Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland Band 3. Martina Meier. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Martina Meier
Издательство: Bookwire
Серия: Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783960743217
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Gesicht ist rot vor Wut:

      „Vielleicht das Schleppen, Singen, Lachen?“

      „Tut mir leid, ich kann nicht helfen,

      denn für all die Weihnachtswaren,

      hab’ ich meine treuen Elfen

      und die schon seit vielen Jahren.“

      Puterrot glüht Mikeys Kopf:

      „Aber ich muss Arbeit finden!

      Gerne putz’ ich jeden Topf!

      Werd’ mich in der Küche schinden.“

      „Was ist los, wieso der Druck?“

      „Ach, ich brauche dringend Geld,

      denn ich suche feinen Schmuck,

      der der Liebsten auch gefällt.“

      „Ach, du willst wen reich beschenken?“

      „Ja, das hätt’ ich gern getan.“

      Der Weihnachtsmann beginnt zu denken:

      „Ha, ich hab’ da einen Plan.

      Du tobst schnell – ein Wirbelwind.

      Ins Kostüm werd’ ich dich stecken,

      denn für ungezog’ne Kinder

      wärest du der Weihnachtsschrecken.

      Du bringst Ruten durch den Schacht,

      zum Tannenbaum, da soll’n sie liegen.

      Was meinst du? Ist’s abgemacht?“

      „Ja! Den Job will ich gern kriegen!“

      Und so schenkte er geschwind,

      mit großer Freude dieses Jahr,

      ’ne Rute an ein jedes Kind,

      das diesmal ungezogen war.

      Den Job hat Mikey nun nicht mehr,

      doch seine Tat, die bleibt bekannt.

      Die Kinder fürchten diesen sehr:

      Knecht Ruprecht wird er jetzt genannt.

      Marco Ansing, geboren 1981 in Gießen, lebt zurzeit in Hamburg. Nach seinem Studium in Geschichte und Politik begann er mit seiner Doktorarbeit in Geschichte. Seine Leidenschaft gilt dem Verfassen von Gedichten und Kindermärchen sowie der Produktion von Hörspielen.

      *

      Der Weihnachtszug

      Der Schneesturm tobte überall im Lande. Viele Straßen waren unpassierbar. Übermütig kletterten der siebenjährige Hannes und seine jüngere Schwester Gerti auf die Plattform des Waggons der kleinen Schmalspurbahn. Mit ihren Eltern waren sie auf dem Weg zu den Großeltern.

      Zischend setzte die alte Dampflok sich in Bewegung. Schnell nahm sie Fahrt auf und fuhr durch das Schneegestöber. Dabei stieß sie dicken Rauch aus. Normalerweise standen die Kinder immer während der Fahrt auf der Plattform, doch diesmal verbot der Schaffner den Aufenthalt dort bereits beim Einsteigen. Aus Gründen der Sicherheit, wie er sagte.

      Hannes sah sich um. Auf der hintersten Bank im Waggon saß ein alter Mann mit weißem Bart. Er blätterte in einem kleinen Buch. Von Zeit zu Zeit hustete er verhalten. „Der Rauch von diesem Dampfross“, entschuldigte er sich bei der dicken Frau, die ihm gegenübersaß. Die hielt einen Korb auf ihren Knien und redete unaufhörlich auf ihn ein. Sie sei von ihrer Schwester eingeladen worden und hätte ihr zum Dank dafür einen Kuchen gebacken. Freundlich nickte der Alte und blätterte weiter in seinem Buch. Auf der anderen Seite saßen zwei junge Männer. Neben ihnen standen Rucksäcke und Skier. Sie unterhielten sich über ihre Wanderroute.

      Da bemerkte Hannes einen Jungen in der Mitte des Waggons. Er kannte ihn. Ihre Großeltern waren Nachbarn.

      „Darf ich zu Florian?“ Seine Mutter nickte. Der Schneesturm beunruhigte sie. Doch davon merkten die Jungen nichts, die sich angeregt über Weihnachten unterhielten. Im Nachbarwaggon übten Kinder ein Lied, das auch Gerti kannte. Leise sang sie mit. Jemand spielte auf einer Gitarre. Nach der letzten Strophe applaudierten die Fahrgäste.

      Die kleine Bahn schnaufte durch die hügelige Winterlandschaft. Die Fahrt fiel ihr immer schwerer. Manchmal musste sie große Schneemassen vor sich herschieben, die sich besonders in den Senken angehäuft hatten. Ab und zu pfiff die kleine Lok, als wäre sie froh, wieder ein Hindernis überwunden zu haben. Gerade zuckelte der Zug durch den Winterwald, als er mit einem Ruck stehen blieb. Neugierig stiegen einige Passagiere aus und sahen, wie der Lokführer und der Heizer vor einer riesigen Schneewehe standen. Mit Schippen versuchten die beiden, die Gleise freizuschaufeln. Doch es half nichts.

      „Es tut mir sehr leid“, informierte der Schaffner die Fahrgäste, „doch wir müssen auf Hilfe warten.“

      „Aber es ist Weihnachten und wir haben alle heute noch etwas vor“, regte sich ein kleiner Mann in einem teuren Mantel auf.

      Bedauernd hob der Schaffner die Schultern.

      „Jemand muss Hilfe holen.“ Die Dame mit dem Korb sah sich suchend um.

      „Es wird bald dunkel und da ist es viel zu gefährlich, durch den Schneesturm zu laufen“, mahnte der Schaffner.

      Aufgeregt rannten Hannes und Florian durch die Waggons und erzählten den übrigen Fahrgästen, was sie bei den Erwachsenen aufgeschnappt hatten.

      „Setzt euch jetzt hin, Jungs“, forderte Hannes´ Vater die Kinder auf. „Durch das rein und raus wird es hier drinnen immer kälter.“

      Der Schaffner nickte und sagte: „Nicht lange, und man wird uns vermissen.“ Dabei zog er eine Taschenuhr aus seiner Weste. „Das wird in genau siebenundzwanzig Minuten der Fall sein. Bis dahin möchte ich Sie bitten, Ruhe zu bewahren.“

      Inzwischen machte man sich große Sorgen am nächsten Bahnhof. Die kleine Schmalspurbahn hatte pünktlich die letzte Station verlassen und war nun längst überfällig. Schnell wurden Einsatzkräfte zusammengetrommelt, die zu Fuß mit großen Laternen die Strecke abliefen.

      Auch die Kinder in der Bahn wurden unruhig. „Sicher ist der Weihnachtsmann längst weg, wenn wir bei Großmutter ankommen.“

      Florian sah Hannes an. „Du meinst, dann gibt es keine Geschenke?“

      Gerti begann zu jammern. Im Nachbarwaggon weinte ein Mädchen.

      Die dicke Frau kramte nervös in ihrem Korb herum. „Ist das nicht furchtbar?“, fragte sie den alten Mann. „Da sitzt man Weihnachten in der Wildnis und muss vielleicht erfrieren.“

      „Wir müssen erfrieren?“ Hannes sah seinen Vater an. Ängstlich drückte sich Gerti an ihre Mutter.

      „Reden Sie doch nicht so einen Unsinn“, ärgerte sich Hannes´ Vater. „Sie machen den Kindern ja Angst.“ Schmollend drehte sich die Frau weg und starrte aus dem Fenster.

      „Ich werde die anderen Passagiere zu uns in den Waggon holen. Dann brauchen wir nur diesen zu beheizen und die Kohle reicht länger.“ Der Schaffner ging.

      Draußen wurde es dunkel. Jemand begann, seinem Kind die Weihnachtsgeschichte zu erzählen. Es wurde still im Waggon. Alle lauschten.

      „Eigentlich war der für meine Schwester.“ Die dicke Frau war zu den Erwachsenen getreten und hielt einen großen Kuchen hin. „Aber die Kinder müssen ja schließlich was essen.“

      Einer der jungen Wanderer stellte eine Henkelkanne auf den Tisch. „Heißer Tee“, sagte er lächelnd. Immer mehr Fahrgäste sahen nach, was sie dazugeben konnten. Wenig später lagen Kekse, Nüsse, Äpfel und zwei Tafeln Schokolade auf dem kleinen aufklappbaren Tisch unter dem Waggonfenster und sogar selbst gemachte Limonade stand dabei. Jemand legte Kerzen daneben.