Maunz & Minka. Martina Meier. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Martina Meier
Издательство: Bookwire
Серия: Maunz und Minka
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783990510315
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eines Schreis dringt bloß ein energisches Miauen aus meinem Mund, das mich fast noch mehr verunsichert, als die Tatsache, dass die Katze soeben mit mir geredet hat. Mir wird heiß und kalt, ich beginne zu zittern.

      „Freut mich dich kennenzulernen, komm mit!“, kommen schon wieder Worte von der Katze vor mir.

      Ich will irgendetwas erwidern, mich wundern, dass sie sprechen kann, doch bevor ich dazu komme, dreht sie sich um und huscht nach links. Ich zögere einen Moment, doch dann scheint irgendetwas von mir abzufallen und leichtfüßig springe ich auf und folge dem fremden Wesen. Und es macht mir Spaß.

      Ich kann es nicht beschreiben, doch kaum folge ich der Katze, ist es ein berauschendes Gefühl. Wir rennen herum, klettern an Fenstern und Türen hoch. Auf einmal scheint es mir, als sei es eine ganz andere Welt. Viel unbeschwerlicher, obwohl ich in dem fremden Körper so viel leichter bin.

      Nach einer gefühlten Ewigkeit hält die Katze vor mir an und ich bin beinahe enttäuscht. „Gefällt es dir?“, fragt sie mich und ich nicke schnell, zu unsicher bin ich, irgendein seltsames Miauen auszustoßen. Mir kommt es fast so vor, als käme ein Grinsen in die Mundwinkel der Katze. Sie dreht sich um, will weiterlaufen, da überwinde ich mich doch, etwas zu fragen.

      „Wo bin ich hier?“ Meine Stimme ist eindeutig menschlich ... oder kommt mir das nur so vor? Auf jeden Fall scheint die Katze mich zu verstehen, denn sie grinst mich noch breiter an. Es sieht aus wie eine Fratze, noch vor wenigen Stunden hätte es mich verunsichert, doch nun scheint es mir verwunderlich normal zu sein.

      „Man muss sich fallen lassen, um zu fliegen!“, sagt sie belustigt, nimmt Anlauf und springt dann ins Nichts hinein, den Abgrund hinunter, an dem wir haltgemacht haben.

      Kurz schüttelt es mich am ganzen Körper, doch dann dringen noch ein paar hastig hinterhergerufene Worte der Katze an meine Ohren: „Denk dran, wir landen immer auf den Füßen.“

      Und ich weiß auch nicht, warum ich es tue, auch ich nehme ebenfalls Anlauf – und springe.

      Manchmal bedeutet Freiheit, sich fallen zu lassen und alles loszulassen, es erst wirklich zu begreifen.

      Warum eigentlich eine Katze? Ich falle scheinbar ewig, oder zumindest habe ich genug Zeit, um über dieses seltsame Zusammentreffen nachzudenken. Eine kleine Gegebenheit zwischen zwei Katzen und dennoch ist es für mich das Absonderlichste, das ich je erlebt habe.

      Ich lächle und öffne langsam meine Augen. Ich liege in meinem Bett, es sind warme Sonnenstrahlen, die mich geweckt haben. Ich wundere mich wegen eines seltsamen Traums, der langsam in meinem Gedächtnis verblasst. Und dennoch, als ich auf dem Schulweg einer Katze begegne, habe ich das Gefühl, dass sie mir zuzwinkert ...

      Leonie Fritsch (14) aus Eltville am Rhein / Deutschland

      *

      Schutzengel

      „Los gehts“, rief Nora, meine kleine Schwester. Wir, also meine Familie und ich, waren im Winterurlaub im Allgäu. Überall lag Schnee. Die Bäume hatten weiße, pudrige Mützen auf und die Berge waren mit Zuckerwatte bedeckt. Alles sah so lustig und zugleich spannend aus. Nora und ich wollten die Gegend erkunden. Wir hatten Rucksäcke auf, die Mama in der Hütte, in der wir wohnten, gefunden hatte. Papa und Mama hatten immer so Angst, dass uns was passieren könnte. Deshalb hatten sie uns Handys eingepackt, damit wir im Notfall anrufen konnten. Die Nummer von der Hütte war eingespeichert, und Mama würde nämlich jede Stunde anrufen. Also gingen wir los.

      Wir hüpften über die wissen Wiesen, die aussahen wie Teppiche. Plötzlich klingelte mein Handy, ich ging ran.

      „Hallo … Ja, uns geht’s gut, Mama … jaaaa … okay, tschüss!“

      Kaum waren wir weg, schon der erste Anruf von Mama. Wir gingen weiter.

      Auf einmal hörten wir ein Schnurren und erschraken. Hinter uns stand eine Katze mit einer Maus auf dem Rücken! Wir starrten die zwei an.

      „Hallo, wir wollten fragen, wo wir hier sind. Etwa schon am Nordpol?“, maunzte die Katze.

      Verrückt! Wir konnten sie verstehen! „Also, äh“, stotterte ich. Es war nicht normal, mit einer Katze zu sprechen, die eine Maus auf dem Rücken hatte und zum Nordpol wollte.

      „Nein, hier ist das Allgäu“, meinte Nora mutig.

      „Aha, das Allgäu. Ja, ist denn hier irgendwo eine Informationstheke?“, piepste die Maus mit bayerischem Akzent.

      „Wir könnten euch helfen, der …“ Weiter kam ich nicht, denn plötzlich schrie Nora auf: „Eine Lawine!“ Ich drehte mich um. „Rennt! Hiiiiilfe!“

      Die Katze sprang mit einem Satz auf eine hohe Lärche, die Maus hüpfte hinterher und krabbelte wieder auf ihren Rücken. Nora und ich rannten. Wir ließen unsere schweren Rucksäcke samt Handys und Proviant fallen und liefen, so schnell wir konnten. Doch die Lawine war schon ins Tal gerollt und hatte sämtliche Telefonleitungen heruntergerissen. Wir konnten aufhören zu rennen, also suchten und fanden wir unsere Rucksäcke.

      Sie waren ein bisschen unter dem Schnee vergraben. Danach suchten wir nach Katz und Maus. Wir machten uns Sorgen um sie, wir schrien nach ihnen, doch sie waren nirgends zu finden. Also gingen wir traurig nach Hause. Von unserem Erlebnis mit den beiden erzählten wir niemandem. Mama hatte schon gedacht, wir wären von der Lawine verschüttet worden, und hatte Papa nach uns suchen lassen.

      Jetzt saßen Nora und ich in unserem Zimmer. Mama erklärte uns, dass wir jetzt schlafen müssten. Als Nora schon schlief, überlegte ich, ob die Katze und die Maus vielleicht unsere Schutzengel waren. Wir hatten schließlich überlebt. Dann schlief ich endlich ein und träumte von Katz und Maus, die auf einer Wolke im Himmel schwebten und mir zuwinkten.

      Lilli Rose (11) aus Fellbach / Deutschland

      *

      Die (traurige) Geschichte des Landes Katzmausen

      „Warum?“, fragte Lina ihren Großvater. „Warum macht Tom das?“

      Tom legte den Kopf etwas schief und sah die beiden mit seinen grünen Katzenaugen an. „Hab ich das nicht gut gemacht?“, schien er sagen zu wollen. Lina starrte auf die tote, blutige Maus, die Tom vor ihnen auf dem Wohnzimmerteppich abgelegt hatte. Wie konnte Tom nur stolz darauf sein? Er war doch sonst ein lieber Kater! Lina war wütend.

      „Er kann nichts dafür“, sagte der Großvater. „Er hat es nie anders gelernt. Alle Katzen jagen Mäuse.“

      „Aber warum?“, fragte Lina.

      Der Großvater seufzte. „Das ist eine traurige Geschichte“, sagte er.

      „Erzählen!“, bestimmte Lina.

      Und der Großvater begann. „Es war in der Zeit, in der alle Tiere friedlich miteinander lebten, jede Art in ihrem eigenen Land, aber nur, weil das einfach praktischer war. Das Land Katzmausen war eine Ausnahme. Es lag damals westlich vom Hundsland und grenzte an den Eselstaat, an Hamstrum und an das Forellenmeer, und niemand hätte gedacht, dass es mal so böse enden würde, war es doch das einzige Land unter der Sonne, das wegen einer Liebesgeschichte entstanden war.“

      „Wegen einer Liebesgeschichte?“, wunderte sich Lina.

      „Ja“, antwortete der Großvater. „Es geschah in Giraffo während einer Konferenz zur Zusammenarbeit der Tierarten. Nach einem anstrengenden Tag ging der König von Katzen in ein feines Restaurant, um ein Schälchen Milch zu schlabbern. Es war ein Restaurant mit Spezialgerichten aus der ganzen Welt, vom Papageienwalder Vogelmüsli bis zur Bienheimer Honigtorte. Zufällig traf er dort die hübsche Präsidentin seines Nachbarstaates Mausen.

      Erlauben Sie mir, mich zu Ihnen zu setzen, werte Dame?, fragte er, und sie antwortete mit ihrem zarten Mäusestimmchen: Aber natürlich, verehrter König.

      Er