt alles mögliche erzählen, aber die Wahrheit wäre es nicht. Wozu also das Theater?“

      Diese Offenheit gefiel ihm. Sie ließ es ihm als sicher erscheinen, daß sie vorhatten, ihn auszuquetschen und nichts weiter. Das machte ihn stark.

      „Ich habe diesen Higgins nur einmal gesehen“, sagte er wahrheitsgemäß.

      „Und?“

      „Er ist ein kleiner, unscheinbarer Mann, der die Blüte der Jugend schon hinter sich hat …“

      „Zum Teufel, das wissen wir selbst. Was wollte er von Ihnen?“

      „Meine Antwort hängt davon ab, was Sie von ihm wollen!“ Die Brauen des Mannes schoben sich zu einer Raupe zusamme.

      „Vielleicht müssen wir doch massiv werden. Wir haben Mittel und Wege, jeden zum Reden zu bringen. Ich nehme an, Sie kaufen mir das ab?“

      „Ich glaube nicht, daß Ihre Wundermittel bei mir wirken!“

      „Das wäre ein Experiment wert. Ich appelliere an Ihre Vernunft, Walker. Machen Sie es sich und uns nicht unnötig schwer.“

      „Sie können mich vielleticht zum Reden bringen“,.spann Joeden Faden weiter. „ Aber woher wollen Sie wissen, daß ich die Wahrheit sage?“

      „Unsere Methoden garantieren dafür.“

      „Müssen ja prächtige Methoden sein.“ „Darauf können Sie Gift nehmen“, schnappte der Mann.

      Die Unterhaltung war immer bissiger geworden. Joerätselte immer noch herum, wie er den Laden hier einstufen sollte. Higgins war ein Mann mit einem Wissen, das nur gewissen ausländischen Mächten interessant sein konnte. Daß fremde Geheimdienste im Sattelschlepper durch Amerika fuhren, glaubte Joenicht.

      Wer steckte also dahinter?

      „Hat Higgins Ihnen einen Auftrag erteilt?“ fragte der Grauhaarige.

      „Nien“, sagte Jo. Er entschloß sich, das Verfahren abzukürzen. „Ich habe mich nicht lange mit ihm abgegeben. Er schien mir etwas wirr im Kopf. “

      „Sie wissen aber, wer er in Wirklichkeit ist?“ hakte der Mann nach.

      „Kennen Sie zufällig meinen Beruf?“

      „Wir wissen alles über Sie, Walker“, brüstete sich Cormick. „Ihre, Schuhnummer, Ihre Zahnpastamarke, Ihre Whiskysorte. — Was haben Sie mit Higgins vereinbart?“

      „Offenbar wissen Sie doch nicht alles!“