Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740934903
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sich um das junge Madel bemüht hatte.

      »Nicole Dressler?« fragte er.

      Florian biß sich auf die Unterlippe und nickte stumm.

      *

      Nachdem sie Wolfgang die Blumen zurückgegeben hatte, hastete Nicole Florian hinterher.

      Wenn er jetzt bloß keine falschen Schlüsse zog, dachte sie verzweifelt, während sie durch den Flur eilte, der das Hotel mit dem Saal verband.

      Natürlich nahm sie an, Florian wäre auf sein Zimmer gegangen, doch als sie an seine Tür klopfte, blieb dahinter alles still.

      Sollte er doch woanders hingegangen sein?

      Unsinn, sicher würde er nicht durch die Nacht laufen. Da war es schon wahrscheinlicher, daß er sich eingeschlossen hatte und nun schmollte.

      Dafür hatte Nicole sogar Verständnis, auch wenn sie jetzt liebend gerne mit ihm geredet und die Sache aufgeklärt hätte.

      »Schade«, sagte sie, in der Hoffnung, daß er sie hörte, »ich würde dir so gern’ alles erklären, Florian. Ich hab’ wirklich keine Ahnung, wieso Wolfgang plötzlich hier auftaucht. Aber warum auch immer – es hat nix zu bedeuten. Weder für mich, noch für unsre Liebe.

      Ich wünsch’ mir so sehr, daß wir morgen in aller Ruhe darüber sprechen können. Schlaf gut, Liebster. Und denk’ daran: ich liebe dich. Nur dich!«

      Als würde sie ihn streicheln, glitt ihre Hand über die Tür, dann stand sie seufzend auf dem Flur und überlegte, ob sie ebenfalls schlafen oder noch einmal hinuntergehen sollte.

      Wahrscheinlich war Wolfgang noch da. Und vielleicht war es besser, jetzt die Möglichkeit zu nutzen, ihm noch einmal deutlich zu machen, daß er sich völlig umsonst herbemüht hatte.

      Als sie die Treppe herunterkam, stand er in der Halle und schaute sie erwartungsvoll an. Ohne ihn anzusehen, ging sie hinaus. Sie war sicher, daß er ihr folgen würde. Kurz darauf hörte sie seine Schritte hinter sich.

      »Nicole, bitte, bleib’ doch stehen!«

      Er hatte sie eingeholt und griff nach ihrem Arm. Aus dem Saal drang immer noch Musik, davor standen oder gingen Leute. Am Himmel waren Wolken aufgezogen, die den Mond verdunkelten. Es war kühl geworden, und eigentlich hätte sie eine wärmere Jacke anziehen müssen.

      »Ich weiß, ich hab’ eine große Dummheit gemacht«, begann Wolfgang. »Aber ich bin hergekommen, um dich um Verzeihung zu bitten. Ich will gutmachen, was ich angerichtet hab’. Bitte, Nicole, du mußt mir glauben, ich liebe dich!«

      Schweigend sah sie ihn an.

      Wie oft hatte sie diese Worte schon gehört! Und immer wieder war sie auf seine Beteuerungen hereingefallen. In diesem Augenblick erinnerte sie sich wieder an Auseinandersetzungen und Kränkungen, die sie längst vergessen glaubte. Doch sie waren nur verdrängt gewesen, weil sie immer wieder die Hoffnung gehabt hatte, diesmal wäre es wirklich so, daß Wolfgang sein Versprechen hielt und sich änderte.

      Doch diese Hoffnung war nur von kurzer Dauer gewesen. Sobald er sich ihrer wieder sicher glaubte, verfiel er in den alten Trott.

      »Das kann ich dir einfach nicht mehr glauben«, gab sie schließlich zurück. »Und selbst wenn es so wär’, so hätten deine Liebesschwüre doch keinen Sinn. Ich liebe dich nämlich net mehr, Wolfgang. Zu oft hab’ ich dir geglaubt und bin doch immer wieder enttäuscht worden. Wie auch diesmal. Denk’ nur daran, mit wem du die letzten Tage verbracht hast…«

      Bittend hob er beide Arme.

      »Wenn du auf Tanja ansprichst – da ist nix«, versicherte er. »Das mußt du mir glauben. Wär’ ich sonst hier?«

      »Ich muß gar nix«, schüttelte sie den Kopf. »Und wenn du denkst, daß ich wegen dieser anderen Frau böse bin, so täuschst du dich. Als ich erfahren hab’, daß du mit ihr das Wochenende verbringst, das wir schon lange zusammen geplant haben, da hatte ich innerlich längst mit dir abgeschlossen.

      Ich geb’ zu, daß es mir weh tat. Doch der Schmerz ist vorüber. Du kannst mir net mehr weh tun.«

      »Dann gibst du mir keine Chance mehr?« fragte er mit belegter Stimme.

      Die hübsche Studentin schüttelte den Kopf.

      »Du hast deine Chance gehabt, Wolfgang«, erwiderte sie. »Mehr, als eine. Doch du hast sie net genutzt. Einmal muß es vorbei sein.«

      Der Lehrer tastete nach seiner Jackentasche. Dort drinnen bewahrte er seinen letzten Trumpf auf. Er zog das Schmuckkästchen hervor und öffnete es. Er hielt es so, daß Nicole den Inhalt sehen konnte.

      »Schau’, die hab’ ich vor ein paar Wochen gekauft«, sagte er. »Ich wollt’ sie dir heut’ zeigen und dich an deinem Geburtstag fragen, ob du meine Frau werden willst…«

      Nicole schluckte, und Tränen traten ihr in die Augen.

      Wie oft hatte sie sich diesen Augenblick herbeigesehnt, gehofft, daß er ihr diese Frage stellen würde!

      Und er hatte die Ringe schon vor langer Zeit gekauft, für diesen Tag!

      »Wolfgang…, ich…, ich weiß gar net, was ich sagen soll«, stammelte sie, von Gefühlen überwältigt.

      Schlagartig schien alles wieder anders zu sein. Er spürte ihre Unsicherheit und nutzte es aus.

      »Komm, Liebling«, sagte er und legte seinen Arm um sie. »Laß uns vergessen, was gewesen ist. Wir wollen neu beginnen und uns zusammen ein schönes Leben aufbauen.«

      Als er sie an sich zog und küssen wollte, schien sie endlich aufzuwachen. Nicole entzog sich seiner Umarmung und schüttelte den Kopf.

      »Moment. Das geht mir alles viel zu schnell. Ich geb’ zu, für einen Moment war ich geblendet, doch eigentlich kann ich dir net glauben.«

      Wolfgang Arnhäuser ließ sich seine Enttäuschung nicht anmerken. Immerhin spürte er, daß er sie mit den Ringen überrascht und ins Wanken gebracht hatte.

      »Gut, Nicole, ich seh’ ein, daß es zu schnell für dich geht«, lenkte er ein. »Am besten wird’s sein, wenn du eine Nacht darüber schläfst.

      Wie ist’s? Ich wohn’ hier in einer Pension. Soviel ich weiß, fährt der Bus erst am Nachmittag zurück. Wollen wir uns morgen früh noch einmal treffen und in Ruhe über alles sprechen? Ich denk’, das ist das mindeste, was ich erwarten darf…«

      Einen Moment war sie unschlüssig. Eigentlich hatte sie vorgehabt, den Vormittag und die Zeit danach, bis zur Abfahrt des Busses, mit Florian zu verbringen. Aber wahrscheinlich mußte sie Wolfgangs Bitte nachkommen. Jetzt war sie viel zu aufgewühlt, um einen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn eine vernünftige Entscheidung zu treffen. Auch wenn sie vielleicht die halbe Nacht wachliegen würde, sie brauchte die Zeit, um sich über vieles klarzuwerden.

      »Also schön«, willigte sie ein. »Morgen früh um zehn.«

      »Ich hol’ dich ab«, sagte er schnell, ehe sie es sich anders überlegen konnte. »Wir fahren irgendwohin, wo wir ungestört sind.«

      Nicole nickte und ging zum Hotel zurück. Wolfgang sah ihr nach, und ein siegessicheres Lächeln spielte um seine Lippen.

      *

      »Marion schien für mich die Liebe meines Lebens zu sein«, erzählte Florian dem Geistlichen. »Als die Beziehung zu Ende ging, brach für mich eine Welt zusammen. Können Sie verstehen, daß ich jetzt net dasselbe durchmachen will? In Nicole glaubte ich, die Frau gefunden zu haben, mit der ich einen Neuanfang wagen kann, und dann taucht da dieser Kerl auf!«

      Es hatte nicht viel dazu gebraucht, Pfarrer Trenker sein Herz auszuschütten. Im Gegenteil, Florian, der eigentlich die Einsamkeit der Kirche aufgesucht hatte, war froh, sich alles von der Seele reden zu können, und die unvoreingenommene Art des Seelsorgers machte es ihm leicht.

      »Freilich kann ich Sie verstehn«, erwiderte Sebastian. »Als Sie sich in das Madel verliebten,