Alexis
Eine Trilogie
Die Bojaren
Personen.
Peter Alexiewitsch, Zar von Rußland.
Alexis Petrowitsch, sein Sohn.
Katharina Alexiewna, Peters Gemahlin.
Eudoxia Lapuchin, Peters frühere Gemahlin, verstoßen, unter dem Namen Helena im Kloster Susdal.
Fürst Alexander Menzikof.
Oberst Gordon, ein Schotte, Begleiter Peters.
Dosithei, Erzbischof von Rostow.
Stephan Iwanowitsch Glebof, Generalmajor,
Basil Dolgoruki, Generallieutenant,
Alexander Kikin, Admiral,
Abraham Lapuchin, Eudoxiens Bruder, Bojaren.
Euphrosyne, Geliebte des Alexis.
Oberst Schepelew, Kommandeur der Preobraschinskyschen Grenadiere.
Hauptmann Markof.
Ein Page Menzikofs.
Ein Diener Kikins.
Ein Diener Glebofs.
Ein Adjutant Dolgorukis.
Ein Schiffer.
Ein Steuermann.
Zwei Matrosen.
Zwei Bürger von Moskau.
Bojaren.
Wachen, Soldaten, Bauern und Volk.
Ort der Handlung: In und unweit Moskau und Petersburg.
Zeit: Im Jahre 1718.
Erster Aufzug
Erste Szene
Moskau. Eine Straße. Zwei Bürger. Später Ein Schiffer und Volk.
ERSTER BÜRGER.
Und du, du selber hört'st es, Sokolof?
ZWEITER BÜRGER.
Bin ich ein Narr, der nach Gerüchten schwatzt?
ERSTER BÜRGER.
Tot, sagst du?
ZWEITER BÜRGER.
Tritt beiseit', hier kommt der Schiffer,
Der ihn gefahren hat.
Ein Volkshaufen kommt. Darunter ein Schiffer.
DAS VOLK.
Nun redet, Schiffer.
DER SCHIFFER.
Ihr guten Russen ...
EINIGE.
Heda! Schließt 'nen Kreis.
SCHIFFER.
Ihr guten Russen, ach, warum muß ich
Euch diese schauderhafte Neuigkeit ...
EINER.
Erst sagt uns an: Wer seid Ihr, fremde Seele?
SCHIFFER.
Claus Madsen, Madsens Sohn aus Kopenhagen,
Ein wackres Schifflein hatt' ich untern Füßen,
Und fuhr ums Eiland Ösel. Wisset nun:
Ich hatte Euren großen, gnäd'gen Zar
In Lübeck eingenommen. Jetzt versteht mich:
Im Finnenmeer, dort um das Eiland Ösel,
Starrt es von Klippen, gleich 'ner Hechel. – Wie?
Mein Steuermann ... (Er brenne in der Hölle!)
Der steuert quer. Er war so was betrunken.
Auf einmal gibt's 'nen Stoß. Alles fällt hin.
Ich kucke über Bord ...
EINER.
Fielt Ihr nicht auch?
SCHIFFER.
Wer? Ich? Warum nicht gar! Ich hätt' ja sonst
Nicht über Bord ...
EINER.
Ihr bliebt alleine stehn?
ANDRE.
Laßt ihn, er macht's natürlich, daß man's sieht.
SCHIFFER.
Kuck' also über Bord. Ei, schönes Zeug!
Wir sitzen fest auf einem Stück von Fels,
Von Sandbank, oder sonst dergleichen Ding.
»Hülfe!« ruft's unten. Eine mächt'ge Faust
Streckt aus den Wellen sich. Zornrot geschwollen
Sieht Eures Zaren Haupt empor. Lang fluten
Die aufgelösten schwarzen Haare nach.
Er hatte spähend auf dem Deck gestanden,
Und war von dem gewalt'gen Stoß hinab-
Geschleudert in die Flut. Nun setzt' ich eilig
Ein Boot mit sechszehn starken Kerlen aus,
Den Herrn zu retten. Aber jählings warf
Der wilde Strom das Boot zum Schiff zurück.
Es schaffte nichts. Und jammernd, aus dem Schiff,
Sahn wir den Leib des Herren weitertreiben,
Zuletzt verschwand der Leichnam in der Brandung;
Drei Tage fischten wir, jedoch umsonst.
O Rußland, in dem Meer erlosch dein Licht,
Und auf dem Grunde liegt der Kerze Stumpf.
Mich strafe Gott und hol' der Teufel, sagt' ich
Ein Wort zuviel, zuwenig, oder falsch!
Zu melden dies den mächtigen Bojaren
Schickt Admiral Apraxin mich von Kronstadt.
Ein dumpfes Schweigen unter dem Volke.
EINER nach