Schlangengift - Roland Benito-Krimi 7. Inger Gammelgaard Madsen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Inger Gammelgaard Madsen
Издательство: Bookwire
Серия: Rolando Benito
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788711731437
Скачать книгу
also …“

      „DUP?“

      „Die Unabhängige Polizeibehörde. Die kümmern sich um Klagefälle, die die Polizei betreffen. Es gibt neue Regeln, die gerade erst in Kraft getreten sind, weil einige über den Klüngel in dem alten Beschwerdeausschuss geklagt haben. Dein lieber Benito hat nämlich ganze zwei Anklagepunkte, die verhandelt werden. Der eine von der Staatsanwaltschaft, der andere von der DUP.“

      „Ich dachte, es ginge nur um die Organsache.“

      „Das ist eigentlich auch der gleiche Fall. Das heißt, der eine hat zu dem anderen geführt. Benito hat sich mit mehreren Ärzten im Leichenschauhaus der Privatklinik geprügelt. Diesen Fall behandelt die DUP.“

      „Er hat was gemacht?! Wieso in aller Welt …“

      Anne fiel es schwer, diese Situation vor sich zu sehen. Der ruhige, ausgeglichene Roland Benito in einer Schlägerei.

      „Das war eigentlich aus gutem Grund. Er dachte ja, als die Ärzte seine Frau retten wollten, dass sie ihr etwas zuleide tun wollten, daher …“

      „Armer Roland“, sagte sie und meinte es so. „Aber das müssen die doch verdammt noch mal in Betracht ziehen. Alles, was er getan hat, war ja, um sie zu retten. Glaubst du wirklich, er wird entlassen?“

      Nicolaj zuckte die Schultern.

      „Spendierst du mir eine Zigarette? Ich habe meine in der Eile vergessen.“

      Anne schmiss ihm ihre Packung hinüber.

      „Das sind aber keine Prince.“

      „Nein, ich werd’s überleben. In diesen hier ist ja wohl auch Nikotin. Aber erzähl mir mehr von diesen Viechern. Was wollen die damit machen?“

      „Freddy will versuchen, sie unterzubringen, ansonsten werden sie getötet.“

      „Ja, ich hoffe, das klappt. Eine meiner Freundinnen ist Studentin und arbeitet darüber hinaus für den WWF an einer Kampagne gegen Wilderei und illegalen Handel mit bedrohten Tierarten. Sie geht darin ziemlich auf und hat auf Facebook eine Menge über diesen Schmuggel geschrieben.“

      „Weiß sie auch etwas über Reptilien?“

      „Bestimmt. Soll ich sie kontaktieren?“

      „Ja, gerne! Freddy hat auch über Schmuggler geredet, vielleicht weiß deine Freundin was.“ Sie lächelte ein bisschen listig. „Du hast echt ein paar sehr nützliche Freundinnen, Nicolaj.“

      „Ja, und Freunde, die unsere Zukunft sichern“, lächelte er, zog das Telefon zu sich herüber, zündete eine Hvid Kings an und tippte mit dem kleinen Finger schnell eine Nummer ein, während er die Zigarette zwischen Zeige- und Mittelfinger hielt.

      Anne antwortete nicht. Sie war immer noch nicht sicher, ob es eine gute Idee war, sich einem großen Konzern anzuschließen. Sie schaute zu Nicolaj. Seine Stimme klang ganz anders, als er mit der Freundin sprach, fast zärtlich. Vielleicht verlegen. Sie überlegte, wie gut er diese Studentin wohl kannte. Unvermittelt reichte er ihr das Telefon.

      „Sie heißt Patricia. Sie will gerne mit dir sprechen.“

      „Mit mir? Ja, aber, warum soll ich …“

      Anne hatte zuerst ein gedämpftes Atmen am Ohr, dann eine junge, eifrige Stimme. Sie hörte deutlich, dass es jemand war, der für seine Sache Feuer und Flamme war.

      „Ich freue mich total, dass du das Thema aufgreifen willst, Anne“, fing sie an und Anne schielte wütend zu Nicolaj, der auf etwas auf seinem Bildschirm konzentriert war. Sicher eine Menge E-Mails, da er ja drei Tage weg gewesen war.

      „Die Schmuggler nutzen ein Schlupfloch im Washingtoner Artenschutzabkommen. Es stehen nun ungefähr 5000 Tierarten auf der Liste, mit denen zu handeln illegal ist, und ständig kommen weitere dazu. Es gibt drei Listen.“ Patricia machte eine Pause. Es klang, als schriebe sie gleichzeitig auf einer Tastatur oder säße neben jemandem, der es tat.

      „Warum ganze drei?“

      „Um sie aufzuteilen. Liste I umfasst Tiere, die kurz vor dem Aussterben sind, zum Beispiel Meeresschildkröten, Leoparden, Geparden, Tiger, Orang-Utans und weitere. Die Tiere auf der Liste II sind bedrohte Arten, dazu gehören Krokodile und Papageien, während die Arten auf Liste III lokal gesetzlich in dem Land geschützt sind, das sie auf die Liste gesetzt hat. Mit den Arten auf Liste II und III darf man also eigentlich handeln, aber nur, wenn es eine Genehmigung gibt, zum Beispiel für Zoos oder andere Tierparks.“ Sie machte wieder eine Pause, es hörte sich an, als ob sie etwas trinken würde. „Aber dann gibt es Tiere, die in Gefangenschaft aufgezogen wurden, und hier kommt das Schlupfloch. Die sind nämlich nicht geschützt und es ist viel zu leicht zu behaupten, dass ein eingefangenes wildes Tier in Gefangenschaft gelebt hat. Es gibt da keine richtigen Kontrollen.“

      „Also sagen die Schmuggler einfach, dass die gefangenen Tiere aufgezogene sind?“

      „Genau.“

      „Was ist mit Reptilien? Zu welcher Liste gehören die?“

      „Reptilien können auf allen Listen stehen, viele davon sind am Aussterben und das wäre eine Katastrophe für die Ökosysteme der Erde.“

      „Ach, ich könnte schon ganz gut ohne Spinnen und Schlangen leben“, meinte Anne und zog die Beine wieder an.

      „Du könntest das vielleicht, ja. Aber stell dir mal vor, wie groß die Menge von Fliegen und anderen Insekten werden würde, deren Bestand die Spinnen niedrig halten. Und Mäuse, Ratten und andere Nager, von denen die Schlangen leben. Alle Tierarten haben eine Funktion, die der Umwelt nützt, egal ob sie unheimlich hässlich oder total süß sind.“

      „Hmm. Aber was wäre, wenn wir hier Tierarten hätten, die nicht in unsere Umwelt passen?“

      „Woran denkst du?“

      „Wenn sich nun zum Beispiel die Schwarze Witwe hier niederlassen würde. Oder Skorpione?“

      „Aus natürlichen Ursachen leben die hier nicht. Das Klima ist zu kalt für sie und es gibt nicht genug Futter. Sie leben in warmen Gebieten, wo es mehr Insekten zu fressen gibt. Es ist kein Zufall, dass sie dort leben, wo es den größten Bestand einzudämmen gilt. In dem Ganzen ist ein System und das dürfen wir nicht zerstören.“

      „Aber trotzdem gibt es hier welche, die es spannend finden, diese Art Tiere in Gefangenschaft zu halten.“

      „Ja, leider. Deswegen gibt es auch Schmuggler. Je gefährlicher, desto spannender, so ist das in der Regel. Die seltenen und gefährlichen bringen den Schmugglern auch das meiste Geld ein. Aber wir tun, was wir können, um das zu stoppen. Unterstützt du nicht den WWF?“

      Obwohl in der Stimme ein Lächeln lag, als sie fragte, hörte Anne den Ernst. Die Organisation brauchte Geld, um die große Arbeit auszuführen, dafür zu sorgen, dass das zerbrechliche Ökosystem der Erde nicht zerstört wird. Sie kämpften für den Erhalt des Regenwalds, der Korallenriffe, der Tiger, Berggorillas, Eisbären und, wie es aussah, auch der Schlangen und Spinnen.

      „Wisst ihr etwas über die Schmuggler?“

      „Leider nicht genug. Schon gar nicht über die Hintermänner. In der Regel benutzen sie Mittelsmänner. Gefährliche und bedrohte Tiere zu schmuggeln ist mindestens genauso gewinnbringend wie Drogen. Ein Tier ist mehr wert als reines Gold und eine seltene Schildkröte oder ein Komodowaran kann für viele tausend Kronen verkauft werden. Die wenigsten Schmuggler werden erwischt, die sind richtig gut darin, die armen Tiere in legalen Sendungen zu verstecken, die Zollbeamten zu bestechen oder Unterlagen zu fälschen. Die Strafe, falls sie gefasst werden, ist nicht schlimmer als bei einem Knöllchen, also ist es eigentlich egal.“

      Anne bemerkte aus dem Augenwinkel, dass Nicolaj auf und ab trabte und anscheinend ein Telefonat führte, das ihn begeisterte. Sie hoffte, dass es nicht dieser Joakim wegen des Vertrags war, denn sie war immer noch im Zweifel, ob sie unterschreiben sollte. Nicolaj setzte sich an seinen Computer, sobald sein Gespräch