Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland Band 10. Martina Meier. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Martina Meier
Издательство: Bookwire
Серия: Wünsch dich in Wunder-Weihnachtsland
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783960743309
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erzählen.

      Gemeinsam mit anderen Tieren erzählt er noch heute spannende Geschichten in seinem wärmenden Laubhaufen, wenn die Tage kürzer und dunkler werden und die Adventszeit naht.

      Doris Giesler, geb. in Oberhausen/Rhld., arbeitete als Fremdsprachen-Korrespondentin bei verschiedenen internationalen Industriefirmen. Später in Süddeutschland moderierte sie ehrenamtlich im Klinik-Rundfunk, unterrichtete lernschwache Jugendliche und hielt Lesungen für Kinder. Teilnahme an Schreibwerkstatt. Veröffentlichungen in Anthologien sowie Gedichtbänden. Doris Giesler lebt in Baden-Württemberg.

      *

      Von Mäusen und Weihnachten

      „Danke, Schwester Katharina, Sie können jetzt gehen.“ Elvira steckte Katharina mit ihrer zittrigen, runzeligen Hand fünfzig Euro extra in den Kittel.

      „Aber, Frau Geiss, das kann ich unmöglich ...“ Sie kramte das Geld augenblicklich wieder heraus.

      „Ist doch bald Weihnachten“, fiel ihr Elvira ins Wort, zwinkerte schelmisch und ging mit unsicheren Schritten voraus in den Flur.

      Katharina folgte langsam. Sie nahm ihre Jacke vom Garderobenhaken. „Ja, aber Sie haben doch auch Kinder – und Enkel!“

      „Die sind alle weit weg und haben mich wahrscheinlich sowieso schon abgeschrieben.“ Damit schob sie die immer noch protestierende Pflegekraft mit ihrem Rollator zur Tür hinaus. Nachdem diese hinter Katharina ins Schloss gefallen war, ging die alte Dame ins Bett, obwohl es noch nicht mal richtig dunkel war.

      In einem Loch nahe der Schrankwand im Wohnzimmer saß die kleine Maus Luci und schniefte herzzerreißend in ein winziges Taschentuch. Daneben saß ihr Bruder Kral. Er legte ihr sein Pfötchen auf die Schulter. „Jetzt beruhige dich doch, dieses Jahr wird sich sicher jemand an unsere Mitbewohnerin Elvira erinnern.“

      Luci schaute ihn an. „Und wenn nicht? Letztes Jahr hatten wir das einsamste und traurigste Weihnachten aller Zeiten. Ich möchte das nicht noch mal erleben.“

      „Aber Elvira hat uns guten Käse serviert, der war bestimmt aus der Feinkosthandlung im Nachbarhaus.“ Kral grinste und tätschelte seinen Bauch.

      Luci ärgerte sich über ihn. Immer dachte er nur an sich selbst. Plötzlich kam ihr eine Idee. „Ich hab’s!“ Ihre Augen begannen zu leuchten.

      „Hm?“ Krals Blick wechselte von wonnig zu alarmiert.

      „Na, ganz einfach, wir laden ihre Kinder selbst ein!“ Sobald Luci ihren Gedanken formuliert hatte, war sie schon aus dem Loch gesprungen und ...

      „Sag mal, spinnst du?“ Mr Chow, ein eleganter Mäuserich mit Brille und Hut, war gerade von seiner Futtersuche aus der Küche zurückgekehrt und Luci rannte ihn vor Übereifer glatt um. Alle seine Besorgungen lagen nun am Boden verstreut herum.

      „Mr Chow, es tut mir leid, aber ich muss dringend etwas erledigen!“ Schnell wie der Wind sprang Luci auf Elviras Sekretär.

      Kral kam Mr Chow zu Hilfe, um die verstreuten Krümel wieder einzusammeln. Schwester Katharina würde die schönen Speisen sonst einfach mit dem Krachteil aufsaugen.

      „Dieses unvorsichtige Ding, was hat sie jetzt schon wieder vor?“ Mr Chow verdrehte die Augen.

      „Einladungskarten schreiben. Sehen Sie doch selbst.“ Kral wies auf den etwas entfernten Sekretär, wo sich ein Stift langsam in die Luft erhob, dann jedoch wieder herunterkrachte.

      „Aua!“ Lucis Kopf erschien am Tischrand. „Könnte mir mal einer helfen?“ Kral und Mr Chow tauschten einen Blick.

      „Ich komme schon.“

      Zusammen schafften Kral und Luci es, den Stift in der Senkrechten zu halten und Buchstaben sowohl auf einen Briefumschlag als auch auf ein Blatt zu kritzeln. Zum Glück strahlte eine Straßenlampe zum Fenster herein.

      „Etwas mehr links!“ Luci stemmte sich gegen den Kugelschreiber. „Nein, das war zu viel, weiter rechts!“

      Kral standen bereits Schweißperlen auf der Stirn.

      „Das Blatt ist zu Ende – zurück!“

      Nach vielen Pausen hatten sie es endlich geschafft.

      Zugegeben, es war keine Sonntagsschrift, die Buchstaben standen weit auseinander und verrutschten manchmal in der Zeile, aber Luci fand sie durchaus lesbar.

      „Und wie willst du die Kunstwerke wegschicken? Wir können nicht einfach in die Post spazieren. Außerdem wüsste ich nicht, wo eine ist.“ Kral gähnte.

      „Wir brauchen keine Filiale. Elvira hat ein Briefmarkendepot. Gleich in der Nähe irgendwo.“ Luci streckte sich und zog ein paar kleinere Schubladen auf. „Hier!“ Beide Mäuse mussten sich noch ein letztes Mal anstrengen, um die Briefmarken mit ihren kleinen Zungen an jeder Stelle feucht zu bekommen, sodass sie auch kleben blieben. Dann waren die zwei Umschläge endlich fertig. Luci strahlte und prüfte erneut die Adressen.

      „Und wer bringt die Einladungen jetzt weg?“ Kral konnte kaum noch die Augen offen halten.

      „Ich.“

      Beide Mäuse drehten sich um und sahen Mr Chow.

      „Sie?“ Luci war verwirrt.

      „Habe noch etwas zu erledigen“, knurrte er.

      Als einen Tag vor Weihnachten immer noch kein Anruf oder Brief von Elviras Kindern gekommen war, begann Luci, sich Sorgen zu machen. Die kleine Maus quälten bohrende Gedanken. Würden Elviras Kinder trotz Einladung nicht kommen? Hatte Mr Chow die Briefe in den falschen Kasten geworfen? Oder war das Porto etwa zu wenig gewesen? Ihr fiel auf einmal ein, dass die Post es letztens erst wieder erhöht hatte.

      Selbst Mr Chow schien seit ein paar Tagen ungewöhnlich rastlos. Luci war sich sicher, dass er ihre Aktion gut fand, sonst hätte er keine Hilfe angeboten. Sie beobachtete wehmütig Kral, der sich einen Spaß daraus machte, zwischen Elviras Beinen hin und her zu sausen, natürlich so, dass er dachte, sie würde es nicht bemerken. Manchmal wünschte sich Luci seine Lebenssicht – er nahm alles, wie es kam, und hatte Spaß dabei.

      Luci erwachte am Weihnachtstag durch einen köstlichen Geruch, der ihre Nase kitzelte. Schlaftrunken schielte sie aus dem Mäuseloch und war schlagartig hellwach. Erst traute sie ihren Augen kaum und musste zweimal blinzeln. Ungläubig huschte sie durch die Wohnung. Alles war festlich geschmückt. Auf dem Tisch stand ein kunstvoll gestalteter Kranz aus Tannenzapfen, Zweigen, Holzsternen und einer dicken roten Kerze. Und immer wieder dieser herrliche Geruch! In der Küche fand Luci einen Braten im Ofen. Lecker! Im Fenster entdeckte die kleine Maus jede Menge Leuchtsterne, und als sie zurück ins Wohnzimmer ging, sah sie sogar einen Weihnachtsbaum.

      Kral schaukelte bereits an einer silbrig-blauen Kugel.

      Luci hüpfte näher. „Was ist denn hier los?“

      „Keine Ahnung, aber es macht Spaß.“ Typisch Kral.

      Luci kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.

      Plötzlich hörten die Mäuse die Wohnungstür aufspringen.

      Und dann waren alle da. Elvira, ihre Kinder, deren Kinder und – auf dem Rollator saß Mr Chow!

      „Oma Elvira, da sind ja noch mehr Mäuse!“ Ein Mädchen rannte in Richtung Baum und nahm den verdatterten Kral von seiner Kugel. „Sind die süß!“

      Luci wollte sich gerade aus ihrer Schockstarre befreien und in ihr Loch retten, als sie von einem Jungen behutsam auf dessen Schulter gesetzt wurde.

      „Seid nur vorsichtig, meine Kleinen. Das sind Omas Freunde. Sie passen immer dann auf mich auf, wenn ihr gerade nicht könnt. Später bekommen sie ihren Lieblingskäse, habe ihn vorhin extra besorgt.“ Da war es wieder, das verschmitzte Grinsen auf Elviras Gesicht.

      Krals Augen leuchteten bei der Aussicht auf ein üppiges