„Aber nahe dran“, erwiderte Cecil missmutig und machte einen Schritt zurück. Erneut griff er nach den Zügeln des Pferdes.
Quinn folgte ihm. „Umso mehr solltest du mit mir kommen. Wir können gleich den nächsten Zug in die Stadt nehmen.“
„Ich habe doch gesagt, ich kann nicht. Ich bin vertraglich gebunden“, erklärte er und blickte sich nervös um. „Und du solltest jetzt besser wieder gehen, bevor der alte Sherman dich sieht. Er wird alles andere als glücklich sein, dich hier zu finden.“
Verzweifelt warf Quinn die Arme in die Luft und konnte sich nur mühsam zurückhalten, seinen Bruder nicht zu schütteln. „Cecil, Junge. Ich habe den ganzen Ozean überquert, um dich zu finden! Du kannst mich doch jetzt nicht nach weniger als fünf Minuten wieder wegschicken.“
Mit gequältem Blick starrte Cecil Quinn an. „Du verstehst das nicht. Wenn Sherman sieht, wie ich mich mit dir unterhalte, wird er mich dafür bezahlen lassen. Hör mal – ich habe sehr hart arbeiten müssen, um sein Vertrauen zu gewinnen. Das werde ich jetzt nicht einfach aufs Spiel setzen!“
Quinn ballte die Hände an seinen Seiten zu Fäusten. Wie sollte er so ohne Weiteres gehen, wo er seinen Bruder doch gerade erst wiedergefunden hatte? „Das kann ich einfach nicht glauben“, sagte er. „Nicht ein einziges Mal ist es mir in den Sinn gekommen, dass du vielleicht nicht mit mir kommen würdest.“
„Bitte, Quinn. Ich habe Aufgaben, die ich erledigen muss“, flehte Cecil. Eine Fliege schwirrte um seinen Nacken und er schlug sie weg. Kleine Schweißtropfen hatten sich unter seinem Hut gebildet. So oft, wie er um sich blickte, war es offensichtlich, dass er nervös war. Schließlich seufzte er. „Sieh mal, Quinn. Ich will ja nicht unfreundlich sein, aber … vielleicht können wir uns an meinem nächsten freien Nachmittag treffen und uns ein bisschen unterhalten? Es würde mich freuen, von dir und von zu Hause zu hören.“
Quinn hielt die scharfe Antwort zurück, die ihm auf der Zunge lag. Niemals hätte er sich vorstellen können, bei ihrem Wiedersehen nur wenige Worte zu wechseln. Oder dass Cecil nicht mit ihm nach England zurückkommen wollte. Vielleicht musste er ihm nur ein wenig Zeit geben, um sich an den Gedanken zu gewöhnen. „Also gut, ich gehe wieder. Vorerst. Aber noch gebe ich nicht auf! Darauf kannst du dich verlassen, Cecil.“
Eilig nickte Cecil, bevor er mit dem Pferd im Schlepptau aus der Scheune marschierte.
Quinn musste gegen das überwältigende Gefühl von Enttäuschung ankämpfen. Er konnte nur hoffen, dass er bei Harry mehr Glück hatte. „Warte“, rief Quinn dann und eilte Cecil hinterher. „Weißt du irgendetwas von Harry?“
Für einen kurzen Augenblick zögerte Cecil, dann streckte er die Wirbelsäule durch und blieb stehen. „Ich habe ihn nicht mehr gesehen, seit ich Toronto verlassen habe.“
Enttäuscht runzelte Quinn die Stirn. „Also gut. Ich werde jetzt ihn suchen gehen. Und wenn ich ihn gefunden habe, kommen wir beide wieder“, sagte er und hob einen Finger. „Aber eins sage ich dir. Ich kehre nicht ohne dich nach England zurück.“
Cecil wurde still. Dann kam er näher, bis Quinn und er Fuß an Fuß standen. „Es sind nur noch achtzehn Monate, bis mein Vertrag ausläuft, Quinn. Dann bin ich ein freier Mann und kann tun und lassen, was ich will. Ruinier mir das nicht“, sagte er und schlug eine lederne Gerte gegen seine Handinnenfläche. Seine Augen zeigten einen Sturm von Emotionen.
Quinn seufzte. „Ich wünschte, das könnte ich, aber so einfach ist es nicht. Ich wollte es dir eigentlich nicht auf diese Weise sagen, aber …“ Er hielt inne und suchte nach Worten. „Mutter wird den Sommer vermutlich nicht überleben.“
Einen Moment lang stand Cecil nur da und atmete schwer, seine dünne Brust hob und senkte sich unruhig. Gewiss würde er nun verstehen, wie ernst die Lage war, und seiner Mutter zuliebe zurück nach Hause kommen. Doch der Junge schüttelte nur den Kopf. „Harry und Becky müssen genügen. Und nun, wenn es dir nichts ausmacht – ich habe noch eine ganze Herde Rinder zu füttern.“
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