TESLAS GEHEIMNIS (Project 5). Alex Lukeman. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alex Lukeman
Издательство: Bookwire
Серия: Project
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958354913
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es also tatsächlich ein Buchcode sein, dann handelt es sich wahrscheinlich um ein russisches Buch.«

      »Wie wollen Sie herausfinden, welches Buch es ist?«

      »Ich werde einen Scan aller russischen Bücher in den Datenbanken durchlaufen lassen, in Kombination mit einem Dechiffrierprogramm. Wenn sich die Ziffern auf eine Seite oder ein Wort beziehen, dann bezeichnen sie entweder zuerst eine Seite oder ein Wort. Das Programm überprüft beide Möglichkeiten und sucht nach Korrelationen. Wenn sie darüber hinaus noch eine weitere Verschlüsselung hinzugefügt haben, werden wir den Code nie knacken können. Das Gleiche gilt für den Fall, dass sich das gesuchte Buch nicht in den Datenbanken findet. Dann haben wir Pech.«

      »Und wenn es klappt?«

      »Dann werden wir wissen, welches Buch es ist, welche Ausgabe, welche Seiten, welche Worte. Dann können wir es übersetzen. Der Computer wird das übernehmen. Und dann lesen wir die Nachricht.«

      »So einfach«, murmelte Ronnie. »Wieso bin ich da nicht drauf gekommen?«

      »Weil die Regierung dir dein fürstliches Gehalt ausschließlich dafür bezahlt, Zeug in die Luft zu jagen«, sagte Stephanie. »Sie bezahlen dich nicht fürs Nachdenken.«

      Alle lachten.

      »Wie lange wird es dauern?«, erkundigte sich Harker.

      »Kommt drauf an. Wenn es eine Übereinstimmung gibt, wird der Computer sich melden.«

      »In Ordnung. Gute Arbeit.«

      »Was ist mit Prag?«, fragte Nick.

      »Ich will, dass Sie und Selena dort Nachforschungen anstellen, Selena, Sie sprechen doch Tschechisch, oder?«

      »Ja, bin allerdings ein wenig eingerostet.«

      »Das spielt keine Rolle.« Sie schob eine Akte über den Tisch. »Nachdem mir Stephanie berichtete, was sie herausgefunden hat, habe ich das hier zusammenstellen lassen. Das sind Ihre Lebensläufe und Ihre Pässe. Sie und Nick werden sich auf dieser Reise als Kanadier ausgeben. Verheiratet.«

      »Das geht ja schneller als in Vegas«, murmelte Nick.

      Harker warf ihm einen ihrer vielsagenden Blicke zu. »Nick, Sie sind Vertreter. Sie wollen in Prag ein kleines Geschäft aus dem Boden stampfen. Und Sie haben Ihre Frau mitgebracht, um ihr mal einen echten Urlaub in Europa zu bieten.«

      »Ich leiste meinen Beitrag zur Globalisierung«, kommentierte Nick, als läge ihm etwas auf der Zunge.

      »Die Adresse des Cafés, von dem die Nachrichten stammen, finden Sie hier drin.« Sie tippte auf die Akte. »Das ist nicht viel, aber mehr haben wir im Moment nicht. Versuchen Sie dort etwas herauszufinden. Identifizieren Sie den Absender.«

      »Und wie sollen wir jemanden herausgepickt bekommen? Vorausgesetzt, der Absender ist überhaupt noch dort?«

      Harker griff in ihre Schublade und zog etwas hervor, das wie eine normale Digitalkamera aussah. »Sie sind Touristen. Touristen machen eine Menge Fotos. Jedes Bild, das Sie hiermit aufnehmen, wird über Satellit hochgeladen. Steph und ich werden es ein paar Sekunden später empfangen. Begeben Sie sich in das Café, aus dem die E-Mails abgeschickt wurden, und machen Sie Fotos. Wenn der Absender das Café regelmäßig besuchen sollte und sich sein Bild in unseren Datenbanken findet, haben wir vielleicht Glück.«

      »Das sind viele wenns und wenig Handfestes, mit dem wir arbeiten können.«

      »Mehr kann ich Ihnen im Moment nicht bieten.«

      »Nach allem, was ich hörte, soll das Bier in Prag ziemlich gut sein«, sagte Ronnie.

      Kapitel 14

      Nick und Selena landeten am frühen Abend auf dem Václav-Havel-Flughafen. Nick hatte sein Aussehen verändert, damit die Gesichtserkennungsprogramme ihn nicht aufschnappten und seine Tarnung aufflog. Nach dem Zwischenfall in Jerusalem konnte er nicht mehr ohne Tarnung reisen.

      Er trug einen sorgfältig rasierten Bart nebst Schnurrbart. Silikonkissen und Latex veränderten die Form seines Gesichts und verliehen ihm ein aufgedunsenes, leicht verbrauchtes Aussehen. Das Gesicht eines Trinkers. Hautfarbenes Gummi zog seine Ohren an seinen Kopf. Die charakteristische Narbe, wo ihm eine chinesische Kugel das linke Ohrläppchen abgerissen hatte, war verschwunden. Kontaktlinsen färbten seine grauen Augen haselnussbraun. Sein kurzes schwarzes Haar war unter einer täuschend echt aussehenden braunen Perücke verschwunden.

      Auch Nicks kanadischer Pass wirkte echt. Er wies ihn als Richard Wilson aus, einen Geschäftsmann aus Vancouver. Er trug einen Ehering. Auf dem Einreiseformular, welches er im Flugzeug ausfüllen musste, hatte er als Grund ihres Besuches Urlaub angegeben.

      Selena trug praktische, einfache Garderobe, die sie langweilig aussehen ließ – eine uninteressante Frau in klobigen braunen Schuhen und einem langen Rock, die aufgeregt ihrem ersten und einzigen Urlaub in Osteuropa entgegensah. Sie trug eine graubraune Perücke. Ihre Augen hinter einer riesigen Brille mit Plastikgestell besaßen die gleiche Farbe. An ihrem Finger sah man einen billigen Hochzeitsring. Ihr Pass gab sie als Grundschullehrerin aus und ihr Name lautete Sylvia Wilson.

      Sie verließen das Flugzeug über die markierten Wege, die sie zur Zollkontrolle führten. Nick bemerkte die Sicherheitskameras und das Wachpersonal und hielt den Kopf gesenkt. Er war nur ein weiterer Reisender mit Jetlag, der ungeduldig darauf wartete, endlich in sein Hotel zu kommen.

      Der Zollbeamte wirkte gelangweilt. Er sah in die Pässe und danach prüfend in Nicks Gesicht. Dann deutete er auf die Kameratasche, die Nick über der Schulter trug.

      »Öffnen Sie bitte die Tasche.«

      Nick öffnete sie und zog die Kamera heraus. »Das neueste Modell«, sagte er. »Da passen bis zu fünftausend Bilder drauf.«

      Der Beamte prüfte, ob die Kamera deklariert worden war. Dann stempelte er Nicks Ausweis ab und gab ihn zurück.

      »Genießen Sie Ihren Aufenthalt.« Selenas Ausweis würdigte er kaum eines weiteren Blickes und stempelte diesen ebenfalls ab.

      Sie nahmen sich ein Taxi ins Hotel. Das Zimmer war von Vancouver aus mit einer Kreditkarte gebucht worden, die auf Wilsons Namen ausgestellt war. Das Hotel selbst war ein renovierter Altbau mit einer sehr optimistischen Drei-Sterne-Klassifizierung. Ein Hotel, wie es sich Reisende mit einem eingeschränkten Budget ausgesucht hätten. Von hier aus war es nur ein zwanzigminütiger Fußweg ins Herz der Altstadt.

      Sie hatten für fünf Tage gebucht. Der Empfangsmitarbeiter überreichte Nick einen großen Metallschlüssel mit einem hölzernen Anhänger und erklärte ihnen, dass sie den Schlüssel abgeben sollten, wenn sie das Hotel verließen. Er behielt ihre Ausweise und überreichte ihnen dann ein FedEx-Paket.

      »Das kam vor einer Stunde für Sie an. Ist das aus Ihrem Büro? Sind Sie geschäftlich hier?«

      »Ja.« Nick reichte ihm eine Visitenkarte. »Geschäftlich und zum Vergnügen. Danke sehr.«

      Er nahm das Paket. In einem Prospektständer auf dem Tresen steckten Broschüren, die Stadtrundfahrten, Sehenswürdigkeiten und Restaurants bewarben. Selena wählte einige davon aus und stopfte sie sich in ihre Handtasche.

      »Sie sollten sich auf jeden Fall die Rathausuhr ansehen«, riet ihr der Rezeptionist. »Willkommen in Praha

      Der Fahrstuhl war beinahe antik, ein kunstvoller, schmiedeeiserner Käfig mit einem Ziehharmonikagitter davor. Im Schneckentempo fuhren sie darin hinauf. Selena sah zu, wie der Schacht vor der schwarzen Schmiedekunst vorbeizog.

      Ein Vogel in einem Käfig muss sich genauso fühlen, dachte sie.

      In ihrem Zimmer war es stickig und heiß. Nick zog hinter ihnen die Tür zu und verschloss sie. Eines der Fenster wies zur Straßenseite hinaus. Er öffnete das Fenster und sah unten auf der Straße eine grell lackierte elektrische Straßenbahn vorbeirumpeln. Vom Fliegen tat ihm der Rücken weh, ein dumpfer Schmerz, der sich über seine Seite zog und immer dann nach ihm krallte,