Stille Wasser sind auch nass. Mila Roth. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mila Roth
Издательство: Bookwire
Серия: Spionin wider Willen
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783967110456
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denn?«

      Mit einer flinken Drehung wirbelte Markus zu ihr herum und landete im nächsten Moment mit seinem vollen Gewicht auf ihr. Ehe sie sich’s versah, hatte er ihre Arme gepackt und drückte sie oberhalb ihres Kopfes auf den Mattenboden. Sein Gesicht war nun genau über ihrem. Er grinste triumphierend. »Du hast vergessen wegzulaufen.«

      Verblüfft starrte sie zu ihm auf. Erst mit einigen Sekunden Verzögerung wurde ihr bewusst, wie nah sie sich waren und dass ihr Herz wie wild zu pochen begonnen hatte. Sie schluckte. »Stimmt auffallend.«

      »Regel Nummer eins für Anfänger, nachdem sie den Gegner außer Gefecht gesetzt haben.« Seine Stimme klang ein wenig belegt und wurde mit jedem Wort rauer. »Lauf, so schnell du kannst, sonst ...« Sein Blick schien sich zu verdunkeln, gleichzeitig traten die grünen und grauen Einsprengsel in seinen braunen Augen immer deutlicher hervor.

      »Sonst?« Janna hatte für einen Moment das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Ihr Herz überschlug sich fast und sie war sich des Gewichts von Markus’ Körper überdeutlich bewusst, ebenso der gefährlichen Hitze, die zwischen ihnen aufstieg.

      Markus brauchte ungewöhnlich lange, um auf ihre Frage zu antworten. Sein Blick war unverwandt auf ihr Gesicht gerichtet. Schließlich räusperte er sich. »Sonst könnte die Sache ziemlich gefährlich werden.« Während er sprach, lockerte er seinen Griff um ihre Arme ein wenig, bewegte sich jedoch ansonsten nicht, sodass sich sein muskulöser Körper weiterhin schwer gegen den ihren presste.

      Janna schluckte erneut, unfähig, auch nur die kleinste Bewegung zu machen. »Gefährlich?«

      Diesmal schluckte auch er und es schien, als nähere sich sein Gesicht ganz langsam ihrem. »Brandgefährlich«, raunte er.

      In diesem Moment klappte die Hallentür vernehmlich zu. »Oh, Entschuldigung, störe ich?« Alexa Baumgartz, eine von Markus’ Kolleginnen, trat neben die Matten. Die spöttische Spitze in ihrer Stimme war deutlich zu vernehmen.

      »Nein, gar nicht.« Mit einer ebenso flinken wie geschmeidigen Bewegung rollte Markus zur Seite und stand im nächsten Moment wieder auf den Füßen. »Wir haben nur ein bisschen geübt.« Seine Stimme klang nun wieder vollkommen normal, dennoch räusperte er sich.

      »Geübt?« Nun troff der Sarkasmus förmlich aus Alexas Stimme. »Was denn? Nahkampf?« Sie warf ihr langes, welliges blondes Haar schwungvoll über die Schulter und strich ihr eng anliegendes silbernes Top mit dem tiefen V-Ausschnitt glatt. »Der von der spaßigen Art?«

      Markus schüttelte den Kopf. »Hör auf mit dem Quatsch.«

      Janna beeilte sich ebenfalls aufzustehen. »Nur ein bisschen Selbstverteidigung. Eigentlich sollte ich heute mit Melanie üben.«

      »Melanie ist schon längst nach Hause gefahren. Irgendwas mit ihrer Familie.« Alexa warf ihr einen abschätzigen Blick zu.

      »Deshalb bin ich eingesprungen«, erklärte Markus rasch.

      »Aha.« Alexa war deutlich anzusehen, was sie davon hielt. Janna wusste, dass die Agentin mehr als nur ein Auge auf Markus geworfen hatte und dass die beiden vor Jahren einmal ein Paar gewesen waren. Zwar nicht allzu lange, aber es hatte offenbar ausgereicht, dass Alexa glaubte, Besitzansprüche auf Markus geltend machen zu dürfen. »Leider muss ich eure kuschelige Übungsstunde«, Alexa betonte das Wort besonders deutlich, »beenden. Walter will euch in seinem Büro sehen. Anscheinend habt ihr euren ersten Auftrag.«

       2

      Bonn, Kaiserstraße

      Institut für Europäische Meinungsforschung

      Walter Bernsteins Büro

      Donnerstag, 16. August, 16:00 Uhr

      Markus ließ Janna den Vortritt, als sie das Büro von Walter Bernstein betraten, und schloss die Glastür betont langsam hinter sich. Das gab ihm die Gelegenheit, sich zu sammeln und einen professionellen Abstand zu halten. Glücklicherweise schien Janna dem kleinen Vorfall auf dem Mattenboden in der Sporthalle keine weitere Bedeutung beizumessen. Zumindest hatte sie sich mit keinem Wort dazu geäußert und schien auch jetzt nicht weiter darüber nachzudenken. Es gab schließlich auch keinen Grund dazu. Für einen Moment waren seine Hormone mit ihm durchgegangen. Verständlich, immerhin war Janna mit ihrem kupferroten, lockigen Haar, dem ebenmäßigen Gesicht und den graublauen Augen eine ausgesprochen attraktive Frau. – Gut, vielleicht sogar noch ein bisschen mehr als attraktiv. Aber sie war auch seine Freundin. Eine gute Freundin. Die beste Freundin, die er je gehabt hatte. Deshalb hatten seine Hormone in ihrer Gegenwart gefälligst Sendepause. Es kam überhaupt nicht infrage, dass er aus einem spontanen Impuls heraus irgendetwas Unsinniges tat und damit das Vertrauen zerstörte, dass sich zwischen ihnen entwickelt hatte. Also holte er tief Luft, setzte sich in einen der drei blauen Besuchersessel und blickte Walter fragend an. »Hatten Sie nicht vorhin gesagt, dass Sie heute früher Feierabend machen wollten?«

      Walter hob mit einem resignierten Lächeln die Schultern. »Ich hätte es wohl nicht beschreien dürfen.« Er wandte sich Janna zu, die sich ebenfalls niedergelassen hatte. »Entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie aus Ihrer Trainingsstunde geholt habe. Ich hoffe, Sie kommen gut voran?«

      Janna nickte mit einem kurzen Seitenblick auf Markus. »Ja, ich denke schon. Zumindest hat Melanie sich bisher nicht beschwert, also nehme ich an, dass ich mich ganz passabel anstelle.«

      »Janna macht gute Fortschritte.« Markus nickte ihr zu. »Dafür, dass sie erst vor Kurzem mit dem Training angefangen hat, ist sie schon ziemlich wendig.«

      »Tatsächlich? Das freut mich zu hören.«

      »Na ja.« Janna hüstelte. »Gegen einen Gegner wie Markus komme ich noch nicht an.«

      Markus grinste. »Du hast mich von den Füßen geholt. Das schafft noch längst nicht jeder.«

      »Ach, hat sie das?« Verblüfft musterte Walter ihn.

      »Das war ein Glückstreffer.« Erneut hüstelte Janna. »Und wie du schon gesagt hast, ich hätte weglaufen müssen.«

      »Ja, hättest du.« Mit Mühe unterdrückte Markus ein Räuspern. »Beim nächsten Mal weißt du Bescheid.«

      »Ja.« Sie wich seinem Blick wie zufällig aus und blickte zu Walter. »Alexa hat gesagt, dass Sie einen Auftrag für uns haben.«

      Walter blickte prüfend zwischen ihr und Markus hin und her und nickte schließlich. »Ja, das ist richtig. Es geht um Personenschutz. Die Zielperson ist eine junge Wissenschaftlerin, die ab morgen Nachmittag an der International Metropolitan Operations Conference in Köln teilnehmen wird.« An Janna gewandt erklärte er: »Das ist eine internationale Konferenz zum Thema Kriegs- und Krisenmanagement.«

      »Ich weiß.« Janna lächelte leicht. »Im Radio kam heute Morgen ein Bericht darüber.«

      »Gut.« Walter lächelte ebenfalls. »Nadine Hochstaden ist Maschinenbauingenieurin und hat außerdem einen Doktortitel in Biochemie. Sie ist erst achtundzwanzig, also noch recht jung für ihren beruflichen Werdegang. Ein Wunderkind, wenn man es salopp ausdrücken möchte. Sie hat ihr Studium mit dreiundzwanzig abgeschlossen und ein knappes Jahr später bereits ihre Dissertation in der Tasche gehabt. Seit vier Jahren arbeitet sie für das Erltal-Labor in Frankfurt an geheimen Regierungsprojekten mit.«

      »Im Erltal-Labor?« Überrascht hob Janna den Kopf. »Werden dort nicht Waffensysteme hergestellt?«

      »Unter anderem«, bestätigte Walter. »Aber das Labor hat auch andere Aufgabenbereiche. Frau Dr. Hochstaden forscht hauptsächlich im Bereich Abwehr und Neutralisierung biologischer und chemischer Kampfstoffe.« Kurz hielt er inne. »Da sie an mehreren bahnbrechenden und natürlich streng geheimen Projekten mitarbeitet, steht sie schon seit Jahren unter besonderer Beobachtung und Bewachung durch die Geheimdienste. Sie geht keinen Schritt in der Öffentlichkeit ohne Personenschutz, seit sie vor einiger Zeit Opfer eines Entführungsversuchs geworden ist. Nun soll sie auf der Konferenz mehrere Vorträge halten, speziell zu den Projekten, an denen sie federführend beteiligt ist. Das Institut ist für