O du fröhliche, o du tödliche. Mila Roth. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mila Roth
Издательство: Bookwire
Серия: Spionin wider Willen
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783967110319
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an Weihnachten nix Besseres, um sich zu tarnen, oder?«

      »Und sich zum Affen zu machen? Da würde mir aber schon was einfallen, Beate.« Ungehalten brummelte Edi vor sich hin.

      »Stell dich nicht so an. Ist schließlich für einen höheren Zweck. Du weißt ganz genau, dass unsere Brüder und Schwestern auf uns zählen. Wir sind dafür zuständig, diese Kanaille einzufangen und gegen unseren Anführer einzutauschen.«

      »Ja, wenn die Behörden darauf eingehen.«

      »Das werden sie müssen, sonst geht es einem nach dem anderen von ihnen an den Kragen. Sobald Theo frei ist und wir wissen, wer uns verpfiffen hat, machen wir uns alle vom Acker. Unsere Partner in Südamerika warten bereits auf uns. Dort können wir dann unsere nächsten Schritte planen.«

      In diesem Moment öffnete sich die Schiebetür des Lieferwagens und ein weiterer blonder Mann trat ein. Er war größer und schlanker als Edi und strahlte eine natürliche Autorität aus. »Gibt’s was Neues?« Er ließ sich auf die Rückbank gleiten und schob dabei den Karton ein Stück zur Seite.

      »Nee, nix«, knurrte Edi. »Wir werden uns hier noch den Arsch abfrieren, weil diese dämliche Karre keine Standheizung hat.«

      »Ist doch gar nicht so kalt.«

      »Du hast gut reden, Manfred, du bist ja auch gerade erst gekommen.«

      Beate hatte inzwischen auch das Fernglas an die Augen gehoben und richtete ihren Blick auf ein hellgelb gestrichenes Haus etwa fünfzig Meter von ihrem Standort entfernt. Hinter mehreren Fenstern brannte Licht. Sie konnte beobachten, wie ihre Zielperson, in einen flauschigen weißen Bademantel gehüllt und mit einem Handtuchturban auf dem Kopf, durch die Wohnung ging. »Sieht wirklich nicht so aus, als hätte die heute noch viel vor.«

      »Sag ich doch.« Gereizt wippte Edi mit dem Knie. Dann nahm er noch einen Dominostein und schob ihn sich zwischen die Lippen. »Totaler Mist, dieser Plan«, nuschelte er.

      »Hey, reiß dich mal zusammen«, rügte Manfred ihn. »Der Plan ist gut. Wir müssen nur Geduld haben.«

      2

      Außenbezirk von Rheinbach

      Gut Tomberg

      Samstag, 24. Dezember, 18:45 Uhr

      »Jannaaaa!« Die neunjährige Susanna zappelte auf ihrem Stuhl herum. »Machen wir jetzt bitte endlich die Bescherung? Wir haben doch längst alles aufgegessen. Ich krieg jedenfalls keinen Happen Kartoffelsalat mehr rein. Und auch kein Würstchen. Kann ich das halbe hier Bella geben?«

      Als sie ihren Namen hörte, spitzte die braunschwarze Mischlingshündin die Ohren und tappte an den festlich gedeckten Küchentisch heran.

      »Nein, auf gar keinen Fall.« Energisch schüttelte Janna den Kopf, lächelte ihrer Pflegetochter jedoch zu. »Die arme Bella platzt ja fast. Ihr habt ihr viel zu viele Leckerchen gegeben, ganz zu schweigen von den Plätzchen, die Feli ihr zugesteckt hat.« Sie bedachte ihre jüngere Schwester mit einem bezeichnenden Seitenblick.

      »Ach, komm schon.« Feli grinste und schüttelte ihre blonde Lockenmähne. »Es ist schließlich Weihnachten. Der Hund soll doch auch etwas davon haben.«

      »Ja, Bauchweh.« Janna lachte.

      »Ich krieg von Plätzchen doch auch kein Bauchweh«, warf Till, Susannas Zwillingsbruder, ein. »Und Bella mag sie genauso gern wie wir. Aber Bescherung will ich jetzt auch machen.«

      »Wisst ihr was, warum helft ihr nicht erst mal Janna, den Tisch abzuräumen«, schlug Jannas und Felis Mutter vor. »Euer Onkel Bernhard geht in der Zwischenzeit mit Frank rüber ins Wohnzimmer und hält Ausschau nach dem Christkind. Vielleicht war es ja schon da.« Sie warf erst ihrem Mann, dann ihrem Sohn auffordernde Blicke zu. Beide erhoben sich sogleich. Frank öffnete die große Schiebetür, die die Küche vom Wohnzimmer trennte, einen Spaltbreit, um sich hindurchzuzwängen, ohne dass die Kinder allzu viel von dem geschmückten Zimmer erkennen konnten.

      Normalerweise war der Übergang vom Wohnbereich zur Küche offen, vor allem, seit die einfache Tür beim Umbau des großen Gutshauses in den vergangenen Monaten durch eine elegante, zwei Meter fünfzig breite zweiteilige Schiebetür ersetzt worden war.

      Janna hielt es am Heiligen Abend wie bereits ihre Eltern früher: Den Weihnachtsbaum hatten sie alle gemeinsam am Nachmittag geschmückt, doch das fertig hergerichtete Zimmer, samt der hübsch drapierten Geschenke, sollten die Kinder erst wieder zur Bescherung betreten.

      Die maulten zwar ein bisschen und verdrehten bei Erwähnung des Christkindes die Augen, hüpften aber beinahe gleichzeitig von ihren Stühlen und begannen eilig, das Geschirr zusammenzustellen und zur Anrichte zu tragen. Janna sortierte es in die Spülmaschine.

      »Hast du die Geschenke von uns auch alle unter den Weihnachtsbaum gelegt?« Susanna klang besorgt. »Nicht, dass nachher eins fehlt.«

      »Aber sicher doch.« Janna verstaute die Reste des Salats und der Würstchen im Kühlschrank. »Dieses Jahr sind sie übrigens besonders hübsch eingepackt. Hast du das gemacht, Susanna?«

      »Klar, wer denn sonst?« Das Mädchen warf ihrem Zwillingsbruder einen spöttischen Blick zu. »Till kann so was doch überhaupt nicht. Das Geschenk für mich hat er bestimmt bloß in eine Tüte gesteckt oder so, weil er zwei linke Hände hat.«

      »Hab ich gar nicht!« Till tat beleidigt. »Ich kapiere halt nicht, warum man sich stundenlang mit Papier und Bändern und Tesafilm rumplagen soll. Wird doch eh alles wieder aufgerissen.«

      »Und warum wolltest du wohl, dass ich deine Geschenke einpacke?«

      »Wolltest du doch unbedingt.«

      »Ja, damit sie wenigstens schön aussehen.«

      »Dann bist du doch jetzt zufrieden und ich hab meine Ruhe.«

      Janna musste über seinen altklugen Tonfall schmunzeln; es fiel ihr schwer, ernst zu bleiben. »Kinder, vertragt euch. Es ist Weihnachten.« Um sie abzulenken, scheuchte sie die beiden ins Bad, damit sie sich noch einmal die Hände wuschen. Augenblicke später klingelte das kleine Glöckchen, mit dem Jannas Vater früher bereits sie und ihre Geschwister zur Bescherung gerufen hatte.

      ***

      Landstraße zwischen Rheinbach und Gut Tomberg

      Samstag, 24. Dezember, 19:10 Uhr

      Um der gefühlt eintausendsten Wiederholung von Last Christmas im Radio zu entgehen, hatte Markus Neumann einen USB-Stick mit seinen Lieblingsjazzstücken herausgesucht und genoss nun die weichen Klavier- und Klarinettentöne, die aus den Lautsprechern über ihn hinwegrieselten. Das half, die lästige Stimme in seinem Kopf zu ignorieren, die ihn beständig fragte, was er um diese Zeit am Heiligen Abend hier auf der Landstraße zu suchen hatte. Im Grunde war es ja auch vollkommen logisch. Janna Berg hatte ihm postalisch ein Päckchen mit selbst gebackenen Plätzchen und Lebkuchen sowie eine ausgesprochen nette Weihnachtskarte zukommen lassen. Dabei war ihm ganz kurz unwohl gewesen, dass sie seine Postadresse kannte. Doch immerhin hatte er sie vor einiger Zeit im Rahmen eines Einsatzes einmal kurz mit zu seiner Wohnung genommen.

      Das Päckchen war heute bei ihm eingetroffen und hatte ihn, obwohl er sich für verrückt erklärte, doch ein wenig in Bedrängnis gebracht. Ein paar langjährige Kolleginnen und Kollegen sowie Leute, mit denen er gut bekannt war, hatten von ihm bereits in der vergangenen Woche kleine Geschenke bekommen. Die Frauen Pralinen, die Männer je nach entsprechendem Geschmack eine Flasche Wein, Whiskey oder Scotch.

      Janna hatte er in dieser Hinsicht standhaft aus seinen Gedanken ausgeklammert und auch nicht damit gerechnet, dass sie ihn zu Weihnachten mit einem Geschenk bedenken würde. Noch dazu einem von ihr selbst hergestellten. Die Plätzchen waren ganz hervorragend, und die Lebkuchen hatten garantiert die Kinder so hübsch bunt verziert.

      Das hatte ihn dazu bewogen, sich mehr oder weniger den gesamten Tag den Kopf zu zerbrechen, was er ihr auf die Schnelle noch kaufen könnte. Erschwert wurde die Sache dadurch, dass die meisten