Das goldene Vließ. Franz Grillparzer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Franz Grillparzer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 4064066108717
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       Franz Grillparzer

      Das goldene Vließ

      Veröffentlicht im Good Press Verlag, 2020

       [email protected]

      EAN 4064066108717

       Der Gastfreund

       Die Argonauten

       Medea

      "

      Inhalt:

       Der Gastfreund

       Die Argonauten

       Medea

       Inhaltsverzeichnis

      Franz Grillparzer

      Trauerspiel in einem Aufzug

      Personen:

      Aietes, König von Kolchis

       Medea, seine Tochter

       Gora, Medeens Amme

       Peritta, eine ihrer Jungfrauen

       Phryxus

       Jungfrauen Medeens

       Griechen in Phryxus' Gefolge

       Kolcher

      Kolchis. (Wilde Gegend mit Felsen und Bäumen, im Hintergrunde das Meer. Am Gestade desselben ein Altar, von unbehauenen Steinen zusammengefügt, auf dem die kolossale Bildsäule eines nackten, bärtigen Mannes steht, der in seiner Rechten eine Keule, um die Schultern ein Widderfell trägt. Links an den Szenen des Mittelgrundes der Eingang eines Hauses mit Stufen und rohen Säulen. Tagesanbruch.) Medea, Gora, Peritta, Gefolge von Jungfrauen. (Beim Aufziehen des Vorhanges steht Medea im Vorgrunde mit dem Bogen in der Hand in der Stellung einer, die eben den Pfeil abgeschossen. An den Stufen des Altars liegt ein, von einem Pfeile durchbohrtes Reh.)

      Jungfrauen (die entfernt gestanden, zum Altare hineilend).

       Das Opfer blutet!

      Medea (in ihrer vorigen Stellung).

       Traf's?

      Eine der Jungfrauen.

       —Gerad' ins Herz!

      Medea (indem sie den Bogen abgibt).

       Das deutet Gutes; laßt uns eilen denn!

       Geh' eine hin und spreche das Gebet.

      Gora (zum Altar tretend).

       Darimba, mächtige Göttin

       Menschenerhalterin, Menschentöterin

       Die den Wein du gibst und des Halmes Frucht

       Gibst des Weidwerks herzerfreuende Spende

       Und des Todfeinds Blut:

       Darimba, reine, magdliche

       Tochter des Himmels,

       Höre mich!

      Chor.

       Darimba, mächtige Göttin,

       Darimba! Darimba!

      Gora.

       Sieh ein Reh hab' ich dir getötet

       Den Pfeil schnellend vom starken Bogen

       Dein ist's! Laß dir gefallen sein Blut!

       Segne das Feld und den beutereichen Wald

       Gib, daß wir recht tun und siegen in der Schlacht

       Gib, daß wir lieben den Wohlwollenden

       Und hassen den, der uns haßt.

       Mach' uns stark und reich, Darimba,

       Mächtige Göttin!

      Chor.

       Darimba, Darimba!

      Gora.

       Das Opfer am Altar zuckt und endet,

       So mögen deine Feinde enden, Darimba!

       Deine Feinde und die unsern!

       Es ist Medea, Aietes' Tochter,

       Des Herrschers von Kolchis fürstliches Kind

       Die empor in deine Wohnungen ruft

       Höre mich, höre mich

       Und erfülle was ich bat!

      Chor (mit Zimbeln und Handpauken zusammen schlagend).

       Darimba, Darimba!

       Mächtige Göttin!

       Eriho! Jehu!

      Medea.

       Und somit genug! Das Opfer ist gebracht,

       Vollendet das zögernde Geschäft.

       Nun Pfeil und Bogen her, die Hunde vor,

       Daß von des Jagdlärms hallendem Getos

       Der grüne Wald ertöne nah und fern!

       Die Sonne steigt. Hinaus! hinaus!

       Und die am schnellsten rennt und die am leichtsten springt

       Sei Königin des Tags.—

       Du hier Peritta? Sagt' ich dir nicht,

       Daß du mich meiden sollst und gehn? So geh!

      Peritta (knieend).

       Medea!

      Medea.

       Kniee nicht! Du sollst nicht knien!

       Hörst du? In deine Seele schäm' ich mich.

       So feig, so zahm!—Mich schmerzt nicht dein Verlust,

       Mich schmerzt, daß ich dich jetzt verachten muß

       Und hab' dich einst geliebt!

      Peritta.

       O wüßtest du!

      Medea.

       Was denn?—Stahlst du dich neulich von der Jagd

       Und gingst zum Hirten ins Tergener Tal?

       Tatst du's? Sprich nein! Du Falsche, Undankbare!

       Versprachst du nicht du wolltest mein sein, mein

       Und keines Manns? Sag' an, versprachst du's?

      Peritta.

       Als ich's gelobte wußt' ich damals—

      Medea.

       Schweig!

       Was braucht's zu wissen, als daß du's versprachst.

       Ich bin Aietes' königliches Kind

       Und was ich tu' ist recht weil ich's getan.

       Und doch, du Falsche! hätt' ich dir versprochen

       Die Hand hier abzuhaun von meinem Arm

       Ich tät's; fürwahr ich tät's, weil ich's versprach.

      Peritta.

       Es riß mich hin, ich war besinnungslos,

       Und nicht mit meinem Willen, nein—

      Medea.

       Ei hört!

       Sie wollte nicht und tat's!—Geh du sprichst Unsinn.