Sprich nichts Böses. Kayla Gabriel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Kayla Gabriel
Издательство: Bookwire
Серия: Alpha Wächter
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783969699645
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ganz gewiss gezeichneter vom Leben aussah, war es unverkennbar er. Ein stämmiger Baum von einem Mann, groß und breit und gebaut aus reiner Muskelmasse. Dunkle Haare, kürzer als in Kiras Erinnerung, fast schon ein Buzzcut an den Seiten, aber oben länger. Er bestand aus nichts als harten, sehnigen Kanten und er lief mit einem unerträglich intensiven Blick auf Kira zu.

      Kiras Augen schnellten nach oben, um in seine zu blicken. Sofort verzehrten diese glänzenden dunklen Augen sie, verschlangen sie, nahmen alles, das sie zu geben hatte. Das hatte sich zumindest nicht verändert, nicht einmal nach fünfzehn Jahren.

      Asher Fucking Ellison hielt direkt vor ihr. Sie hatte die Entführung und den Wurf aus dem Auto zwar mit einem gewissen Maß an Ruhe ertragen, doch diese flog gerade mit wehenden Fahnen aus dem Fenster.

      Kira erhob sich stolpernd auf die Füße und wandte sich ab, um zu fliehen.

      4

      „Asher! Asher, lass sie los. Zwing mich nicht dazu, dir einen Schlag zu verpassen!“

      Es war nicht so, dass Asher Echo nicht hören konnte, die ihm ins Ohr kreischte. Es war eher so, dass es ihn nicht interessiert. Nicht Echo. Nicht Rhys, dessen Finger jetzt Asher im Nacken packten. Nicht Mere Marie, die wahrscheinlich sehr viel Schlimmeres tun würde, als ihm einen Schlag zu verpassen.

      Ashers Bär hatte die vollständige Kontrolle und im Moment war Ashers Bär nur daran interessiert, in die Hocke zu gehen und Kira von der Anwesenheit jedes anderen Lebewesens auf diesem Planeten abzuschirmen. Vielleicht war es eine Art Belohnungsaufschub. Asher hatte seinem Bären fast fünfzehn Jahre lang den Anblick, Berührung, Geruch und Geschmack seiner Gefährtin verweigert.

      Jetzt würde sein Bär all das in sich aufsaugen. Dabei war es ihm völlig egal, dass um sie herum das reinste Chaos herrschte. Es war völlig egal, dass die kleine, wundervoll kurvige, aschblonde Schönheit gegen seine Arme ankämpfte und ihn gerade erst geschlagen hatte.

      Asher vergrub sein Gesicht an ihrem Hals und leckte ein oder zwei Mal unverfroren über die empfindliche Haut dort, während er sie in einer erdrückenden Umarmung hielt.

      „Asher!“, erklang Kiras gedämpfter Schrei. Sie wand sich in seinen Armen, was seinen Körper gefährlich hart werden ließ. Was ihn daran erinnerte, wie sehr sich doch allein ihre Anwesenheit auf ihn auswirkte. „Asher! Lass mich runter!“

      Kira knurrte, als Asher sie hochhob und sich durch den Rest des Wächter Teams drängte. Er verstand kein Stück, was hier vor sich ging, warum sie hier war, wie das möglich war. Aber den Bären in ihm scherte das nicht und momentan war Asher geneigt, dem beizupflichten. Asher und der Bär waren beide der Meinung, dass Kira sicher in seinem neuen Schlafzimmer im Herrenhaus sein sollte. Also würde genau das passieren.

      Asher sprintete beinahe zur Eingangshalle des Herrenhauses, wo er eine scharfe Linkskurve machte und direkt auf die Wand zu rannte. Der Schlupfwinkel, den Mere Marie vor einigen Tagen erschaffen hatte, öffnete sich in Reaktion auf seine Gegenwart und Asher lief direkt hindurch in dem Wissen, dass ihm keiner der anderen Wächter folgen konnte. Der Schlupfwinkel war magisch auf ihn abgestimmt und bot ihm seine eigenen Privaträume, die denen von Rhys, Gabriel und Aeric glichen.

      Die Tür zu seinem Schlafzimmer auftretend hielt Asher erst an, als er Kira auf die Kante seines Bettes setzte. Er schob ihre Knie auseinander und stellte sich zwischen ihre Schenkel. Er umschloss ihr Kinn, um ihren aufmüpfigen Blick nach oben zu zwingen, was ihm Zugriff auf das gewährte, was er mehr als alles andere wollte: tief in Kiras umwerfende winterblaue Augen schauen.

      In dem Moment, in dem sich ihre Blicke ineinander verhakten, erinnerte sich Asher an das letzte Mal, als sie ihn genau so angesehen hatte. Die wunderschöne neunzehnjährige Kira, nur in ein Laken von Ashers Bett gewickelt, dicht an seinen Körper gekuschelt. Sie hatte ihn mit diesen großen blauen Augen angeschaut, ihre vollen rosa Lippen hatten sich an den Winkeln angehoben und da hatte Asher es gesehen.

      Liebe. Echte, wahre Liebe. Nicht nur das Gefährten-Zeug, obwohl sie erst seit wenigen Monaten zusammen gewesen waren. Nein, Kira hatte ihn mit dieser einzigartigen und unverkennbaren Mischung aus Zuneigung, Erregung und Heiterkeit angesehen. Dieser Blick hatte ihm ihr Vertrauen, ihre Akzeptanz und ein Versprechen für die Zukunft angeboten.

      Ein besserer Mann, hätte dieses Versprechen wahr werden lassen.

      Ein besserer Mann hätte alles angenommen und akzeptiert, was Kira Louise Hudson zu bieten hatte. Hätte darauf gebaut, es wertgeschätzt und ihr zehnfach vergolten.

      Jedoch nicht Asher. Er hatte einen Blick auf sie geworfen und erkannt, dass er einer solchen Liebe niemals gerecht werden könnte und hatte dann alles zerstört.

      „Asher“, sagte Kira und brachte ihn zurück in die Gegenwart. „Hör auf. Lass mich gehen.“

      Sie drückte gegen seine Hand und er gab sie frei, aber als sie versuchte, ihn einen Schritt zurück zu schieben, blieb er standhaft.

      „Ich will nicht – ich will dich nicht so nah bei mir haben“, sagte Kira, die eine finstere Miene aufsetzte und einige Zentimeter auf dem Bett nach hinten rutschte. „Ich verstehe nicht, was hier passiert. Warum bist du hier? Warum bin ich hier? Hast du… hast du mich entführen lassen?“

      In ihren letzten Worten schwang eine ordentliche Portion Angst und Misstrauen mit und Asher fühlte die Anschuldigung wie einen körperlichen Schlag.

      „Das würde ich niemals tun“, knurrte er, verschränkte die Arme und machte einen Schritt zurück, bevor sich sein Bär wieder erheben und die Kontrolle übernehmen konnte. Sein Bär sehnte sich verzweifelt danach, sie zu berühren und zu schmecken. Ihm war Kiras Meinung nicht sonderlich wichtig, ganz egal, wie schlecht sie aktuell sein mochte. Asher kämpfte seine Urinstinkte nieder und bemühte sich, sich auf das Wort entführt zu konzentrieren. Wenn seiner Gefährtin etwas passiert war, dann sollte er verdammt nochmal besser auf den Grund des Ganzen vordringen. „Erzähl mir, was passiert ist.“

      Kiras anschuldigende Miene bröckelte. Einen Wimpernschlag später traten ihr Tränen in die Augen und ihre Unterlippe zitterte.

      „Ich… ich bin mir nicht sicher“, brachte sie irgendwie hervor. „Ich lief die Straße in Baton Rouge entlang –“

      „Baton Rouge?“, unterbrach Asher sie verblüfft. „Warum warst du nicht in Union City?“

      Er hatte in Union City einen gut bezahlten Gestaltwandler angestellt, der ein Auge auf Kira haben und sie aus Schwierigkeiten raushalten sollte.

      „Ich lebe seit drei Jahren in Baton Rouge“, giftete sie. „Nicht, dass du das wissen würdest, aber meine Oma Louise starb vor ein paar Jahren und dann gab es nichts mehr, das mich in Union City gehalten hat. Außerdem fingen die Leute an zu bemerken, dass ich nicht mehr alterte. Man kann nicht einfach für immer wie fünfundzwanzig aussehen und hoffen, dass es keiner bemerkt. Ich lebte fast ein halbes Jahrhundert in der gleichen Stadt. Irgendwann kann man es nicht mehr nur auf die guten Gene schieben.“

      Asher wurde von dieser Enthüllung einen Moment aus der Bahn geworfen. Kira sah älter aus als in den Erinnerungen, die er an sie hatte, klar. Sie hatte allerdings recht. Es war fast fünfzehn Jahre her, seit er ihr in jener Nacht erzählt hatte, dass er sich den Marines angeschlossen hatte und nicht zu ihr zurückkommen würde.

      Diesen Gedankengang abschüttelnd, bohrte er weiter.

      „Du wurdest von der Straße entführt“, hakte er nach.

      Kira nickte knapp.

      „Sie steckten mich in einen Van und sperrten mich in einen Keller.“ Sie wurde beim Sprechen zunehmend aufgebrachter und Asher konnte einfach nicht anders, als eine Hand auszustrecken und ihre zu ergreifen. Er verflocht ihre Finger ineinander und genoss die Möglichkeit, sie zu berühren, während er weiterhin versuchte, mehr zu erfahren.

      „Wie lange?“, fragte Asher. „Ich muss alles wissen.“

      „Vier Tage, vielleicht fünf.“ Kira hob eine Schulter und