8. Regenerative Städte
Unser Programm wurde im Oktober 2016 bei Habitat III vorgestellt. Es wird zurzeit daran gearbeitet, eine neue Art der Urbanisierung zu entwickeln, wie beispielsweise China seine Städte erfolgreich in regenerative Städte umwandeln kann und neue Städte geschaffen werden, die eine Verbindung zwischen überlebenswichtigem Schutz der Umwelt und den Bedürfnissen der Bewohner herstellen. Durch die Glaubwürdigkeit, die wir uns in China schon erworben haben, kann unser Büro in Peking hierbei sehr hilfreich sein. Es gibt schon exemplarische chinesische Gesetze, die z. B. sicherstellen, dass die Profite aufgrund der gefallenen Ölpreise von der Regierung einbehalten werden, um damit Umweltschutz- und Erhaltungs-Maßnahmen zu finanzieren.
9. Bewahrung von gesunden Öko-Systemen
Die Übersäuerung der Meere nimmt derzeit zehnmal schneller zu als während der letzten 56 Millionen Jahre. Das Seerecht muss mit Hilfe bereits bestehender exemplarischer Meeres-, Wald- und Biodiversitäts-Gesetze aus Palau, Ruanda und Costa Rica erweitert werden. Diese Gesetze wurden mit dem Future Policy Award ausgezeichnet.
10. Grüne Steuerreform einschließlich einer Verbrauchssteuer auf Kohlenstoff-Emissionen
Wir müssen das besteuern, was schädlich oder knapp ist. Gute Beispiele für politische Maßnahmen können auf unserer gesonderten Website für politische Entscheidungsträger gefunden werden: futurepolicy.org. Darüber hinaus arbeiten wir daran, solche Regeln zu verbreiten, die bewirken, dass unser Finanzsystem die Schaffung wirklichen Wohlstands ermöglicht und nicht länger Spekulation und Schulden begünstigt.
11. Unternehmen und Produkte
Anreize zur Förderung des menschlichen Erfindungsgeists und zur Risikoübernahme müssen geschaffen werden, um dem Gemeinwohl zu dienen. Als Beispiel sind dem Gemeinwohl verpflichtete Firmen, Benefit Corporations, wie in Maryland, USA, zu nennen und das TOP Runner-Programm in Japan, ein Instrument zur Steigerung der Energieeffizienz. Dadurch konnte Japan 16 % seiner Verpflichtung zur Reduktion von Treibhausgasen erfüllen, wie es das Kyoto-Protokoll vorsieht. Ein gutes Beispiel, das verbreitet und übernommen werden sollte, ist auch das Cradle-to-Cradle-Prinzip („von-der-Wiegezur-Wiege“ – ein intelligentes hocheffektives Recyclingsystem). Hier werden die Produkte so konzipiert, dass sie nicht zu Abfall werden, sondern nach Gebrauch zu möglichst 100 % wieder einsetzbar sind.
12. Schutz der Schutzbedürftigen
Während der Übergangszeit, die in nächster Zeit auf uns zukommt und den damit verbundenen Turbulenzen, ist es vorrangig, dass wir Kinder, Frauen und die große und wachsende Anzahl von Menschen mit Behinderungen weltweit schützen. Der Weltzukunftsrat hat exemplarische Maßnahmen für das Recht auf Nahrung (Belo Horizonte), zum Kinderschutz (Zanzibar Act) und zum Schutz von Frauen und Mädchen vor Gewalt (Future Policy Award, 2014) sowie zur Abschaffung von Barrieren für Menschen mit Behinderungen (Zero Project) benannt und ausgezeichnet, und arbeitet an deren Verbreitung.
Der Nutzen, diese Herausforderungen, die alle miteinander zusammenhängen, zu bewältigen, liegt auf der Hand. Es ist zum einen Aufgabe des Weltzukunftsrats, die Lücken in der Umsetzung dieser Maßnahmen zu überbrücken, zum anderen muss jedoch der Druck von unten auf politische Entscheidungsträger zunehmen. Sie benötigen Argumente und Hilfestellung, damit sie den Lobbyisten des status quo widerstehen können.
Wir benötigen jetzt die Mittel und die Verbündeten, um ein Durchbruch-Gesetz nach dem anderen mit „Schnellfeuergeschwindigkeit“ (Naomi Klein) durchzubringen. Die moralische Revolution, die z. B. die Sklaverei beendete, gewann nicht nur mit Petitionen, und heute werden General Twitter und Admiral Facebook auch nicht ausreichen. Denn mit Statistiken oder Appellen an die Vernunft allein kann man keine fest etablierte Macht bekämpfen.
Daher müssen wir eine attraktive und machtvolle Vision unserer Zukunft auf dieser Welt entwerfen. Es wird eine Welt sein mit „weniger Autorennen und mehr Tanzwettbewerben“ (Chandaran Nair), eine spannende Welt der Kultur, Bildung, Forschung, des Sports, der spirituellen Erfahrung und menschlicher Interaktion, wo der Sinn des Lebens „nicht hinter den Objekten, sondern hinter den Subjekten gesucht wird“, wie mein Großvater, der Biologe und Gründer der Umweltforschung es ausdrückte.
Die Entscheidung liegt bei jedem von uns. Die Geschichte hat sehr laut an unsere Tür geklopft. Werden wir antworten?
1 https://www.worldfuturecouncil.org/monetary-cost-non-use-renewable-energies/
Brainpool Project
Inzwischen arbeiten neun Institutionen zusammen, um sich für langfristiges Denken und Handeln in der Politik einzusetzen und die Interessen künftiger Generationen zu schützen. Im Rahmen des EU-geförderten Gemeinschafts-Projekts Brainpool zur Einführung von Wohlstandsindikatoren, die den sozialen Fortschritt von Gesellschaften besser abbilden als das traditionell herangezogene Brutto-Inlandsprodukt, hat der Weltzukunftsrat eine zentrale Rolle gespielt. Bei der Abschlusskonferenz in Paris wurden die Ergebnisse und Empfehlungen von einem hochkarätigen Panel diskutiert – darunter Politiker aus Großbritannien, Frankreich, Finnland und Italien, der EU-Kommissar für Beschäftigung, soziale Angelegenheiten und Chancengleichheit László Andor sowie Vertreter der OECD.
Förderung erneuerbarer Energien
Mit der Arbeit für Einspeisegesetze zur globalen Förderung erneuerbarer Energien hat der Weltzukunftsrat wesentlich dazu beigetragen, dass mehr als 60 Länder entsprechende Gesetze erlassen haben. In mehr als 30 parlamentarischen Anhörungen und Strategie-Workshops in den USA, den Arabischen Emiraten, afrikanischen und europäischen Ländern hat der WFC Entscheidungsträger intensiv mit den Herausforderungen und Chancen in diesem Bereich konfrontiert. Ziel ist es, Städte, Gemeinden und Regionen in einem internationalen 100 %-Erneuerbare-Energien-Netzwerk zusammenzubringen und Lösungen und Erfolge zu verbreiten.
futurepolicy.org
Als die EU vor einigen Jahren den Friedens-Nobelpreis bekam, saß ich in einem Live-Interview des Bayerischen Rundfunks und wurde gebeten, auf die eingehenden Anrufe zu reagieren. Ich war schockiert über die vielen negativen und zynischen Reaktionen. Da ich aus einer Familie komme, die in den europäischen Kriegen des letzten Jahrhunderts viel verloren hat, ist mir der Wert der europäischen Friedensunion sehr bewusst und ich konnte mir einen besseren Friedenspreisträger kaum vorstellen. Aber für viele Europäer, besonders im Westen, scheinen diese historisch einmaligen Errungenschaften wenig zu bedeuten und man schimpft lieber über Brüssel. Besonders krass erlebe ich das in dem Land, in dem ich zurzeit lebe – Großbritannien – wo die Hetze gegen die EU groteske Ausmaße erreicht hat.
Aber, wenn man Europa verlässt, wird einem schnell bewusst, wie neidisch viele Afrikaner, Asiaten und Lateinamerikaner auf Europa schauen. Es gibt dort verschiedene Unions-Projekte, aber sie kommen, wenn überhaupt, nur sehr langsam voran. Aber die Afrikanische Union hat eine Parlamentarische Versammlung und es gibt auch ein lateinamerikanisches Parlament, wo bisher nur die Mitglieder aus Venezuela und Bolivien direkt gewählt sind.
Vor etwas über 10 Jahren war ich auf einer Konferenz in Venezuela eingeladen. Als Auftakt hielt Präsident Chavez eine mehrstündige Rede, und, als die europäischen Teilnehmer am letzten Tag in den Präsidentenpalast