Ich öffne die Beifahrertür und trete ins Freie, wohlwissend, dass ich mir diese Wohnung dort drinnen nicht leisten könnte, wenn sie nicht Teil meines Jobpakets wäre.
»Hier wirst du also leben?«, fragt Jamie, als uns der Portier die Tür zu dem Gebäude aufhält.
»Ja, verrückt, oder?« Ich sehe mich um. Die Lobby ist mit ihren glatten, eleganten Linien und den modernen Möbeln wunderschön. Sie wirkt wie ein Teil eines Filmsets. »Dem CEO von IMG gehört diese Immobilie, wo die meisten seiner Angestellten untergebracht sind. Er besitzt auch noch ein weiteres Gebäude den Block runter, in dem sich die Büros und die Filmsets befinden.«
»Ich bin stolz auf dich. Du hast dich jahrelang abgerackert, um das hier zu erreichen.« Er umfasst meinen Oberarm, um mich beiseitezuziehen, als jemand an uns vorbeiläuft.
»Danke«, erwidere ich leise und sehe mich noch einmal ein wenig überwältigt in der Lobby um.
»Krieg nicht diesen Gesichtsausdruck. Das hier ist weder der Ort noch die Zeit, um in Tränen auszubrechen«, warnt er und ich versuche, mir ein Lächeln zu verbeißen. Jamie kann überhaupt nicht damit umgehen, wenn ich weine. Was ich zugegebenermaßen schon das ein oder andere Mal für mich genutzt habe, um ihn dazu zu bringen, sich meiner Meinung anzuschließen.
»Ich werde nicht flennen.« Als ich das Schild des Vermietungsbüros entdecke, packe ich seinen Arm und ziehe ihn zu mir. Die automatischen Türen öffnen sich und wir bleiben vor einem Empfangstresen stehen, hinter dem eine ältere Frau sitzt, die gerade telefoniert. Lächelnd hebt sie einen Finger, um mir zu signalisieren, dass sie gleich für uns Zeit hat. Ich erwidere ihre freundliche Geste.
»Wie kann ich Ihnen beiden helfen?«, erkundigt sie sich und blickt zwischen uns hin und her, nachdem sie den Hörer aufgelegt hat.
»Hi, mein Name ist Dakota Newton. Ich bin hier, um die Schlüssel für meine Wohnung in Empfang zu nehmen.«
»Dakota, ich habe Ihren Umschlag hinten im Büro. Geben Sie mir einen Moment, ich bin gleich zurück.« Sie steht auf und verlässt den Raum durch eine Tür. Als sie eine Minute später zurückkommt, hält sie eine Mappe und ein großes gelbes Kuvert in der Hand, die sie beide vor mir auf den Tresen legt. Sie zieht ein paar Papiere hervor und prüft sie eingehend. »Okay, wie es aussieht, wurden die Formulare bereits online ausgefüllt, also müssen Sie nur noch ihren Mietvertrag unterzeichnen. Dann kann ich Sie zu ihrer Wohnung begleiten.« Sie schiebt mir das Dokument herüber.
Ich nehme den Stift, den sie mir hinhält, und unterschreibe am Ende des letzten Blattes.
Die Dame schüttelt den Inhalt des Umschlags auf den Empfangstresen. »Das hier«, erklärt sie und reicht mir eine Broschüre, »beinhaltet sämtliche Informationen, die Sie bezüglich des Gebäudes brauchen. Es gibt eine App, die Sie downloaden können und die Ihnen den Zugang zu ihrem Appartement ermöglicht, ohne dass Sie Ihre Schlüsselkarte benutzen müssen. Zudem finden Sie hier Infos darüber, wann der Müll abgeholt wird, zu welchen Zeiten der Wäscheservice offen hat, ebenso zum Fitnessstudio, zum Pool sowie zum Lastenaufzug, den Sie benötigen werden, wenn Sie einziehen. Wenn Sie bereit sind, zeige ich Ihnen jetzt Ihre neue Wohnung.«
»Wenn Sie es sind, bin ich das auch«, antworte ich, innerlich überaus gespannt, und sie sieht mich freundlich an.
Eine Stunde später steige ich mit einem Lächeln im Gesicht in Jamies Wagen. Das möblierte Studioappartement, das man mir zugewiesen hat, ist mehr als umwerfend und hübscher als jede Wohnung, in der ich bisher gelebt habe. Sogar schöner als das Appartement, das ich mir mit Troy geteilt habe.
Als Melissa, die Dame aus dem Vermietungsbüro, die Tür öffnete, dachte ich, dass es sich um eine Art Glücksfall handeln muss. Die Ausstattung ist hochwertig, dabei hatte ich gar nicht erwartet, dass die Wohnung bereits möbliert sein würde. Ich bin unglaublich froh darüber, mir nichts weiter als neue Bettwäsche und Bettlaken kaufen zu müssen. Melissa sagte, dass man die Möbel einpacken und für mich aus der Wohnung schaffen würde, falls ich sie durch eigene Möbelstücke ersetzen wollte. Aber das ist nicht nötig. Das meiste Zeug, das ich eingelagert habe, besteht aus irgendwelchen Küchenutensilien und Kleidung, die ich wahrscheinlich niemals wieder tragen werde.
»Also, kommst du heute Abend zu meinem Auftritt?«, reißt Jamie mich plötzlich aus meinen Gedanken, und ich drehe mich zu ihm um.
»Wenn du versprichst, die Jungs zu überreden, mir am Sonntag zu helfen, meinen Kram aus dem Lagerraum in meine neue Wohnung zu bringen. Egal, wie viel sie am Samstagabend trinken.«
»Du weißt, dass sie alles für dich tun würden.«
Das trifft tatsächlich zu. Jamies Freunde sind mittlerweile auch zu meinen geworden. Um ehrlich zu sein, sind sie so was wie ehrenamtliche Brüder für mich, die mir gar keine andere Wahl gelassen haben, als sie anzunehmen. »Dann komme ich zu deinem Auftritt.« Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass er mich angrinst. »Was ist?«
»Nichts.«
»Irgendwas ist definitiv«, stelle ich fest und mustere ihn prüfend.
»Du hast recht. Ich habe dich einfach lange Zeit nicht mehr so entspannt und fröhlich erlebt.«
Ich stoße den Atem aus. »Stimmt, das war ich auch schon lange nicht mehr. »Es fühlt sich einfach nur so an, als würde ich endlich mein Leben zurückbekommen. Ich habe einen Job und eine Wohnung und die Dinge gehen endlich wieder voran. Eine Weile habe ich wirklich befürchtet, ich würde bis ans Ende meiner Tage bei dir wohnen.«
»Magst du es nicht, mit mir zusammenzuleben?«
»Doch, das schon. Ich bin nur nicht sicher, was ich davon halten soll, jeden Morgen auf dem Weg ins Badezimmer in deine One-Night-Stands hineinzulaufen.«
»So schlimm bin ich gar nicht.«
»Du bist noch viel schlimmer, Jamie.« Ich verdrehe die Augen. »Ganz ehrlich, ich kann es kaum erwarten, dass du eine Frau triffst, mit der du ernst machst.«
»Ich bin fünfundzwanzig. Das kann ich auch noch tun, wenn ich dreißig bin«, erwidert er und zieht eine Braue nach oben. »Okay, vielleicht eher, wenn ich vierzig bin.«
Ich schüttle den Kopf. »Ich sage ja nur, dass du niemals die Eine finden wirst, wenn du immer nur auf den nächsten One-Night-Stand abzielst.«
»Ich bin nicht auf der Suche nach einer Ehefrau, Dakota.« Sein Ton wird weicher, als er fortfährt. »Mir ist bewusst, dass du dir dieses ganze Paket wünschst. Eine Familie, eine Hochzeit und Kinder, aber ich möchte das nicht.«
»Niemals?« Mein Herz blutet bei dem Gedanken, dass er sich nie der Gelegenheit gegenüber öffnen könnte, sein Leben mit jemandem zu teilen.
»Ich sage nicht, dass ich diese Möglichkeit komplett ablehne; nur, dass ich das zum jetzigen Zeitpunkt nicht will. Ich bin glücklich damit, wie die Dinge aktuell laufen, und möchte mich einfach auf meine Karriere konzentrieren.« Er sieht zu mir rüber, mit einem Ausdruck in den Augen, den ich nicht deuten kann. »Ich bin überrascht, dass du noch immer an diesen ganzen Kram glaubst, nach dem, was sich Troy geleistet hat.«
»Er hat mir wehgetan, aber nicht meinen Traum zerstört.« Ich beginne, auf einem Fingernagel herumzukauen, doch Jamie umschließt mein Handgelenk, um mich davon abzuhalten.
»Du warst seit jeher eine Träumerin.«
»Hast du wirklich gedacht, dass die Enttäuschung, die ich erlebt habe, etwas an meiner Sicht der Dinge ändern würde?«, frage ich, auch wenn ich tief in meinem Inneren weiß, dass ich mittlerweile Zweifel in Bezug auf Männer und Beziehungen habe. Zweifel, die ich früher nicht kannte.
»Für eine Weile schon, aber ich sollte vermutlich nicht überrascht sein, dass dem nicht so ist. Verdammt, ich erinnere mich noch an all die Geschichten, die du dir zusammenfantasiert