A Der Autor dieser Einschätzung, R. Lane Poole, der zeitweilige Chefredakteur der Fachzeitschrift English Historical Review und Fellow des Magdalen College in Oxford, mühte sich wacker mit diesem Problem. Seine Notes on Burgundy, die vor dem Ersten Weltkrieg entstanden, konnte man leicht als eine staubtrockene Abhandlung abtun. Doch sie stecken voller verhaltener Begeisterung, wenn er mehrdeutige Hinweise in kaum bekannten Urkunden und Chroniken vergleicht und sich bewundernd darüber äußert, wie präzise Flodoard von Reims zwischen drei Völkerschaften unterscheidet, die alle denselben Namen tragen. In zweien seiner Untersuchungen leistet Poole investigative Detektivarbeit und versucht, die Identität von Männern herauszufinden, deren vollständige Namen nicht aufgezeichnet wurden. Eine Untersuchung befasst sich mit »einem Herzog in der Nähe der Alpen«, der angeblich eine Tochter des englischen Königs Edward des Älteren (reg. 899–924) heiratete; die anderen beschäftigen sich mit einem Burgunder, von dem nur der Name Hugo Cisalpinus bekannt war. Handelte es sich dabei um Hugo den Schwarzen oder Hugo den Weißen oder vielleicht um Hugo, den Neffen von Hugo von Italien? Keine der Spuren erweist sich letztlich als zielführend. Der Reiz liegt in der Suche.
B Vorher war der Name Frankreich nur für die kleine Region im Seine-Tal verwendet worden, die heute île de France heißt. In diesem Sinne wurde Hugo Capet zunächst als Herzog von Franzien (Dux Francorum) bekannt. Nachdem er König geworden war, dehnte er diesen Namen auf sein wesentlich größeres gesamtes Königreich aus und brachte dadurch seinen Anspruch zum Ausdruck, dass er und seine Untertanen die einzigen wahren Erben der fränkischen Tradition von Karl dem Großen und Chlodwig seien. Sein Erfolg lässt sich auch daran ermessen, dass die deutsche Bezeichnung Frankreich (»Land der Franken«) für den westlichen Teil des ehemaligen Reiches von Karl dem Großen verwendet wurde, nicht jedoch für den östlichen Teil, der nun unter dem Begriff Deutschland zusammengefasst wurde. Diese Namensverschiebung wurde zweifellos auch durch die Gleichgültigkeit der ottonischen Kaiser ermöglicht, denen es als Sachsen nichts ausmachte, dass im Osten die fränkische Bezeichnung verloren ging. [Die Landschafts- und Dialektbezeichnungen im heutigen Franken bestehen selbstverständlich noch, auch wenn sie nicht „direkt“ vom Ostfrankenreich abstammen. A. d. Red.]
C Filioque (wörtlich »und dem Sohn«) ist der Kerninhalt der Glaubenslehre vom doppelten Hervorgang des Heiligen Geistes. Seit dem 9. Jahrhundert vertrat die Westkirche die Auffassung, dass der Heilige Geist »aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht«. Die Ostkirche glaubt dagegen nur an eine einzige Quelle des Heiligen Geistes und bevorzugt daher eine subordinierende Formel, wonach der Heilige Geist »aus dem Vater und durch den Sohn« hervorgeht. Dieser feine Unterschied ist seit Jahrhunderten der wichtigste theologische Streitpunkt zwischen der katholischen und den orthodoxen Kirchen.
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