Um Krone und Liebe. Sigrid-Maria Größing. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sigrid-Maria Größing
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783902998767
Скачать книгу
Aus der Königsbraut wurde eine Ordensschwester

       Sisis Schwester Marie Sophie, die Heldin von Gaeta – von Liebe reden wir später

       Rudolfs Tochter hätte Kaiserin werden können …

       Meinen Enkeln Peter, Eva und Sophie gewidmet

      Der kleine David schlug den Riesen Goliath bei Dürnkrut und Jedenspeigen

      Dem deutschen König Rudolf von Habsburg gelang es, den mächtigen Böhmenkönig Ottokar, der sich ihm nicht beugen wollte, in einer gewaltigen Schlacht auf dem Marchfeld zu besiegen.

      Düster und wirr war die Zeit, die Welt schien aus den Fugen geraten, als der letzte Staufer, der junge Konradin, im Jahre 1268 in Neapel hingerichtet wurde. Diese Hiobsbotschaft hatte sich im Reich wie ein Lauffeuer verbreitet, ungläubig schüttelte man den Kopf, so etwas hatte es noch nie gegeben! Recht und Ordnung waren mit Füßen getreten, wer sollte bei der allgemeinen Unsicherheit in allen Teilen des Landes in Zukunft überhaupt noch eine Königskrone tragen? Die »kaiserlose, die schreckliche Zeit« war angebrochen, Mord und Totschlag standen auf der Tagesordnung, verarmte Ritter überfielen friedliche Handelsleute, Lehensherren pressten das letzte Getreidekorn aus den ausgemergelten Bauern und keiner war seines Lebens mehr sicher.

      Als die Lage im Reich völlig außer Kontrolle zu geraten schien, waren es die drei Kurfürsten von Köln, Mainz und Trier, die als Erste den Entschluss fassten, dass es so nicht weitergehen konnte. Es dauerte nicht lange, da hatten sie auch ihre drei anderen »Kurfürstenkollegen« überzeugt, dass man endlich zur Tat schreiten müsste, um einen neuen Herrscher für das Reich zu wählen. Lediglich der 7. Kurfürst, König Ottokar von Böhmen, schien von diesem Plan nicht sehr begeistert zu sein, es wäre denn, man wählte ihn zum deutschen König.

      Ottokar hatte schon vor einiger Zeit großes Aufsehen nicht nur in Böhmen erregt, als er die ältliche, verwitwete Margarete von Babenberg zum Traualtar geführt hatte. Dabei war die Frau, die die Mutter des Böhmenkönigs hätte sein können, dem jungen Mann nicht freiwillig ins Ehebett gefolgt, beinah mit Gewalt hatte sie Ottokar aus dem Kloster geholt, wo sie in frommer Hingabe nach dem Tod ihrer Familie ihren Lebensabend beschließen wollte. Aber sie war keine Privatperson! Nach dem überraschenden Tod ihres Bruders Friedrich in der Schlacht an der Leitha war sie zur reichen Erbin der österreichischen Länder und der Steiermark geworden. Eine reizvolle Partie für einen ehrgeizigen jungen König! Da konnte er schon die ältliche Margarete als offizielle Ehefrau in Kauf nehmen. Für vergnügliche Stunden – und die schätzte der lebensfrohe Böhme über alles – hatte er immerhin ein feuriges Liebchen parat, die rassige Ungarin Kunigunde von Halicz.

      Nach der ersten Empörung über die ausgeklügelte Taktik des Böhmenkönigs beruhigte man sich im Reich, verfolgte aber die politischen Aktionen Ottokars ganz genau, wobei allerdings nur die Vertreter des Adels bedenklich den Kopf wiegten. Denn es konnte nicht angehen, dass Ottokar ihre Vorrechte zugunsten der Bürger und Handwerker einschränkte, dass in der Steiermark soziale Reformen durchgeführt wurden, die den Bergarbeitern und Bauern zugutekamen. Wo sollte es hinführen, wenn ein König gleichsam gegen seinesgleichen vorging und das gemeine Volk bevorzugte? Irgendetwas musste in der nächsten Zeit gefunden werden, wodurch man den immer reicher werdenden Böhmenkönig zu Fall bringen konnte!

      Den ersten Anlass bot Ottokar den Reichsfürsten, als er nicht zur Wahl des neuen deutschen Königs erschien. Als man sich auf Rudolf von Habsburg geeinigt hatte, stand nur der Protest des Böhmenkönigs im Raum. Schon damals hatte man ahnen können, dass es zwischen dem neuen König, der am 1. Oktober 1273 in Frankfurt gewählt worden war, und dem mächtigen Böhmen zu einer gewaltigen Auseinandersetzung kommen würde. Denn obwohl Rudolf von Habsburg weite Gebiete besaß oder erworben hatte, sah Ottokar auf ihn, auf den armen »Bettelgrafen« herab. Der würde ihm sicherlich nicht das Wasser reichen können.

      Der Böhmenkönig beging mit der Verhöhnung des frisch gekrönten Königs einen tödlichen Fehler, denn plötzlich sah man in Rudolf den Hoffnungsträger für eine geordnete Zukunft, dem sich die meisten beugen wollten, indem sie Reichsgut, das sie sich widerrechtlich angeeignet hatten, zurückgaben oder aus der Hand König Rudolfs wieder empfingen. Auch Ottokar wurde vorgeladen, damit er von Rudolf belehnt werden konnte. Aber wie es nicht anders zu erwarten war, leistete dieser den Ladungen des deutschen Königs nicht Folge. Erst als er merkte, dass sich auch in seinen Ländern Widerstand gegen ihn bemerkbar machte, lenkte er zum Schein ein. Er verzichtete offiziell auf die österreichischen Länder und nahm Böhmen und Mähren zu Lehen.

      Dass dieser Vorgang eine regelrechte Schmach für den stolzen jungen Mann bedeutete, erkannten nicht nur die Getreuen König Rudolfs, er begann auch in Böhmen sein Gesicht zu verlieren. Wollte er nicht in Schande untergehen, musste er die politischen Karten neu mischen. Er begann den Kurfürsten einzuflüstern, dass es für ihre Position nur von Nachteil sein konnte, wenn Rudolf zu viel Hausmacht erwarb, und es dauerte nicht lange, da fiel einer um den anderen von Rudolf ab und schlug sich auf die Seite Ottokars. Auch die Wiener waren dabei.

      Aber noch gab es eigentlich keinen Anlass zum Kampf um die Macht im Reich. Wenn man sich auch zähneknirschend gegenüberstand, die Heere waren noch nicht aufmarschiert, der Kriegsgrund musste erst gefunden werden. Und den lieferte Ottokar selber, denn schon seit geraumer Zeit hatte er Gerüchte ausstreuen lassen, dass seine Gemahlin Margarete sich nichts sehnlicher wünschte, als wieder ins Kloster zurückkehren zu können, da sie ohnedies ihrem Gemahl keinen Erben mehr schenken könnte. Hatte man anfangs an diese Botschaften geglaubt, so wurde man allmählich skeptisch, denn immer übler wurden die Aussagen über die alte Königin. Da konnte nur eine Finte Ottokars dahinterstecken! Als sich schließlich Margarete in ihrer Not an Rudolf um Hilfe wandte, war die Sache sonnenklar: Der deutsche König, der Schützer der Witwen und Waisen, würde auch die Würde von Königin Margarete verteidigen. Und da Ottokar außerdem nicht bereit war, seinen Verzicht auf Österreich zu erneuern, kam dies für König Rudolf einer Kriegserklärung gleich.

      Im August des Jahres 1278 marschierten die beiden Heere zwischen Dürnkrut und Jedenspeigen auf. Es entwickelte sich ein verheerender Kampf Mann gegen Mann, wobei die beiden Könige mitten im Schlachtgetümmel standen. Mehrmals wurde Rudolf von einem seiner Getreuen vor dem sicheren Tod gerettet, während Ottokar nicht mit diesem Schutz rechnen konnte. Zu verhasst war er mittlerweile in den eigenen Reihen geworden, ja er musste jeden Moment damit rechnen, hinterrücks umgebracht zu werden.

      Als sich schließlich das Schlachtglück eindeutig auf die Seite Rudolfs geneigt hatte, ließ der König das mit Leichen übersäte Schlachtfeld absuchen, um seinen geschlagenen Gegner zu finden. Männer legten die entstellte Leiche Ottokars dem deutschen König zu Füßen, der den nackten Leib des toten Gegners ritterlich mit einem Pupurtuch bedeckte. Der Böhmenkönig war nicht in der Schlacht gefallen, sondern aus Privatrache ermordet worden.

      Die Schlacht auf dem Marchfeld, an die heute noch Anfang August in Jedenspeigen mit einem historischen Umzug erinnert wird, läutete eine neue Ära in der Geschichte ein: Rudolf von Habsburg belehnte seine beiden Söhne »zu gesamter Hand« mit Österreich, das dadurch für viele Jahrhunderte unter die Herrschaft der Habsburger kam.

      Rudolf von Habsburg, dem man im Reich wahrhafte Anerkennung zollte, schmälerte sein Ansehen innerhalb kurzer Zeit. Als im Jahre 1281 seine Gemahlin Gertrud, die ihm zehn Kinder geboren hatte, starb, ehelichte er mit seinen 66 Jahren sehr rasch die erst 14-jährige Agnes – eine Heirat, die selbst in dieser Zeit zu spöttischen Bemerkungen Anlass gab. Die junge Frau hatte keine andere Aufgabe mehr, als ihren todkranken Gemahl nach Speyer zu begleiten, wo er begraben sein wollte. Diesen Wunsch erfüllte sie ihm wahrscheinlich gern!

      Ein Aberglaube raubte ihm die Liebe seiner Untertanen

      »Hütet euch vor den Gezeichneten«, so ging ein Raunen durch die Menschenmenge, wenn König Albrecht