Risiko soll, wie schon erwähnt, nicht immer als Bedrohung oder Einschränkung angesehen werden, es stellt auch eine Chance dar. Um die Chancen nützen zu können, bedarf es aber sowohl des Mutes, das Risiko für diese Chance einzugehen, als auch des Verständnisses, es adäquat zu managen.
Das Thema „Digitalisierung“ beschäftigt alle, nicht nur die Finanzwelt, sondern auch die Industrie[21] und insbesondere auch die kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMUs), die jedoch oftmals noch nicht so ein klares Konzept dazu haben. „Eine dezidierte Digitalstrategie kann Kräfte freisetzen.“, dieser Satz eines Experten[22] ist meines Erachtens sehr passend und sollte berücksichtigt werden – ein Credo, das manche anwenden könnten.
Die Strategie, wie die Chance aussieht oder aussehen soll, ist zu definieren, und dies ist keineswegs ein einfaches Unterfangen.[23] Es muss – ob im Bankensektor oder auch in jeder anderen Branche – eine klar definierte Schnittstelle von Kernbankgeschäft und neuen technologischen Trends gefunden werden. Ein reines Kopieren des Geschäftsmodells in die digitale Welt ist sicherlich der falsche Zugang, und Aussagen wie „wir sind nun eine Plattform“ oder „wir bieten Bitcoins an“, ohne eine praxisbezogene und umsetzbare Ausrichtung im Rahmen der Regularien und adäquate Prozesse zur Abwicklung zu haben, sind nicht hilfreich.
2.3 Sustainable Finance
Der Begriff „Sustainable Finance“[24] und auch die häufig gebrauchte Abkürzung ESG (Environmental, Social, Governance) beschäftigen die Politik, die Gesetzgeber und Regulatoren,[25] aber v.a. auch die Marktteilnehmer.
Wofür steht ESG? ESG steht für einen breiten Überbegriff für Nachhaltigkeit, der aber nicht mit Socially Responsible Investing (SRI) zu verwechseln ist, der quasi als Vorgänger gehandelt und oftmals mit „weniger Rendite, aber die Welt retten“[26] gleichgesetzt wurde. Ebenso wenig kann er mit den Begriffen „Green Finance“ oder „Green Bonds“ gleichgesetzt werden, denn ESG ist breiter gefasst und nicht auf Umweltthemen beschränkt. Auch der international zunehmend verwendete Begriff „Blue Finance“[27] mit dem Fokus auf Wasser und Umwelt ist enger zu sehen als ESG. ESG steht allgemein beschrieben für alle jene Kriterien, die der Umwelt und der Gesellschaft langfristig und nachhaltig zugutekommen sollen.
Das Thema „Nachhaltigkeit“ – der Begriff per se ist nicht neu[28] – ist in den Diskussionen nicht mehr wegzudenken.
Es ist ein Thema unserer Zeit und der Druck auf Unternehmen steigt,[29] wobei es im Finanzsektor v.a. auch die Emittenten von Finanzprodukten betrifft, die wiederum die Erwartungshaltung[30] der Investoren, v.a. der institutionellen Investoren, erfüllen müssen, einerseits in Bezug auf die Rendite, aber andererseits auch in Bezug auf die Nachhaltigkeit.
Die Nachfrage nach ESG-Produkten hat in den letzten Jahren zugenommen,[31] unterscheidet sich aber deutlich von Land zu Land, Region zu Region und von Finanzplatz zu Finanzplatz. ESG ist nicht nur bei institutionellen Kunden ein Thema und Erfordernis, sondern auch bei Privatkunden, die mittlerweile ESG-Investments sehr konkret nachfragen. Auch Hedgefonds-Manager erachten die Integration von ESG in ihre Portfolios als wichtiges Entscheidungskriterium.
Das Nachhaltigkeitsthema wird daher bei Finanzmarktteilnehmern nicht nur den Bereich Product Governance unter dem Regelwerk der MiFID II[32] beeinflussen, es wird auch starken Einfluss auf die Auswahl von Systemen, Ratingagenturen und Bewertungs-Tools haben sowie neue Berichtspflichten schaffen. Nachhaltigkeit muss auf allen Ebenen in einem Unternehmen ankommen, es muss eine Sensibilisierung dafür stattfinden, damit es als strategisches Thema wahrgenommen und somit lebbar wird. Denn das Thema „Nachhaltigkeit“ trifft alle Stakeholder, es geht uns alle an und kann zu einem Kulturwandel in einem Unternehmen führen.
2.4 Bargeld oder Bitcoins oder Karten
Die Liste von Aussagen zu Bargeld, zu den Pros und den Contras des Cash, ist nicht endend wollend – das war immer so und hat nun wieder einen Höhepunkt erreicht. „Warum mit Bargeld das Einkaufen im Supermarkt schneller geht“[33] oder „Bargeld ist noch immer in vielen Ländern sehr beliebt“[34] oder „beim Bargeld geht es um unsere Freiheit und Sicherheit“,[35] sind nur ein paar Beispiele, die zeigen, dass es keine einhellige Meinung zur Verwendung von Bargeld gibt.
Bargeld hat von Land zu Land eine unterschiedliche wirtschaftliche Bedeutung und in anderen Kulturen auch einen anderen Stellenwert für die Gesellschaft als bspw. in den deutschsprachigen Ländern. In manchen Cash Societies, wie u.a. China, Mongolei, Indien oder Myanmar, ist Bargeld trotz aller neuer Technologien, wie u.a. Telebanking per Mobile Phones, noch immer im Alltag für die Menschen und für die Wirtschaft lebensnotwendig.[36]
Umgekehrt gibt es Regionen und Länder, insbesondere Skandinavien (z.B. Schweden),[37] die durchaus als Cashless Societies zu bezeichnen sind.
Pressemeldung zu Bitcoins wie „Bitcoin & Co.: Neuseeländer können bald in Kryptowährungen bezahlt werden“[38] oder „Libra lässt die Alarmglocken schrillen“[39] oder „Die Gefahren der neuen Weltwährung“[40] sind nur einige wenige willkürlich gewählte Meldungen der umfangreichen Aussendungen zu den virtuellen Währungen, deren es weltweit schon einige tausende gibt, und zu den Chancen und Risiken, die mit ihnen verbunden sind.
Aussagen zu Karten, ob damit Credit Cards (Kredit-) oder Debit Cards (Bankomatkarten) gemeint sind, gibt es ebenfalls viele, und durch die schon erwähnten neuen Regulierungen im Online-Geschäft wird auch das Kartenthema wieder intensiv diskutiert.
Von den großen Kartenfirmen werden sie nicht nur für den traditionellen Einkauf in Geschäften beworben, sondern auch als sicheres Zahlungs-Tool im Online-Geschäft. Karten sind praktisch, man braucht kein Bargeld, sie funktionieren überall – so lautet die Devise. Für mich persönlich sind Karten besonders wichtig und praktisch, da ich oft keinerlei Bargeld bei