Wyatt Earp Box 14 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Box
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740970277
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wohnte früher hier und ist hinunter ins ­Prince County gezogen. Vor Jahren. Er hat die Leiche des Unglücklichen gefunden. Er war auf der Flucht von einer Railwaybrücke in die vereiste Mansaa gestürzt…«

      Als der Sheriff endlich gegangen war und die beiden Dodger sich auch erheben wollten, hielt die Frau Wyatt zurück.

      »Sie müssen verzeihen, aber es hat ziemlich lange gedauert, bis ich begriffen habe: Sie sind Sheriff Earp, nicht wahr? Der große Wyatt Earp, wie die Leute sagen und wie auch in den Zeitungen immer wieder zu lesen steht. Das konnte ich nicht wissen. Ich kenne Ihren Namen wohl, die Kinder haben ihn selbst bei ihren Spielen ständig auf den Lippen. So ist das also, Mister Heeth hat sich an die Polizei gewandt…«

      »So ist es keineswegs, Miß. Mister Heeth weiß gar nicht, daß ich hier bin. Ich kam vor allem wegen Miß Wardrup.«

      »Elly? Ist etwas…« Die junge Frau erblaßte und griff sich an die Kehle.

      »Sie ist überfallen worden.«

      »Überfallen?« stammelte sie entgeistert.

      »Mit alldem…«

      Wyatts dunkle Ahnung bestätigte sich also.

      »Sie hatte Geld bei sich, nicht wahr?«

      »Geld, Mister Earp? Alles Geld, was wir flüssig machen könnten. Wie der Rancher es gewünscht hatte.«

      »Er hat es gewünscht?«

      »Er selbst. Ich kann Ihnen den Brief drüben raussuchen.«

      »Weshalb ist es nicht mit der Post oder zumindest durch einen männlichen Boten übermittelt worden?«

      »Du lieber Himmel, Mister Heeth brauchte es doch so dringend für Viehkäufe, wie er schrieb. Die Post hätte länger gebraucht. Und außerdem ist der Westen ja immer noch so gefährlich. Ein männlicher Bote sollte es nicht sein, da eine Frau unauffälliger ist, schrieb der Rancher. Es war sein ausdrücklicher Wunsch. Und da ihm seit dem Tod seiner Schwägerin hier alles gehört, haben wir seinem Wunsch entsprochen.«

      »Wieviel Geld war es?«

      »Ich muß hinübergehen und nachschauen. Miß Wardrup hat…« Sie brach plötzlich ab und riß die Augen weit auf. »Was ist mit ihr? Um Got­tes willen, sie ist doch nicht… tot?«

      Der Marshal nickte mit ernstem Gesicht.

      »Leider ja.«

      Die Frau sank in einen Sessel und war einer Ohnmacht nahe.

      »Elly Wardrup tot. Ich kann es nicht begreifen. Entschuldigen Sie, ich fasse es einfach nicht.«

      »Was stellte sie hier in Furnace dar? War sie mit den Heeths verwandt?«

      »Nein, es war eine junge Engländerin, die Mrs. Heeth vor ein paar Jahren zu sich genommen hatte, weil der junge Herr…«

      Sie brach ab.

      Und Wyatt begriff.

      »Er hatte ein Verhältnis mit ihr und sie dann wohl sitzen lassen?«

      »Deshalb hat seine Tante das Mädchen zu sich ins Haus genommen, als Rod ins Gefängnis kam.«

      »Weshalb wurde er eigentlich verurteilt?«

      »Das wissen Sie nicht?«

      »Ich wüßte es gern von Ihnen«, wich der Marshal aus.

      »Wegen Raubüberfalls auf einen Geldboten unten in Shenandoah.«

      Er war also ein Verbrecher, längst ehe er in den Westen gekommen war.

      Im weiteren Verlauf des Gesprächs erfuhr der Missourier, daß Mrs. Heeth hier in sehr ärmlichen Verhältnissen gelebt habe, bis eines Tages das Geld gekommen war. Sie hatte an der großen Kirchen-Lotterie teilgenommen, die von Baltimore aus ging, und siebenhundertfünfzigtausend Dollar gewonnen. Rod war gerade verurteilt und nach Arlington überführt worden. Die alte Frau trug ihr Leid, wie sie das unverhoffte, unfaßbare Glück des großen Gewinns trug. Sie baute eine neue Kirche hier, ein paar Häuser und lebte überdies still ihr Leben für sich dahin. Drei Anwälte hatte sie für ihren Neffen angeworben. Er hatte sogar eine Chance, freizukommen, da er zur Zeit des Überfalls höchstwahrscheinlich stark betrunken gewesen war… Aber dann war Rod Heeth ausgebrochen.

      Wyatt Earp sagte der Frau nichts von dem, was er wußte. Er verließ den kleinen Ort und ritt weiter durch das Shenandoah Valley nach Süden, wo am Talende die kleine Stadt gleichen Namens lag.

      Der Sheriff erinnerte sich des unseligen Rod Heeths sehr wohl und führte den »Kollegen aus dem fernen Westen« in die Akmanstreet, in der er früher über einer Apotheke gewohnt hatte.

      Es war eine saubere kleine Stadt, dieses Shenandoah.

      Holliday blickte die Straße hinunter und sah dem Sheriff nach.

      »Wie sieht er aus! Ein kleiner dicker Mann, der bei uns drüben im Westen auf dem gleichen Posten ganz sicher keine Chance hätte. Und diese Stadt! Allein diese Straße! Welch ein armseliges Leben führen wir doch…«

      Mit krasser Deutlichkeit erfaßten die beiden Männer hier so richtig den Unterschied zwischen ihrer rauhen, gefährlichen Welt und dieser gepflegten ruhigen Stadt.

      Da drüben lag die Apotheke.

      Ein schmuckes Haus. Roter Backsteinbau, vielleicht zehn Jahre alt. Weißgestrichene Fenster und…

      Wyatt packte den Gambler am Arm und deutete mit den Augen auf den Mann, der jetzt eben aus der Haustür neben dem kleinen Schaufenster der Apotheke kam.

      Es war ein mittelgroßer Mann, der einen halbhohen Zylinderhut trug, einen auffällig hellen Anzug und eine rüschenbesetzte Hemdbrust, die von einer grünen Seidenschleife geziert wurde. Unter dem Arm hielt er einen Spazierstock aus Ebenholz, dessen Knauf mit einer silbernen Kugel verziert war.

      »Kennen Sie ihn wieder?«

      Holliday wandte sich um. »Ja, es ist der ›Stationsmaster‹ der Pferdewechselstation von Arkansas City.«

      »Eben.«

      Sie ließen ihn drüben auf der anderen Straßenseite vorbeigehen und folgten ihm, nach einem kurzen ­prüfenden Blick auf das Apothekerhaus.

      Der Mann verschwand auf der Hauptstraße in einem Caféhaus.

      Da setzte er sich zu einem anderen Mann, den die beiden nicht kannten, an den Tisch.

      »Holen Sie den Sheriff zurück!« sagte Wyatt zu Holliday und folgte selbst dem »Stationsmaster« in das Caféhaus.

      Er hatte sich gerade von dem Mann hinter der Theke eine große Zigarre geben lassen, als sich der »Stationsmaster« mit dem anderen Mann erhob.

      Er kam auf die Theke zu.

      Wyatt sah es im Spiegelglas einer Vitrine.

      Als der Mann nur noch etwa drei Yard von ihm entfernt war, drehte er sich um.

      Der andere verhielt den Schritt und starrte in die stahlblauen Augen des Marshals.

      Ein eisiger Schreck durchzuckte ihn, aber dann glaubte er, das Opfer einer Täuschung geworden zu sein.

      Die Lippen des Missouriers sprangen auf.

      »Sie wollen schon gehen?«

      Beim Klang dieser metallischen Stimme zuckte der Mann zusammen wie unter Peitschenschlägen.

      Plötzlich warf er sich herum, duckte sich nieder und riß im nächsten Augenblick einen Derringer hoch.

      Wie ein Geschoß hechtete ihm der große Mann aus Missouri entgegen und riß ihn nieder.

      Es bedurfte keiner weiteren Anstrengung, ihn dingfest zu machen.

      Da riß der Begleiter des »Stationsmasters«, der offenbar im Caféhaus auf diesen gewartet hatte, ein Stilett aus der Jackentasche und stieß es auf den Marshal zu.

      Gedankenschnell schlug Wyatt ihm den Arm hoch,