Verdammt magisch. Regina Mars. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Regina Mars
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783962558499
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klar, mindestens. Diese Beulen hier müssen doppelt so groß werden. Wenn’s dich stört, kannst du ja rausgehen.«

      »Störtmichnicht«, krächzte Lauchi. Seine Stimme klang auf einmal so rau.

      »Alles gut?«

      Lauchi lächelte. Seine Augen glänzten und er nickte, erstaunlich schwungvoll. Norman grinste breit.

      »Super. He, meinst du, der eine Arm ist dicker als der andere? Kannst du mal drumfassen und schauen?«

      Lauchi half ihm. Eigentlich war der Kleine ziemlich in Ordnung. Und er nahm nicht viel Platz weg.

      Nach dem Abendessen, als sie in ihren Betten lagen, betrachtete Norman Gunnars Gesicht auf den Postern. Er hatte drei Poster von ihm. Auf einem lächelte Gunnar siegessicher, auf den anderen beiden schaute er entschlossen. Auf allen sah er toll aus. Außerdem war sein Hemd so weit aufgeknöpft, so dass man den Ansatz der Brustmuskeln erkannte.

      Vielleicht stehen wir irgendwann gemeinsam auf der Stadtmauer, dachte Norman und schlief selig lächelnd ein.

      9. Nächtliche Unterhaltung

      Mitten in der Nacht wurde Norman von einem Geräusch geweckt. Es weckte ihn aus einem sehr intensiven Traum, in dem Gunnar mit ihm auf der Stadtmauer gegen ein Lavamonster gekämpft hatte. Es hatte Norman verletzt. Gunnar hatte sein sowieso schon halb aufgeknöpftes Hemd heruntergerissen und Normans blutenden Arm verbunden. Seltsamerweise hatte er gleich anschließend begonnen, seine Hose aufzuknöpfen.

      Norman blinzelte ins Dunkel. Mist. Er hatte einen Ständer, mit dem er eine Mauer hätte einreißen können. Tief durchatmend ballte er die Hände zu Fäusten und starrte an die Decke. Was hatte ihn geweckt?

      Leises Keuchen. Lauchi. Heulte der schon wieder?

      Norman wandte sich um und sah, dass der Kleine mit dem Rücken zu ihm lag. Er hörte ein Seufzen und an den rhythmischen Bewegungen des Arms erkannte er ganz genau, was Lauchi da trieb. Das, was er sich gerade verkniff.

      »Lauchi. Das ist schlecht für dich.«

      Der Kleine erstarrte. Stocksteif lag er da und schwieg.

      »Das schadet Magiern, wenn sie noch nicht mit ihrer Ausbildung fertig sind. Hast du das nicht in den Vorbereitungskursen gelernt?« Norman schüttelte traurig den Kopf. »Du wirst ein Magiekrüppel. Dabei bist du eh schon ein Schwächling.«

      »N-nein, ja, Entschuldigung«, stammelte Lauchi, ohne ihn anzusehen. »Aber das stimmt nicht.«

      »Was laberst du da?«

      »Äh, also … Herr Dahle hat gesagt …« Lauchi schluckte hörbar. »Der hat ab und zu zuviel Wein getrunken, na ja, fast jeden Tag und einmal hat er mir erzählt, dass das Keuschheitsgebot Kokolores ist. Also so hat er das genannt. Kokolores.«

      »Was?« Norman richtete sich auf. »Dein Herr Dahle labert Scheiße.«

      »Vielleicht. Entschuldigung.«

      Schweigen. Norman musterte Lauchis Rücken. Dann legte er sich zurück. Sein Blick fiel auf das Gunnar-Poster, auf das strahlende Lächeln und das Kribbeln in seinem Schoß verstärkte sich. Hm. Mist. Er hätte wirklich gern … Nein.

      »Hat dein Herr Dahle irgendwelche Beweise?«, fragte er schließlich.

      »Na, er meinte, es wäre allgemein bekannt in den höheren Rängen. Er war mit einem der Hohen Magier befreundet, als er hier war, und der hat ihn eingeweiht. Als er zuviel Wein getrunken hatte.«

      »Aber wenn das Blödsinn wäre, warum erzählen sie es uns dann? In unseren Kursen haben sie gesagt, dass die Magie davon schwächer wird. Nur halb so stark.«

      »Herr Dahle meinte, das wäre eine Lüge.« Immer noch sah Lauchi ihn nicht an. »Sie haben nur Angst, dass die Magieschülerinnen schwanger werden, b-bevor sie den Abschluss geschafft haben. Und dass eines zum anderen führt. Deshalb behaupten sie, dass es uns in der Lernphase schadet.«

      »Es?«

      Lauchi schluckte hörbar.

      »S-sex.«

      »Und du meinst, das macht gar nichts?« Norman ballte die Fäuste fester. Nein. Zu riskant. »Das kann gar nicht sein. Dann … Ne.«

      Lauchi schwieg. Draußen war es ebenfalls still. Schließlich ratterte eine Kutsche über das Pflaster und ein Hund begann, zu bellen.

      »Bestimmt bist du nur deshalb so ein schlechter Magier«, sagte Norman. »Hör besser auf damit.«

      »Ich b-bin gar nicht so schlecht«, murmelte Lauchi. »Ich habe alle achtzehn Bände der Grundlagen der Arkanen Lehre gelesen.«

      »Und? Kannst du Feuerbälle werfen?«

      »Nein.«

      Das klang niedergeschlagen. Wieder kehrte Stille ein. Norman wälzte sich herum und glotzte ebenfalls die Wand an.

      »Ich sag dir eins, Lauchi: Wenn ich rausfinde, dass dieses verdammte Keuschheitsgebot echt Blödsinn ist, dann gibt’s Ärger. Dann tret ich dem, der das erfunden hat, die Zähne ein.«

      Er hörte ein entsetztes Keuchen.

      »A-aber das war Olivar von Berghain.«

      »Ja, und?«

      »Der ist doch schon tot.«

      Ach so. »Egal. Ich grab ihn aus und tret ihm die Zähne aus seinem hässlichen Schädel.«

      »Oh.«

      Stille. Norman starrte die Wand an. Das konnte nicht wahr sein, oder? Dieser Herr Dahle war bestimmt nur irgendein Vollidiot. Ein Säufer. Deshalb hatten sie ihn auch ins Nördliche Flussland geschickt, um einem adligen Schwächling Privatunterricht zu geben.

      Norman hatte seit zwei Jahren mit niemandem geschlafen. Er hatte sich nicht mal angefasst und das war ihm, verdammt nochmal, nicht leichtgefallen. Also musste das auch stimmen, dass er damit seine, Dings, seine magischen Fähigkeiten vergrößerte. Obwohl er immer noch keine Magie sehen konnte. Wehe, wenn er seine Zeit verschwendet hatte!

      Lauchis Stimmchen riss ihn aus seinen Gedanken.

      »Norman? Hast du schon einmal … Du weißt schon.«

      »Gevögelt? Ja, klar«, knurrte Norman. »Meiner Mutter gehört der »Lustgarten« in der Schrammergasse.«

      »Der Lust... Ist das ein Bordell?«

      »Was denn sonst?«

      »Und da hast du gewohnt?«

      »Ja. Meine Mutter hat ab und zu ihre Mädels auf mein Zimmer geschickt. Als Belohnung, wenn ich was gut gemacht habe.«

      »Ah. So.« Lauchi schien nachzudenken. Lange.

      »Und du?«, fragte Norman. »Auch schon mal das Würstchen eingetunkt?«

      »Was?« Lauchi zögerte. »N-nein. Also einmal wollte meine Schwester Lou … äh …«

      »Was wollte sie?«, fragte Norman alarmiert.

      »Sie wollte mich zu meinem achtzehnten Geburtstag in ein Freudenhaus mitnehmen, aber Mutti war dagegen.«

      Norman fröstelte. Was hatte Lauchi für eine seltsame Familie?

      »Deine Mutti war dagegen, dass du flachgelegt wirst? Habt ihr das alles so am Küchentisch bequatscht? Ehrlich, ich dachte, bei euch Adligen läuft das anders.«

      »Tut es auch.« Lauchi räusperte sich. »Wir waren selbstverständlich im Esszimmer.«

      »Ach so, dann ist ja gut. Echt jetzt?«

      »Na ja, Lou meinte, dass ich ein paar Erfahrungen sammeln sollte, bevor ich von daheim fortgehe. Damit die Stadt kein allzu großer Schock ist. Aber Mutti fand, ich wäre zu zart, und sie hat befürchtet, dass ich mir Krankheiten holen könnte, wenn ich … Du weißt