Des Großen, Seit'. Dein Stamm? Wo war er damals?
Der Name Dolgoruki ist ein Merkwort
Von allem Preislichen seit Ruriks Tagen.
Doch hört ich nie von meinen Ahnen, daß
Sie auf dem Markt gestürmt, getost. Der Pöbel
Lärm' in den Gassen! Einem Fürsten ziemt's
Zu schweigen und zu handeln.
Zu seinem Gefolge.
Öffnet weit
Die Pforten meines Hauses! Geht umher,
Und ladet mir die Freunde zum Gelag!
Es ströme der Tokaier! Deckt die Teppich'
Von Samarkand auf Bank' und Tische!
Zu Kikins Gefolge.
Helft
Ihr Euren Kameraden! Euer Herr,
Mein Freund, erlaubt es Euch.
Die beiden Gefolge ab.
KIKIN.
Was soll's?
DOLGORUKI.
»Was soll's«?
So fragst du selber nun. Hör' Alexander:
Der Atem des Tyrannen streift', ein Nebel,
Ob unsrem unglücksel'gen Vaterland.
Im Nebel kennt man die Gesichter nicht.
Nun denk' ich so: Wir schaun der Freunde Antlitz
Zuerst genauer an, und haben wir
Die frühern Lineament' erkannt, so gehn
Wir allesamt ...
KIKIN.
Wohin?
DOLGORUKI.
Zu Stephan Glebof.
KIKIN.
Warum zu dem?
DOLGORUKI.
Er ist, du weißt's wir alle
Sind dessen kundig; mehr noch, als ein Freund
Von der Zariza.
KIKIN.
Welcher?
DOLGORUKI.
Kahler Scherz!
Ich denk', für uns gibt es nur eine Zarin,
Und 'ne gekrönte Bauerdirne.
KIKIN.
Dann?
DOLGORUKI.
Glebof ist Freund, Vertrauter, Rat der Zarin.
Der Zarewitsch will, was die Zarin will,
Und unsere Gedanken, denk' ich, wandern
Nur eine Straße. Über Kloster Susdal
Führt sie ins Haus des arg gekränkten Sohns.
Der Glebof steht in dieses Weges Mitte,
Recht wie ein Mal von Stein, so stumm und kalt.
An diesem Male ziemt's, sich zu versammeln,
Und weitern Rat zu pflegen.
KIKIN.
Laß ihn fort.
Er hielt sich fern von uns, liebt nur sein Laster.
Er hat kein Herz, sieht immer spöttisch aus,
Beleidigend sind seine Reden oft.
DOLGORUKI.
Zuwider ist er mir, wie dir. Doch wenn
Der Kampf um Kronen geht, heißt's nicht: Wen mag ich?
Man fragt: Wer nützt uns? Und der Glebof ist
Der Mann des Tags, der Not, des Nutzens! – Komm!
Beide ab.
Dritte Szene
Saal in Glebofs Hause.
Glebof. Der Schiffer.
GLEBOF.
Wie nahm das Volk die Nachricht auf?
SCHIFFER.
Sie nahmen
Sie gar nicht auf.
GLEBOF.
Wie das?
SCHIFFER.
Die Lüge liegt
Noch auf der Straß', wo ich sie fallen lassen.
»Hm!« »So!« und: »Ei!« war alles, was ich hörte.
Sprach ich vom Wetter, macht's dieselbe Wirkung.
GLEBOF.
Gut.
SCHIFFER.
Bloß ein paar zerlumpte alte Weiber
Schrien, daß die Hunde an zu bellen fingen:
»Daß Gott erbarm'! So war die Prophezeihung
Von unsres Zaren bald'gem Tod doch richtig!«
GLEBOF.
Gut.
SCHIFFER.
Dem hochwürd'gen Erzbischof von Rostow,
Sei's, sagten sie, im Traume so erschienen.
GLEBOF.
Gut.
SCHIFFER.
Drauf versetzte wer: »Was kümmert's uns?«
GLEBOF.
Gut.
SCHIFFER.
Gut? – Mein gnäd'ger Herr, was ist da gut?
Ich dacht', Ihr hättet deshalb aus den Eisen
Mich losgemacht, in Schifferrock und Hose
Gesteckt, und auf mein leider zu bekannt
Gesicht, den Hut gedrückt mit breiter Krempe;
Ihr hättet deshalb mir ...
GLEBOF.
St! – Glaubten sie's?
SCHIFFER.
Beim heiligen Georg! Ich meine, denen
Könnt' man vorschwatzen; außer Rußland sei
Die Welt zu Ende, wie 'nes Sünders Leben.
Ach ja, geglaubt ward's wohl.
GLEBOF nach einem Tische deutend.
Dort liegt ein Beutel;
Nimm den zum Lohne. Flieh!
Verbirg dich fern am Irtysch in der Wüste.
Du bist nun frei. Sieh deine Wunden an,
Die dir die Fessel rieb; und denke stets,
Daß Galgen stehn in Rußland!
DER SCHIFFER.
Freilich! Freilich!
Ich