Durch unser Vertrauen zu Gott wird er geehrt.
Mit der Gnade wird alles leicht.
Um zu Gott zu kommen, braucht man weder Klugheit noch Wissenschaft, sondern nur ein Herz, das entschlossen ist, sich um nichts zu kümmern als um ihn und nichts zu lieben außer ihm.
Mein Gebet besteht nun in nichts anderem als im Verweilen in Gottes Gegenwart.
Gott sieht nicht die Größe des Werks an, sondern die Liebe, aus der es kommt.
Wer im Leben des Geistes nicht vorwärts geht, der geht zurück.
Diejenigen, die vom Wind des Heiligen Geistes getrieben werden, segeln selbst im Schlaf noch weiter.
Spät üben ist besser als gar nicht.
Man muss Gott in heiliger Freiheit dienen.
Ich habe keinen anderen Willen als den Willen Gottes.
Ich stelle mich vor Gott und bitte ihn, er möge in meinem Inneren sein vollkommenes Bildnis formen und mich ihm ganz gleich machen.
Man wird nicht im Schnellverfahren heilig.
Je mehr wir Gott kennen, desto größer wird unser Verlangen, ihn zu kennen.
Das muss nämlich in allem unser Ziel sein, in diesem Leben so vollkommene Anbeter Gottes zu werden, wie wir dies in alle Ewigkeit zu sein hoffen.
Die heiligste, gewöhnlichste und nötigste Übung im geistlichen Leben ist die Wahrnehmung der Gegenwart Gottes.
Ungestüm und Eile sind Zeichen eines zerstreuten Gemüts.
Wir müssen unsere Arbeit mit Gott verrichten, zärtlich, ruhig und liebevoll.
Gott – so sagt er – hat uns unendliche Schätze zu geben, und wir begnügen uns mit einer kleinen, gefühlvollen Andacht, die in einem Augenblick vorübergeht.
Selbst der kleinste Gedanke an Gott wird ihn erfreuen. Er ist uns näher, als wir meinen.
Betrachten Sie sich im Gebet wie ein armer Stummer und Gichtbrüchiger vor der Tür eines Reichen.
Erst muss man kennen, dann kann man lieben.
Zu einem so guten und getreuen Freund, der uns weder in dieser noch in jener Welt verlassen wird, können wir nie zuviel Vertrauen haben.
Er entfernt sich niemals von uns, solange wir uns nicht zuerst von ihm entfernen.
Die feste Gewohnheit wird nur unter Schmerzen in uns zuwege gebracht.
Vorwort
Die vorliegende Neuausgabe der überlieferten Schriften des lothringischen Karmeliterbruders »Lorenz von der Auferstehung« fußt auf der immer noch grundlegenden deutschen Ausgabe von Gerhard Tersteegen (1697–1769). Er hat in seinem Werk »Auserlesene Lebensbeschreibungen heiliger Seelen« auch dem Bruder Lorenz eine ausführliche Darstellung gewidmet (Band 2, 1735, zuletzt ungekürzt und unverändert neugedruckt 2004, dort Seite 258–334).
Die Überlieferung der Texte von bzw. über Bruder Lorenz umfasst drei verschiedene Textsorten:
• Aufzeichnungen von vier Gesprächen, die Bruder Lorenz mit Herrn von Beaufort, einem Priester und späterem Generalvikar des damaligen Bischofs von Châlons, geführt hat;
• sechzehn Briefe an verschiedene Adressaten;
• sieben kurze Texte des Bruders Lorenz, gewöhnlich als (Kleine) Schriften oder auch als »Geistliche Weisungen« bezeichnet.
Gerhard Tersteegen hat diese Texte an verschiedenen Stellen in seine Darstellung der Lebensgeschichte des Bruders Lorenz eingestreut. In unserer Neuausgabe bilden sie drei in sich geschlossene Blöcke.
Die ursprünglich in französischer Sprache geschriebenen Texte sind aus dem kunstvollen, aber heute für den ungeübten Leser schwer lesbaren Deutsch Gerhard Tersteegens in ein flüssiges, moderneres Deutsch übertragen worden. Bei der Bearbeitung wurde der Text am französischen Originaltext überprüft. Die jüngste Edition des Originaltextes stammt von dem belgischen Karmeliterpater Conrad de Meester. Sie ist 1991 unter dem Titel »Laurent de la Résurrection. Écrits et entretiens sur la Pratique de la Présence de Dieu« im Verlag Les éditions du CERF, Paris, erschienen.
So haben wir uns bemüht, den Text so zu gestalten, dass Bruder Lorenz mit seinem persönlichen Stil und der ihm eigenen Ausdrucksweise doch als Bruder Lorenz, als ein Mönch aus einer weit zurückliegenden Epoche, erkennbar bleibt. Darum haben wir manchmal einen fremd klingenden Ausdruck stehen gelassen, auch wenn er so vielleicht nicht ohne weiteres verständlich ist. In dem Abschnitt »Zur Sprache und Ausdrucksweise des Bruders Lorenz« (Seite 35 ff.) werden die wichtigsten Ausdrücke erläutert.
Dem besseren Verständnis sollen auch die anderen einführenden Kapitel dienen: eine knappe Darstellung der Lebensgeschichte des Bruders Lorenz; eine Einführung in seine spirituelle Praxis, die zur Übersetzung seines Anliegens in heutige Möglichkeiten und Formen geistlicher Übung helfen möchte; ein Abschnitt über mögliche »Risiken und Nebenwirkungen«, die sich bei unachtsamer Anwendung der von Bruder Lorenz gegebenen Anweisungen einstellen können; dazu einige Anmerkungen zu Begriffen,