»Das hat Conny bestimmt nicht gerne«, zeigte Langenbach, der Lindt gefolgt war, auf dessen zwar gestopfte, aber noch kalte Pfeife. »Rauch hasst er wie die Pest. Wenn bei einer Besprechung in unserer Firma irgendjemand wagt zu rauchen, verlässt er sofort und kommentarlos den Raum.«
»Tut mir leid«, entschuldigte sich der Kommissar und schob die Pfeife vorsichtig wieder in seine Jackentasche. »Nur so eine Angewohnheit von mir – allerdings wird Pfeifenrauch im Gegensatz zum Gestank von Zigaretten meistens als wesentlich angenehmer empfunden.«
»Ja, mir geht es auch so. Pfeife rieche ich gerne, ab und zu genehmige ich mir eine Havanna, aber Conny ist da absolut kompromisslos. Auf unseren Baustellen draußen hätte er einen schweren Stand. Einer meiner Ingenieure hat ihn mal als ›militanten Nichtraucher‹ bezeichnet.«
Dieses Thema interessierte Lindt. »Wie kommt er denn sonst mit den Arbeitskollegen klar?«
Langenbach zögerte – für das Gespür des Kommissars eine Idee zu lange – bevor er antwortete: »Wissen Sie, ich messe meine Mitarbeiter an ihrer Leistung. Das Ergebnis ist mir wichtig und da gibt es wirklich nur Bestes zu berichten. Seine Kollegen … nun …«
Wieder kam eine Pause, wie wenn der eindrucksvoll große, grauhaarige Unternehmer sich seine Worte erst genau zurechtlegen müsste.
»Ich bin überzeugt, dass nicht alle seinen Arbeitsstil mögen. Korrekt, penibel bis in alle Einzelheiten. Die Genauigkeit eines erstklassigen Buchhalters hat er auch als kaufmännischer Direktor nicht abgelegt und damit natürlich manche Schlamperei in meiner Firma aufgedeckt.«
»Gab es denn irgendwann einmal richtige Reibereien?«
»Keine Probleme, die nicht zu lösen waren …«
Lindt merkte sich diesen Satz ganz genau, denn er konnte nichts und doch alles bedeuten. Falls dieser Konrad Fink, den sein Chef immer nur Conny nannte, tatsächlich verschwunden oder gar durch die Einzugswalzen des 500-PS-Hackers gegangen war, müssten die Ermittlungen in dieser Richtung wohl noch sehr vertieft werden.
›Wenn der so kalt war wie seine Wohnung …‹
Paul Wellmann unterbrach die Gedanken seines Vorgesetzten. »Oskar, die Kollegen von der Technik.«
Lindt schreckte hoch: »Alles auf den Kopf stellen hier. Zuerst natürlich DNA-taugliches Material suchen und schnellstens mit den Spuren aus dem Hacker vergleichen.«
»So sauber, wie es hier ist«, meinte einer der Kriminaltechniker im weißen Overall, »da werden wir unsere Mühe haben.«
Lindt klopfte ihm auf die Schulter. »Haare findet ihr bestimmt im Staubsauger und eine Zahnbürste hatte er sicherlich auch.«
Der Kommissar machte zwei Schritte zur Tür, griff sich dann aber an den Kopf und drehte wieder um, wie wenn er etwas vergessen hätte.
»Sagten sie nicht, er hätte nie mehr Papier als unbedingt nötig auf seinem Schreibtisch gehabt?«, wandte er sich an den Bauunternehmer. Der nickte.
»Na, dann müssen wir doch mal dort reinschauen.« Zielgerichtet ging er wieder in das großzügige Wohnzimmer und steuerte den Schreibtisch an.
Er tastete nach dem Einschaltknopf des PC’s, drückte aber irgendwie daneben und erschrak. Ein Segment an der Gehäusefront gab nach und klappte zurück. Dahinter war nichts. Leere! Ein Loch. Verduzt rieb Lindt sich die Augen. So etwas hatte sein Dienstcomputer nicht.
»Was kann denn das …?«
Der Kollege von der Spurensicherung wusste die Lösung: »Herausnehmbare Festplatte! Optimale Datensicherung – fragt sich nur, wo die versteckt ist.«
»Na, dann sucht mal schön«, gab der Kommissar zur Antwort und wandte sich an Langenbach.
»Wenn Sie gestatten, würden wir jetzt gerne den Arbeitsplatz Ihres Prokuristen sehen.«
»Natürlich, klar, selbstverständlich«, stotterte der ansonsten so selbstsicher wirkende, imposante Bauunternehmer.
»Ach, Paul«, warf Lindt seinem Kollegen in einer plötzlichen Eingebung die Schlüssel des Dienstwagens zu. »Bleib du doch hier, bestelle Jan zur Firmenzentrale und versiegle nachher die Wohnung.«
Er sah Langenbach direkt in die Augen. »Sie nehmen mich doch sicherlich gerne mit.«
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