—: Canti. Introduzione, commenti e note di Fernando Bandini. Milano: Garzanti 1975.
—: Poesie e prose. A cura di Rolando Damiani e Mario Andrea Rigoni con un saggio di Cesare Galimberti. 2 vol. Milano: Mondadori 1987–1988.
—: Zibaldone. Edizione commentata e revisione del testo critico a cura di Rolando Damiani. 3 vol. Milano: Mondadori 1997.
—: Operette morali. A cura di Laura Melosi. Milano: Rizzoli 2008.
Michelstaedter, Carlo: Poesie. A cura di Sergio Campailla. Milano: Adelphi 1987.
Campailla, Sergio: La vocazione di Tristano. Storia interiore delle Operette morali. Bologna: Pàtron 1977.
Capitano, Luigi: Leopardi. L’alba del nichilismo. Napoli / Salerno: Orthotes Editrice 2016.
Severino, Emanuele: Il nulla e la poesia. Alla fine dell’età della tecnica: Leopardi. Milano: Rizzoli 1990.
—: Cosa arcana e stupenda. L’Occidente e Leopardi. Milano: Rizzoli 1997.
Tocco, Felice: «Il dialogo leopardiano di Plotino e di Porfirio», in: Studi italiani di filologia classica VIII (1900), 497–501.
‹Dal nulla alla vita›
Leopardis Lebensbegriff
‹Dal nulla alla vita›
La concezione leopardiana della vita
Martina Kollroß
Leopardis Lebensbegriff gründet auf seiner teoria del piacere, in der er die Bedingungen der menschlichen Existenz entwickelt. Die rein körperliche Empfindung der Nichtigkeit aller Dinge führt ihn zur Erkenntnis einer Entsprechung von bios und desiderio. Die harmonische Beziehung zwischen Natur und Leben wird durch das negative Element der menschlichen Suche nach unendlichem Genuss, eine materielle Unmöglichkeit, gebrochen. Nicht endende Genüsse kann der Mensch allein in der eigenen Vorstellungskraft finden, in der ästhetischen Überwindung der Grenzen der Welt. Dem poetisch Unbestimmten gelingt es daher in der Funktion einer ‹möglichen Unendlichkeit›, die Kluft zwischen Mensch und Natur zu überbrücken. Ihrem Wesen nach entzieht sich die Unbestimmtheit jeglicher Theoretisierung und wird allein in der poetischen Praxis wirksam. Aus diesem Grund kann Leopardis Theorie des Unbestimmten nicht nur kein Wissen über das Leben hervorbringen, sondern führt im Gegenteil zu einem affirmativen Lebenskonzept, das jene Spaltung zwischen reiner Existenz und qualifiziertem Leben verhindert, auf der das moderne Paradigma der Biopolitik fußt. In dieser Hinsicht bietet Leopardis Begriff des Lebens jenseits des pessimistischen Klischees Impulse für aktuelle Forschungsfragen, die wie Esposito auf einem affirmativen Lebensbegriff aufbauen.
Il concetto di vita in Leopardi si basa sulla sua teoria del piacere nella quale scopre le condizioni dell’esistenza umana. Partendo dal «sentimento della nullità di tutte le cose», sentimento strettamente corporale, Leopardi arriva all’unione fra bios e desiderio. Dal momento che la vita umana è per lui caratterizzata dalla ricerca di infiniti piaceri – materialmente impossibile da raggiungere – viene introdotto un elemento negativo nel rapporto armonico fra natura e vita. Infatti quegli infiniti piaceri possono essere trovati dall’uomo soltanto nella propria immaginazione, attraverso la quale è possibile superare, almeno esteticamente, i confini del mondo. Pertanto l’indefinito poetico, in quanto ‹infinito possibile›, riesce a colmare la lacerazione tra uomo e natura. Tuttavia, per sua peculiarità, l’indefinitezza si sottrae a ogni teorizzazione e si mette in opera soltanto nella prassi poetica. Perciò la leopardiana teoria dell’indefinito non si protende a produrre un sapere specifico sulla vita ma, al contrario, mette a disposizione un concetto affermativo di vita in quanto impedisce la scissione tra pura esistenza e vita qualificata su cui si fonda il paradigma moderno della biopolitica. In quest’ottica, come nel caso di Esposito, il concetto di vita in Leopardi, al di là del cliché pessimista, offre spunti per delle attuali linee di ricerca che si basano su un concetto di vita affermativo.
Schlagwörter: Leben, Lebensbegriff, Unbestimmtheit, Biopolitik
Parole chiave: vita, concetto di vita, indefinito, biopolitica
[…] Amaro e noia
la vita, altro mai nulla; e fango è il mondo.
(XXVIII. A se stesso1)
Bitterkeit, Überdruss, Nichts: Mit diesen kruden Worten bezeichnet Leopardi im 1833 verfassten A se stesso ein Leben, das in seiner Negativität vollständig unterzugehen scheint.2 Doch die Radikalität der Auflösungsbewegung hält die Möglichkeit einer positiven Umkehr bereit. Es ist diese ‹lebendige Widersprüchlichkeit›3, die Leopardis pensiero kennzeichnet, worauf De Sanctis schon 1858 in seinem Dialogo su Schopenhauer e Leopardi hingewiesen hat.4 Die Referenz des Lebens hat in der Leopardi-Rezeption bislang dennoch keine privilegierte Rolle gespielt.5 Dabei ist es gerade sein Lebensbegriff, anhand dessen Esposito und Thüring Leopardi in die Nähe des biopolitischen Paradigmas gerückt und ihn zu unserem Zeitgenossen gemacht haben.6
1. Die Entdeckung des Nichts und die teoria del piacere
In historischer Perspektive fällt das Zutagetreten eines modernen Lebensbegriffs Leopardis in das sogenannte Schicksalsjahr 1819, als die bereits in der Auseinandersetzung mit den Romantikern kritisch diskutierte Referenz des Lebens eine existentielle Dimension bekommt (cf. 968–996).1 Anders als jene, die hoffen, durch die Verschmelzung von Naturwissenschaft und Poetik ein höheres Wissen über das Leben zu erlangen,2 wird Leopardis existentielle Grenzerfahrung mit dem «solido nulla» (Zib. 85, 90)3 zu einer produktiven Schreibpraxis, was wir zum einem an seinen poetischen Werken, zum anderen aber auch an seinem Zibaldone dei pensieri ablesen können. In diesem philosophischen Tage- und Notizbuch skizziert er im Juli 1820 seine teoria del piacere, so überschreibt er diese ‹meditazioni sulla felicità›, in denen sein Lebensbegriff wurzelt. Antonio Prete schlägt vor, statt von einer Theorie vielmehr von einer ‹Schreibbewegung› («movimento di scrittura») zu sprechen, um den Gegensatz zu einem statischen Theoriegebäude zu unterstreichen.4 Es ist diese Schreibbewegung, in der der Lebensbegriff seine eigene Dynamik erkundet und seine Produktivität erfahren kann.5 Als zentral erweist sich dabei folgende Stelle aus dem Zibaldone, in der Leopardi seine Grenzerfahrung reflektiert:
Il sentimento della nullità di tutte le cose, la insufficienza di tutti i piaceri a riempierci l’animo, e la tendenza nostra verso un infinito che non comprendiamo, forse proviene da una cagione semplicissima, e piú materiale che spirituale. L’anima umana (e cosí tutti gli esseri viventi) desidera sempre essenzialmente, e mira unicamente, benché sotto mille aspetti, al piacere, ossia alla felicità, che considerandola bene, è tutt’uno col piacere. Questo desiderio e questa tendenza non ha limiti, perch’è ingenita o congenita coll’esistenza, e perciò non può aver fine in questo o quel piacere che non può essere infinito, ma solamente termina colla vita. (Zib. 165)
[Die Empfindung der Nichtigkeit aller Dinge, das Unvermögen aller Freuden, unsere Seele zu erfüllen, und unser Hang zu einer uns unverständlichen Unendlichkeit haben vielleicht einen überaus simplen Grund und einen, der vielmehr materiell als spirituell ist. Die menschliche Seele (und mit ihr alle anderen Lebewesen) begehrt immer und zielt einzig, wenn auch auf tausend Arten, wesentlich auf das Wohlgefallen, das heißt auf das Glück, das bei näherer Betrachtung eins mit dem Vergnügen ist. Dieses Begehren bzw. diese Tendenz hat keine Grenzen, da es von oder mit der Existenz hervorgerufen wird, und daher nicht in diesem oder jenem Vergnügen, das nicht unendlich sein kann, aufgeht, sondern nur mit dem Leben selbst endet.]6
Die anima umana wird vom Begehren in Gang gehalten, wobei sich dieses Begehren nicht auf einen bestimmten Genuss, sondern auf den Genuss an sich bzw. das Glück an sich richtet. Dieses grenzenlose Begehren ist Teil der Bedingung der Existenz, bios und desiderio bilden eine untrennbare Einheit, die einzig und allein mit dem Leben selbst endet bzw. mit diesem zusammenfällt. Vom desiderio geht