2. Ist die Logotherapie eine Berufssparte?
3. Beratung und Behandlung: Übergänge und Schnittmengen
4. Vom „Ergänzungscharakter“ der Logotherapie
5. Methodenvielfalt und Kombinationsfähigkeit der Logotherapie
6. Die Besonderheit des Frankl’schen Denkansatzes: Person und Sinn
VIII.DIE LOGOTHERAPIE IN DER PSYCHOTHERAPEUTISCHEN PRAXIS
1. Improvisation und Struktur in der logotherapeutischen Praxis
2. Therapieplan und Leitfaden in der Beratung
4. Ein Update der logotherapeutischen Neurosenlehre
IX.TRANSZENDENZ: AN DEN GRENZEN MENSCHLICHEN VORSTELLUNGSVERMÖGENS
1. Zum Verhältnis von Logotherapie und Religion
2. Dimensionalontologie und Transzendenz
3. Vom Werden und Wesen der geistigen Person
4. Die geistige Person und kognitive Beeinträchtigungen
5. Nahtoderfahrungen aus Sicht der Logotherapie
X.GELEBTE UND WEITERGEGEBENE LOGOTHERAPIE
1. Von der Faszination des Lernens und Lehrens
2. Frankl als Lehrer und Mentor
3. Das nächste Kapitel: Logotherapie im Wandel der Zeit
GELEITWORT VON ELEONORE FRANKL
Es ist eine glückliche Fügung, dass gerade die beiden Personen, die im deutschen Sprachraum über das wohl tiefste Verständnis des Werks Viktor Frankls verfügen, gemeinsam ein Buch über die Logotherapie und Existenzanalyse verfasst haben. Denn beide – Elisabeth Lukas und Alexander Batthyány – haben die Logotherapie nicht nur verstanden, sondern auch vom Herzen her begriffen, was mein Mann mit seinem Werk bewirken wollte. Eine bessere Autorenkombination kann man sich daher gar nicht wünschen: Wenn sich die beiden Besten zusammensetzen, kommt auch das Beste heraus.
Eleonore Frankl
VORWORT VON FRANZ J. VESELY
Alexander Batthyány und Elisabeth Lukas besprechen in diesem Buch ein breites Themenspektrum aus logotherapeutischer Perspektive – darunter aktuelle Themen ebenso wie Problemfelder innerhalb der Logotherapie, die schon länger darauf warteten, kritisch und mit klarer inhaltlicher Genauigkeit diskutiert und behandelt zu werden.
Die beiden Autoren werden damit der Verantwortung gerecht, die Viktor Frankl in die Hände künftiger Logotherapeutengenerationen gelegt hat: die Logotherapie in einem offenen Dialog mit den wissenschaftlichen, philosophischen und gesellschaftlichen Themen, Trends und Problemstellungen der Gegenwart lebendig und zukunftsfähig zu halten.
Franz J. Vesely
Leiter des Viktor Frankl Archivs,
Mitgründer des Viktor Frankl Instituts Wien
I. DIE PATHOLOGIE DES ZEITGEISTS IM 21. JAHRHUNDERT
1. GLÜCK IST, WAS EINEM ERSPART BLEIBT
Batthyány: Wir werden in diesem Gespräch einige bisher noch selten so offen und im Detail diskutierte Fragen innerhalb der Logotherapie behandeln und dabei auch Debatten und Kontroversen ansprechen, die in den letzten Jahren oder Jahrzehnten innerhalb der Logotherapie aufgekommen sind. Wir werden auch auf neuere Entwicklungen innerhalb der Logotherapie und benachbarter Forschungsgebiete eingehen. Und wir werden – und das vielleicht gleich zum Einstieg – auch auf Einsichten und Erkenntnisse im Werk Viktor Frankls hinleuchten, die noch verhältnismäßig wenig Beachtung gefunden haben; darunter auch einige, die sich vielleicht erst auf den zweiten oder dritten Blick erschließen. In diesem Zusammenhang muss ich gestehen, dass mir der innere Sinn eines solchen Impulses lange Zeit verborgen geblieben ist. Konkreter konnte ich über viele Jahre hinweg mit Frankls Definition von Glück relativ wenig anfangen. Frankl definiert Glück wie folgt: „Glück ist, was einem erspart bleibt“.1
Ich hatte den Satz zwar immer wieder gelesen; aber bis er richtig „angekommen“ ist, dauerte es tatsächlich ziemlich lange. Aber heute scheint mir: Die Einsicht, die in diesem scheinbar kleinen Satz verborgen ist, ist nicht weniger als der Weg zu eben einer jener kopernikanischen Wenden, von denen Frankl im Zusammenhang von tiefen Erkenntnisprozessen und lebensverwandelnden Einsichten gesprochen hat.
Ich will das an einem Beispiel illustrieren: Man geht zur Routineuntersuchung zum Arzt. Der Weg zu seiner Praxis ist eine dieser vielen alltäglichen Strecken durch die Stadt: Auf dem Weg kommt man an Blumenständen vorbei, an der Buchhandlung, an einigen Kleidungsgeschäften, an den Lebensmittel- und Blumenläden und Marktständen etc. Schließlich sitzt man im Wartezimmer der Arztpraxis, blättert in den dort ausliegenden Zeitschriften, liest sich vielleicht den einen oder anderen Artikel über Reiseziele, Rezepte und Theaterkritiken durch – und wird dann zum Arzt hineingerufen. Der Arzt begrüßt einen allerdings schon mit einem etwas ernsteren Blick und eröffnet einem dann überraschend, dieser oder jener Befund gefalle ihm nicht, dem müsse man weiter nachgehen, ob sich dahinter nichts Schlimmeres verberge. Jeder, der sich in diese Situation hineinversetzen kann, wird die Verwandlung der Welt nachvollziehen können, die eintritt, sobald diese Welt mit einem Male so unerwartet und grundlegend bedroht ist. Sie ist auf einmal in Frage gestellt. Und: Sie ist dadurch eine andere geworden. Auf dem Heimweg beobachtet man die Sorglosigkeit anderer – es ist genau dieselbe Sorglosigkeit, die man selbst auf dem Hinweg noch mit ihnen teilte, ohne sie allerdings je gewürdigt oder Dankbarkeit darüber empfunden zu haben. Man sieht auf dem Weg nach Hause dem alltäglichen Treiben auf der Einkaufsstraße zu, und es wird einem klar: „Diese Menschen haben etwas, was ich eben verloren habe: Sorgenfreiheit. Diese Sorgenfreiheit hätte ich auch gerne wieder.“ Eine Patientin formulierte