Life is not a fu***ing Lovesong. Kelly Stevens. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Kelly Stevens
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783960000440
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besser zu ihm als »Al«.

      »Okay, Schätzchen. Dann lass mal hören.«

      »Keine privaten Fragen«, warnt Trevor vom anderen Ende des Raums.

      Ich nicke, weil ich diese Info schon in der Pressemappe gelesen habe, und stelle das Aufnahmegerät an. Margie hatte mich gewarnt, dass die Band diverse Male Journalisten verklagt hat; durch den Mitschnitt fühlt sich unsere Rechtsabteilung besser abgesichert, und ich kann mich auf das Interview anstatt aufs Mitschreiben konzentrieren.

      Entschlossen ergreife ich die Blätter mit meinen Fragen. »Stimmt es, dass Sie hier an Ihrem ersten Soloalbum arbeiten wollen?«

      »Ja.«

      Ich verfluche mich für die Frage. Was soll er darauf schon antworten außer ja oder nein. »Warum?«, setze ich nach.

      »Private Gründe.« Alex schaut erst durchs Fenster aufs Meer, dann mich an. Obwohl ich einige Sekunden warte, sagt er nichts weiter.

      »Warum hat sich All Bad getrennt?«

      »Schätzchen, das stand alles schon rauf und runter in den Zeitungen. Offen gesagt, die Frage langweilt mich.«

      Die Frage kam von Margie. Ich werfe einen verzweifelten Blick auf meine Liste. »Warum wollen Sie ein Soloalbum aufnehmen?«

      »Warum nicht?«

      In diesem Stil geht es weiter. Jede Frage, die ich stelle, pariert er mit einer Gegenfrage. Ich bekomme keine einzige brauchbare Antwort. Selbst die Pop-Queens, die ich in den letzten Monaten interviewt habe, haben sich nicht so zickig angestellt. Zugegeben, ich bin übermüdet und deshalb geistig nicht ganz fit, aber ich bekomme das Gefühl, er lässt mich mit Absicht auflaufen. »Hören Sie, selbst wenn Sie keine Lust haben, Fragen zu beantworten, Ihr Management hat uns den Termin mit Ihnen verschafft, damit Sie Ihr neues Album promoten können.«

      »Na und?«

      »Na, und ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mich hier meinen Job machen ließen, umso schneller sind wir wieder weg.« Und umso schneller bin ich auf dem Weg zu Sandy, um endlich ein paar freie Tage genießen zu können, mit jemandem reden zu können, und den ganzen Ballast, den ich mit mir rumschleppe, für ein paar Tage vergessen zu können.

      Alex fläzt sich in seinem Sessel. »Das will das Management, aber ich nicht.«

      »Okay, was wollen Sie denn, Alex?« Überrascht stelle ich fest, dass meine Stimme weicher klingt als sonst. Vielleicht, weil ich in Gedanken schon bei Sandy in Miami war.

      »Du willst wissen, was ich will? Also schön.« Alex dreht sich zu mir und streckt seine langen Beine aus. »Nach neun Jahren, sechs Alben und über tausend Konzerten, einige davon vor über hunderttausend Zuschauern, will ich einfach nur meine Ruhe.«

      »Das sagen alle Musiker, dass sie sich zur Ruhe setzen wollen, obwohl sie in Wahrheit zu alt für die Bühne geworden sind«, schieße ich zurück, ohne über meine Worte nachzudenken.

      »Schätzchen, ich bin nicht alt. Ich bin auch nicht müde. Das haben schon alle anderen geschrieben. Denk dir was Neues aus.«

      Ich bin eine professionelle Journalistin, ich habe schon ganz andere Leute zum Reden gebracht. Letztendlich bekommt man sie alle über ihr Ego. Alle Musiker scheinen zu denken, sie seien Gott. Ich schenke mir selbst ein Lächeln.

      »Denken Sie, Sie verdienen den Ruhm? Dass Ihnen Millionen von Fans zu Füßen liegen?«

      Alex zuckt die Schultern. »Warum nicht?«

      Na also! »Obwohl Sie fast keine Texte haben und die dann auch noch schreien statt singen?«

      Falls ich ihn beleidigt habe, lässt er sich nichts anmerken. »Schätzchen, das ist Punk Rock. Der Musikstil entstand, bevor du geboren wurdest. Du solltest dich erst mal informieren, bevor du hier unqualifizierte Bemerkungen machst.«

      Touché. Wenn ich nicht langsam einen Zugang zu ihm finde, habe ich nichts, worüber ich schreiben kann. Margie wollte ein Exklusivinterview. Wenn ich diese Chance vermassele, stehen meine Chancen auf Verlängerung meines befristeten Vertrages schlecht. Vielleicht lässt er sich mit Provokation aus seiner Reserve locken?

      »Sind Sie deshalb Musiker geworden, wegen der Frauen? Fans? Groupies?«

      Aus Trevors Ecke höre ich ein warnendes Räuspern.

      »Bist du deshalb Journalistin geworden, wegen der Musiker?«, kontert Alex.

      »Ganz bestimmt nicht!« Aus den Augenwinkeln bekomme ich mit, dass Finn wie wild Fotos macht. Ich frage mich, warum, denn sowohl Alex als auch ich blicken uns über den Couchtisch hinweg finster an. »Kleine Jungs mit großen Egos, die sich mit Drogen die letzten vorhandenen Gehirnzellen abtöten und jedes willige Weibchen abschleppen, das nicht bei drei auf den Bäumen ist, kotzen mich echt an.«

      Trevor und Finn husten simultan. Alex hingegen fängt schallend an zu lachen. »Siehst du mich so, als kleinen Junkie auf dem Ego-Trip?«

      Ich sollte mich für mein unprofessionelles Verhalten entschuldigen. Aber ich will nicht. Weil ich das Gefühl habe, dass Alex nur darauf wartet. Immerhin habe ich jetzt seine volle Aufmerksamkeit. Er hat die nackten Füße auf den Boden gestellt, alte Holzdielen, die von einem orientalisch aussehenden Teppich bedeckt sind, und sitzt mir mit geöffneten Beinen gegenüber.

      »Magst du, was du siehst?«

      Idiot! Ich greife nach meinem Wasser, trinke hastig und schütte mir dabei versehentlich den halben Glasinhalt ins Gesicht, von wo aus er in meinen Ausschnitt rinnt. Innerhalb von Sekunden ist meine Bluse kalt und nass.

      »Siehst du, das ist das Problem.« Alex beugt sich vor, Ellenbogen auf seinen Knien, und schaut mich dabei ruhig an. »Jeder Mensch hat bestimmte Erwartungen an mich. Dass ich Songs schreibe, die sofort auf dem Index landen, dass ich jeden Abend auf der Bühne stehe und eine tolle Show abliefere, dass ich Backstage Groupies vögel, dass ich Drogen nehme, dass ich wilde Parties feiere, dass ich Hotelzimmer verwüste und vor allem, dass ich viel Geld verdiene. Welche Erwartungen hast du, Becca?«

      Ich schüttele den Kopf. So effektiv bin ich noch nie in meine Schranken gewiesen worden. Hilfesuchend blicke ich zu Finn, der mir mit einer Hand Zeichen macht, von denen ich nicht sicher bin, ob er mir den Hals abschneiden will oder ob ich das Interview beenden soll, obwohl unsere Zeit noch lange nicht um sein kann.

      »Wie wird der Stil des neuen Albums?«, frage ich, um überhaupt noch etwas zu fragen.

      Alex sieht fast ein bisschen enttäuscht aus. »Das wird man erfahren, wenn es auf den Markt kommt.«

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      Fertig ist gar kein Ausdruck. Während Finn sein Kameraequipment zusammenpackt, schalte ich das Aufnahmegerät aus und gebe es ihm. Er wird es mit in die Redaktion nehmen und dort hoffentlich an einem sicheren Ort aufbewahren. Nicht auszudenken, wenn Margie es in die Finger bekommen sollte, bevor ich eine Chance habe, mit ihr darüber zu reden.

      Es gibt Probleme, die braucht niemand. Bei mir kommen die Katastrophen gerne im Dreierpack. Erst meine Mutter, die einen neuen Pflegeplatz braucht, jetzt das total vermasselte Interview. Fehlt eigentlich nur noch, dass irgendwas mit Sandy dazwischenkommt, und ich in Florida strande.

      Am besten wird sein, mich erst nach meiner Rückkehr wieder mit dem Thema Al Bad zu befassen. In zwei Wochen ist noch früh genug für eine weitere Katastrophe in meinem Leben. Von so einem dahergelaufenen Punkrocker lasse ich mir meinen Urlaub nicht verderben!

      Ich bin zu erschöpft, um Small Talk zu betreiben, und froh, als Alex aufsteht. Zum Abschied schüttelt er Finn die Hand, woraufhin ich meine ebenfalls hinhalte. Alex ergreift sie und zieht mich überraschend nah an sich. Weil ich seinem Blick ausweiche, bekomme ich nicht mit, was er vorhat – im ersten Moment denke ich, dass er mir einen Luftkuss geben will, Küsschen links, Küsschen rechts. Stattdessen spüre ich seine andere Hand im Nacken und seine Lippen auf meinen. Sie sind fest und warm.