Aietes.
Heut keine Jagd'
Medea.
Nicht?
Aietes.
Nein sag' ich und nein! und nein!
Medea.
Erst lobst du mich und—
Aietes.
Nun, sei gut, mein Kind!
Komm hierher! Weiter! hierher, so!
Du bist ein kluges Mädchen, dir kann ich trauen.
Ich—
Medea.
Nun!
Aietes.
Was siehst du mir so starr ins Antlitz?
Medea.
Ich höre Vater!
Aietes.
O ich kenne dich!
Willst du den Vater meistern, Ungeratne?
I ch entscheide was gut, was nicht.
Du (gehorchst). Aus meinen Augen Verhaßte!
(Medea geht.)
Bleib!—Wenn du wolltest, begreifen wolltest—
Ich weiß du kannst, allein du willst es nicht!
—So sei's denn, bleib aus deines Vaters Rat
Und diene, weil du dienen willst.
(Man hört in der Ferne kriegerische Musik.)
Aietes.
Was ist das? Weh sie kommen uns zuvor!
Siehst du Törin?
Die du schonen wolltest, sie töten uns!
In vollem Zug hierher die fremden Männer!
Weh uns! Waffen! Waffen!
(Der Bote kommt wieder.)
Bote.
Der Führer, Herr, der fremden Männer!—
Aietes.
Was will er? Meine Krone, mein Leben?
Noch hab' ich Mut, noch hab' ich Kraft
Noch wallt Blut in meinen Adern
Zu tauschen Tod um Tod!
Bote.
Er bittet um Gehör.
Aietes.
Bittet?
Bote.
Freundlich sich mit dir zu besprechen
Zu stiften friedlichen Vergleich.
Aietes.
Bittet? und hat die Macht in Händen,
Findet uns unbewehrt, er in Waffen,
Und bittet, der Tor!
Bote.
In dein Haus will er treten,
Sitzen an deinem Tische,
Essen von deinem Brot
Und dir vertrauen
Was ihn hierher geführt.
Aietes.
Er komme, er komme.
Hält er Friede nur zwei Stunden,
Später fürcht' ich ihn nicht mehr.
Sag' ihm, daß er nahe,
Aber ohne Schild ohne Speer,
Nur das Schwert an der Seite,
Er und seine Gesellen.
Dann aber geh und biet auf die Getreuen
Rings herum im ganzen Lande
Heiß sie sich stellen gewappnet, bewehrt
Mit Schild und Panzer mit Lanz' und Schwert
Und sich verbergen im nahen Gehölz
Bis ich winke, bis ich rufe.—Geh!
(Bote ab.)
Ich will dein lachen du schwacher Tor!
Du aber Medea, sei mir gewärtig!
Einen Trank, ich weiß es, bereitest du
Der mit sanfter, schmeichelnder Betäubung
Die Sinn' entbindet ihres Diener-Amts
Und ihren Herrn zum Sklaven macht des Schlafs.
Geh hin und hole mir von jenem Trank!
Medea.
Wozu?
Aietes.
Geh, sag' ich, hin und hol' ihn mir!
Dann komm zurück. Ich will sie zähmen diese Stolzen!
(Medea ab.)
Aietes
(gegen den Altar im Hintergrunde gewandt).) Peronto, meiner Väter Gott! Laß gelingen, was ich sinne Und teilen will ich, treu und redlich Was wir gewinnen von unsern Feinden. (Kriegerische Musik.) Bewaffnete Griechen (ziehen auf, mit grünen Zweigen in der Hand. Der letzte geht) Phryxus, (in der linken Hand gleichfalls einen grünen Zweig, in der Rechten ein goldenes Widderfell, in Gestalt eines Panieres auf der Lanze tragend.) Bewaffnete Kolcher (treten von der andern Seite ein. Die Musik schweigt.) (Indem Phryxus an dem im Hintergrunde befindlichen Altar und der darauf stehenden Bildsäule vorbeigeht, bleibt er, wie von Erstaunen gefesselt stehn, dann spricht er:)
Phryxus.
Kann ich den Augen traun?—Er ist's, er ist's!
Sei mir gegrüßt, du freundliche Gestalt,
Die mich durch Wogensturm und Unglücksnacht
Hierher geführt an diese ferne Küste,
Wo Sicherheit und einfach stille Ruh
Mit Kindesblicken mir entgegen lächeln.
Dies Zeichen, das du mir als Pfand der Rettung
In jener unheilvollen Stunde gabst
Und das, wie der Polarstern vor mir leuchtend,
Mich in den Hafen eingeführt des Glücks,
Ich pflanz' es dankbar auf vor deinem Altar
Und beuge betend dir ein frommes Knie,
Der du ein Gott mir warest in der Tat
Wenn gleich dem Namen nach, mir Fremden, nicht!
(Er knieet.)
Aietes (im Vorgrunde).
Was ist das?
Er beugt sein Knie dem Gott meiner Väter!
Denk' der Opfer, die ich dir gebracht,
Hör' ihn nicht Peronto,
Höre den Fremden nicht!
Phryxus (aufstehend).
Erfüllet ist des Dankens süße Pflicht.
Nun führt zu eurem König mich! Wo weilt er?
(Die Kolcher weichen schweigend und scheu zu beiden Seiten aus dem
Wege.)
Phryxus (erblickt den König, auf ihn zugehend).
In dir grüß' ich den Herrn wohl dieses Landes?
Aietes.
Ich bin der Kolcher Fürst!
Phryxus.
Sei mir gegrüßt!
Es führte Göttermacht mich in dein Reich,
So ehr' in mir den Gott, der mich beschützt.