Mami Staffel 10 – Familienroman. Lisa Simon. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Lisa Simon
Издательство: Bookwire
Серия: Mami Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740951436
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sich keine Vorwürfe machen. Ich bin ein alleinerziehender Vater. Vielen Frauen geht es doch ebenso, und keiner macht viel Aufhebens davon.«

      »Trotzdem ist es bewundernswert, wie Sie das machen. Jetzt verstehe ich auch, daß Martin ein Schlüsselkind ist.«

      »Nein, das ist er nicht. Es gibt eine nette ältere Dame in unserem Haus, zu der die Kinder gehen, bis ich nach Hause komme. Sie kocht für sie, dort können sie ihre Hausaufgaben machen und spielen. Sie sind nicht sich selbst überlassen.«

      »Aber Martin hat mir doch einen Schlüssel gezeigt.«

      »Das war gelogen. Es war eine seiner Phantasien.«

      »Aber warum tut er das?«

      Ehe Peter antworten konnte, stand Martin vor ihnen. Er zeigte auf die Hand seines Vaters, die immer noch auf Kathrins Hand lag. »Und? Ist alles klar? Nimmst du sie?«

      Kathrin blickte verständnislos auf und jetzt war es Peter Kilian, der rote Ohren bekam. »Martin!«

      Langsam schien Kathrin zu begreifen. Sie blickte erst zu Peter, dann zu Martin und zu Kai, der verlegen dazukam. »Was soll klar sein? Was habt ihr da eingefädelt?«

      »Na, du wirst doch unsere neue Mutti, oder nicht?« In Martins blauen Augen waren Hoffnung und Angst.

      »Martin, geh mit Kai spielen. Kathrin, es tut mir leid, aber die Kinder haben sich da in etwas verrannt. Ich wußte nichts von diesem Komplott. Sie schießen manchmal übers Ziel hinaus.«

      »Wirklich?« Kathrin schluckte schwer. Dann blickte sie ihm offen in die Augen. »Sind es wirklich nur die Kinder, oder schieben Sie die Kinder vor, um wieder eine Frau zu bekommen? Und sind Sie überhaupt einmal auf den Gedanken gekommen, was ich zu dieser ganzen Sache sage? Ich fühle mich total überfahren und hintergangen. Klar, es ist nicht einfach, für drei Kinder wieder eine Mutter zu finden. Aber dazu gehören immer noch zwei Seiten. Ich habe mein Leben etwas anders geplant. Zumindest fange ich es nicht mit drei Kindern an.«

      Etwas heftig setzte sie den fertigen Blumenkranz auf Jennys Köpfchen. Deren Gesicht war bei dem heftigen Wortwechsel wieder ernst geworden. Für einen Augenblick wallte in Kathrin heißes Mitleid auf. Was konnten die Kinder dafür, daß ihre Mutter gestorben war? Die kleine Jenny hatte nie in den Armen ihrer Mutter gelegen, nie ihre Stimme gehört und ihr Streicheln gespürt. Kathrin schluckte. Aber dann faßte sie sich wieder. Ganz so einfach ging die Rechnung nicht auf. Er brauchte eine Frau zum Kochen, Windeln waschen, den Kindern die Hausaufgaben kontrollieren, und wenn sie dann abends fix und fertig im Bett lag, dann machte er vielleicht noch seine ehelichen Rechte geltend. Nun, Peter Kilian ohne die Kinder, das konnte sie sich schon ganz gut vorstellen. Dann konnten sie gemeinsam das Leben genießen, herrliche Reisen unternehmen und sie sich für ihn schön machen, mit hübschen Kleidern, eleganten Schuhen. Mit Kindern ging das nicht.

      Kathrin zog fröstelnd das Häkeltuch um ihre Schultern zusammen. »Es wird kühl. Ich glaube, ich möchte nach Hause fahren.«

      Schweigend erhob sich Peter Kilian und rief seine Kinder zusammen. Sie bedauerten, daß der lustige Sonntagsausflug bereits zu Ende sein sollte. Kathrin zwang sich zu einem Lächeln.

      »Ich muß morgen wieder zur Arbeit, da darf ich nicht müde sein«, sagte sie und hoffte, dabei nicht rot zu werden. Wie gern würde sie mit Peter Kilian noch zusammenbleiben. Aber ob er wirklich an ihr interessiert war oder nur eine Mutter für seine Kinder suchte? So distanziert wie möglich verabschiedete sie sich von ihm. Den Kindern winkte sie zu.

      »Wann fahren wir wieder gemeinsam an den See?« wollte Martin wissen.

      »Ich weiß es nicht, Martin. Es wird bald Herbst und für ein Picknick am See zu kalt. Alles Gute!« Sie hoffte im stillen, daß Peter Kilian verstanden hatte.

      *

      »Du bist ein Idiot!« schnaubte Kai und blickte ärgerlich auf Martin hinab. Martin schob die Unterlippe vor und schmollte. Am liebsten hätte er gegen Kais Vorwürfe aufbegehrt, aber er wußte nur zu gut, daß Kai recht hatte.

      Sie hockten beide auf der Bettkante im Kinderzimmer im Schein der Nachttischlampe. An Schlaf war nicht zu denken, auch wenn der Vater sie mehrmals ermahnt hatte, endlich Ruhe zu geben.

      »Ich habe es vermasselt«, gestand sich Martin mit weinerlicher Stimme ein.

      »Allerdings! Zwischen den Erwachsenen geht es eben nicht so schnell mit der Liebe.«

      »Aber sie haben sich doch an den Händen gehalten. Ist das nicht ein Zeichen, daß sie sich lieben?«

      »Schon, aber noch nicht so richtig.«

      »Wie ist es denn richtig? Woher soll ich denn so etwas wissen? Immer wenn im Fernsehen ein Liebesfilm kommt, muß ich ins Bett!« Demonstrativ verschränkte Martin die Arme und blickte zu Boden.

      »Ist doch gut, du bist eben noch zu klein für solche Dinge.«

      »Bin ich nicht. Ich mag Kathrin wirklich sehr. Und dir gefällt sie doch auch. Warum kann sie nicht unsere neue Mutti sein? Jedenfalls wünsche ich mir keine andere als sie.«

      »Kathrin gefällt mir auch. Sie ist so lustig, macht jeden Quatsch mit und ist bestimmt ein prima Kumpel. Als neue Mutti – na ja, das weiß ich nicht so genau.« Kai überlegte krampfhaft. Auch ihm war nicht entgangen, daß er sich in Kathrins Nähe besonders wohl fühlte und er sich wünschte, daß sie ihn abends zu Bett brachte, ihm die Decke unterm Kopfkissen feststeckte und liebevoll über sein Haar strich, wie es ihre Mutter getan hatte. Wie gern würde er sich an ihre Brust lehnen und einfach ihre Wärme spüren. Und manchmal, wenn es ihm nicht besonders gut ging oder er Ärger in der Schule hatte, vermißte er die Mutter, bei der er sein Herz ausschütten oder einfach weinen konnte wie ein kleiner Junge, der er doch eigentlich noch war. Doch er war auch sehr stolz darauf, der ›Große‹ zu sein, der die Verantwortung für die Familie trug wie ein Mann. Dann fühlte Kai sich sehr erwachsen. Tante Friedel und auch Vater lobten ihn, wenn er so verantwortungsbewußt und zuverlässig war. Das unterschied ihn auch von seinem kleinen und etwas verträumten Bruder Martin. Der hatte zwar auch seine Aufgaben im Haushalt, die er erledigen mußte, und das tat Martin meist ohne zu murren. Doch manchmal hörte Kai ihn abends im Bett, wenn es dunkel war, weinen. Dann fühlte Kai sich sehr hilflos. Mutter konnte immer so gut trösten, erzählte eine lustige Geschichte und vertrieb jeden Kummer mit einem Lächeln. Kai war sich sicher, daß Kathrin das auch konnte.

      »Es nützt nichts, wenn wir sie uns als neue Mutti wünschen. Vati muß sie ja auch mögen.«

      »Das tut er doch, oder?«

      »Vielleicht. Manchmal denke ich, daß er sie liebe. Aber dann entschuldigt er sich immer.«

      »Das mit der Liebe kann doch später kommen, wenn sie unsere Mutti ist.« Martin verstand nicht, warum das so kompliziert sein sollte.

      »Vielleicht möchte Vati gar keine neue Mutti für uns haben? Nie hat er eine andere Frau mitgebracht, außer Tante Friedel.«

      »Tante Friedel zählt nicht«, entgegnete Martin. »Sie ist doch zu alt. Wie eine Oma.«

      »Aber gut ist sie zu uns trotzdem.«

      »Natürlich. Eben wie eine Oma. Eine Mutti ist etwas ganz anderes.«

      »Aber wenn wir eine neue Mutti haben wollen, bedeutet das, daß Vati sie heiraten muß.«

      »Heiraten? So richtig mit Brautschleier und Kuß und so?« Martins Augen wurden kugelrund.

      Kai nickte. »Natürlich. Das gehört doch dazu.«

      »Vielleicht möchte Vati sie bloß nicht küssen?« gab Martin zu bedenken.

      »Wie kommst du denn darauf? Meinst du, daß er deshalb Kathrin nicht heiraten will?«

      »Na ja, sonst weiß ich auch keinen Grund. Kathrin ist sehr hübsch und lustig, und eine tolle Figur hat sie auch.«

      »Stimmt. Man müßte herausbekommen, warum er Kathrin nicht heiraten möchte.« Kai wurde nachdenklich.

      »Ich jedenfalls