Five Nights at Freddy's. Scott Cawthon. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Scott Cawthon
Издательство: Bookwire
Серия: Five Nights at Freddy's
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783736798946
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vorbei, der unbeweglich wie eine Statue in der Ecke stand. Chip und Mike bemerkten ihn entweder nicht oder ignorierten ihn. Aber warum verbarg er sich in der Ecke? Wenn er für das Restaurant arbeitete, sollte er sich wohl kaum so gruselig verhalten.

      Am Tisch servierte ihnen eine junge Frau mit dicken blonden Haaren und blauem Lidschatten eine große Pizza und eine Karaffe mit Limonade.

      Im Hintergrund spielte weiter die animatronische Band. Die Pizza war mit Peperoni und Wurstscheiben belegt und hatte eine knusprige Kruste. Das war eine nette Abwechslung zu der unspektakulären Margherita, mit der er sich normalerweise begnügen musste.

      „Wisst ihr“, meinte Mike, während er aß, „als ich klein war, habe ich die Band vom Freddy Fazbears’s geliebt. Ich hatte sogar einen ausgestopften Freddy, der immer bei mir geschlafen hat. Und heute sehe ich da hoch zu der Bühne, und mir sind diese Viecher total unheimlich.“

      „Schon komisch, oder? Wie Sachen, die man als kleines Kind mochte, einem unheimlich werden, wenn man älter wird.“ Chip nahm sich ein weiteres Stück Pizza. „Wie Clowns zum Beispiel.“

      „Ja, oder Puppen“, fügte Mike hinzu. „Manchmal fallen mir die Puppen meiner Schwester auf, wie sie da alle bei ihr im Regal sitzen, und es fühlt sich an, als würden sie mich anstarren.“

      Oder wie der Kerl in dem gelben Kaninchenkostüm, dachte Oswald, sagte aber nichts.

      Nachdem sie die Pizza verspeist hatten, spielten sie noch ein wenig Skee-Ball. Mike gewann erneut haushoch, war aber trotzdem sehr nett dabei. Um die Zeit machte Oswald sich keine Gedanken mehr, denn offensichtlich verstrich die Zeit hier in einem anderen Tempo als bei ihm zu Hause. Nach Skee-Ball spielten sie noch abwechselnd jeweils zu zweit Air-Hockey. Oswald war überraschend gut darin und schaffte es einmal sogar, Mike zu schlagen.

      Als ihnen allmählich die Chips ausgingen, bedankte sich Oswald, dass sie mit ihm geteilt hatten und sagte, er würde sich freuen, sie bald wiederzusehen. Nachdem sie sich verabschiedet hatten, wartete Oswald, bis niemand ihn beobachtete und verschwand dann in der Bällegrube.

      Von nun an traf Oswald sich regelmäßig mit Chip und Mike. Heute spielten sie nicht einmal zusammen. Sie saßen einfach an einem Tisch, tranken Limonade und redeten, wobei sie versuchten, die nervtötende Musik der animatronischen Tiere möglichst zu überhören.

      „Wisst ihr, welchen Film ich mochte?“, fragte Chip. Sein Polohemd war heute pfirsichfarben. Oswald mochte den Jungen, aber besaß er nicht vielleicht auch irgendein Hemd, das nicht die Farbe eines Ostereis hatte. „Das ewige Lied.“

      „Ehrlich?“, meinte Mike und schob sich seine riesige Brille auf der Nase nach oben. „Der war doch so langweilig! Ich fand, Das ewige Lied war genau der richtige Titel für den Film, weil ich gedacht habe, der hört ja nie auf!“

      Alle lachten, und dann fragte Chip: „Wie hat er dir gefallen, Oz?“

      „Den habe ich nicht gesehen“, sagte Oswald. Das sagte er oft, wenn er mit Chip und Mike zusammen war.

      Oswald lauschte immer, wenn sie über Filme und Fernsehshows sprachen, die sie mochten. Wenn sie dann eine erwähnten, die er nicht kannte, sah er zu Hause im Internet nach. Er hatte eine Liste von Filmen aus den Achtzigern zusammengestellt, die ihn interessierten, und er hatte im TV-Programm nachgesehen, wann vielleicht einer davon lief. Ansonsten beteiligte sich Oswald an Chips und Mikes Gesprächen, soweit er es konnte. Irgendwie fühlte er sich wie ein Austauschschüler. Manchmal lächelte er nur und nickte und tat einfach so als ob.

      „Mann, du musst mehr rausgehen“, sagte Mike. „Vielleicht kannst du ja irgendwann mal mit Chip und mir ins Kino kommen.“

      „Das wäre cool“, erwiderte Oswald, denn was hätte er sonst sagen sollen? In Wirklichkeit komme ich aus der Zukunft, und ich glaube nicht, dass es mir möglich wäre, euch irgendwo anders zu treffen als im Freddy Fazbear’s von 1985.

      „Nenn mir einen Film, den du gesehen hast und der dir wirklich gefällt“, sagte Chip zu Oswald. „Ich versuche nur herauszufinden, was dein Geschmack ist.“

      Oswald hatte plötzlich einen Blackout. Welcher Film stammte aus den Achtzigern? „Äh … E. T.?“

      „E. T.?“ Lachend schlug Mike mit der flachen Hand auf den Tisch.

      „E. T. ist doch schon drei Jahre alt. Du musst wirklich mehr rausgehen! Gibt es denn da, wo du herkommst, keine Kinos?“

      Doch, die gibt es, dachte Oswald. Und außerdem Netflix und YouTube und die Playstation und Soziale Medien. Aber das sagte er nicht.

      Natürlich gab es Technologien, über die Chip und Mike redeten, von denen wiederum er nur eine vage Ahnung hatte, wie Videorecorder, Ghettoblaster und Kompaktkassetten. Und er musste ständig darauf achten, nicht von Handys und Tablets und dem Internet zu reden. Er bemühte sich, keine T-Shirts mit Aufdrucken anzuziehen, die für die beiden oder die anderen Kunden im Freddy Fazbear’s von 1985 verwirrend sein könnten.

      „Ja, wir müssen dich absolut mal auf den neuesten Stand bringen“, meinte Chip.

      Wenn du wüsstest, dachte Oswald.

      „Hey, hättet ihr Lust, was zu spielen?“, fragte Mike. „Ich hätte Bock auf Skee-Ball, und ich verspreche, ich werde euch schonen.“

      Chip lachte. „Nein, das wirst du nicht. Du wirst uns fertigmachen.“

      „Geht ihr nur“, forderte Oswald die beiden auf. „Ich bleibe hier am Tisch.“

      „Und siehst dir die Show an oder was?“, fragte Mike ungläubig und deutete mit dem Kopf in Richtung der Bühne mit den unheimlichen Figuren. „Ist alles in Ordnung? Wenn dir die Musik im Freddy Fazbear’s plötzlich gefällt, müssen wir schnell Hilfe für dich organisieren.“

      „Nein, alles ist gut“, versicherte Oswald, doch das stimmte nicht. Bei seinen ersten Besuchen im Freddy Fazbear’s von 1985 war ihm überhaupt nicht aufgefallen, dass er nur von Chips und Mikes Großzügigkeit lebte, weil er nie selbst Geld dabei hatte. Und wäre er in seiner eigenen Zeit auch nicht pleite gewesen, wüsste er nicht, ob das Geld, das er mitbringen würde, 1985 überhaupt etwas wert war? Es war schon etwas erbärmlich, gleich in zwei Jahrzehnten pleite zu sein.

      Schließlich sagte er: „Ich habe einfach das Gefühl, von eurem Geld zu leben, weil ich nie welches habe.“

      „Hey, Mann, alles cool“, erwiderte Chip. „Das ist uns nicht mal aufgefallen.“

      „Ja“, meinte Mike, „wir haben uns gedacht, dass deine Großmutter dir nie Geld gibt. Meine Großmutter macht das auch nicht, außer an meinem Geburtstag.“

      Sie waren wirklich nett, die beiden, aber Oswald war die Sache trotzdem peinlich. Wenn sie über das Geld gesprochen hatten, war es ihnen also doch aufgefallen. „Wie wäre es, wenn ich einfach mitkomme, während ihr spielt?“, schlug Oswald vor.

      Als er aufstand, spürte er plötzlich Gewicht in seinen Hosentaschen, so schwer, dass er das Gefühl hatte, es würde ihm die Jeans herunterzerren. Er griff in seine Taschen und zog zwei Hände voll mit Wertchips für die Games im Freddy Fazbear’s von 1985 heraus. Er packte alles auf den Tisch, und holte dann eine weitere Handvoll hervor. Und noch eine, und noch eine. „Oder wir könnten mit denen hier spielen“, meinte er. Er hatte keine Ahnung, wie er diese Magie erklären sollte. „Wahrscheinlich hab ich vergessen, dass ich diese Hosen anhabe … in der sind nämlich alle Chips.“

      Chip und Mike schienen verblüfft, aber dann grinsten sie und begannen, Chips in ihre leeren Limobecher zu füllen.

      Oswald tat dasselbe. Er beschloss, sich keine weiteren Gedanken zu machen. Er hatte keine Ahnung, wie die Chips dorthin gekommen waren, aber schließlich wusste er auch nicht, wie er selbst dorthin gekommen war.

      Als sein Vater ihn am nächsten Morgen zur Bücherei fuhr, fragte Oswald: „Dad, wie alt warst du 1985?“

      „Gerade mal ein paar Jahre älter als du“, antwortete sein Vater. „Und außer an Baseball habe ich nur daran gedacht, wie viele Münzen ich in der Spielhalle ausgeben könnte. Warum fragst du?“

      „Einfach