»Ich denke, diesen Austausch werden wir Lieutenant Sorensen melden«, sagte Rander, als sein Butler das Bordradio ausgeschaltet hatte und den Motor in Gang setzte, »ich habe überhaupt nichts dagegen, daß Tuscon jetzt aus dem Verkehr gezogen wird. Mit diesem Mann steht und fällt auch Wesson.«
»Eine glückliche Entscheidung, Sir.«
»Wundert mich, Parker, daß Sie mal sofort einverstanden sind.«
»Ich begrüße Ihren Entschluß deshalb, Sir, weil mir Mister Tuscons Ablenkung die erfreuliche Möglichkeit verschafft, das Haus und Grundstück des Mister Wesson noch einmal aus der Nähe zu kontrollieren.«
»Wollen Sie dort etwa allein tätig werden?«
»Notgedrungen, Sir, wie ich bedauernd erklären muß, zumal Sie ja Mister Tuscon ablenken wollen!«
»Also gut«, seufzte Rander auf, »tun Sie mal wieder, was Sie nicht lassen können. Aber passen Sie auf sich auf! Wir haben es mit Gangstern zu tun, die genau wissen, daß es um ihre Existenz geht. Rücksicht werden die nicht nehmen!«
Dave Dee und Joe Hinds, der Stiernacken, bekämpften den Pegel einer Whiskyflasche und fühlten sich ausgezeichnet. Sie waren gerade von Bannister angerufen und eingeweiht worden. Sie brannten darauf, sich an zwei ganz bestimmten Herren zu rächen.
Sie saßen in der Bürobaracke, nachdem sie das Grundstück mit dem Tor zugesperrt hatten. Sie wollten sich in aller Ruhe überlegen, wie die Falle für Rander und Parker aussehen mußte. Diesmal, darüber waren auch sie sich klar, durfte es keine Panne geben.
Sie merkten überhaupt nicht, daß sie ihrerseits bereits in einer Falle saßen, da sich die Tür zum Vorraum zu ihrem Aufenthaltsraum vorsichtig öffnete. Und als sie es merkten, nun, da hatten sie bereits verspielt.
Sie rissen sehr schnell die Arme hoch, als sie in die Mündungen von zwei Revolvern blickten. Sie wunderten sich nicht sehr, daß ihre ehemaligen Freunde Ben und Clay diese Waffen trugen.
»Was soll denn der Blödsinn?« fragte Dave Dee und schluckte nervös.
»Macht bloß keinen Unsinn«, beschwor Stiernacken-Joe die beiden Gangster.
»Schnauze«, kommandierte Ben, »jetzt sind wir am Zug, Jungens! Und wenn ihr clever seid, wird euch nichts passieren!«
Um diese Cleverneß aber erst gar nicht auf die Probe stellen zu müssen, mußten Dave und Joe sich mit dem Gesicht gegen die Wand stellen. Anschließend langte Ben mit dem Revolverlauf kurz und trocken zu, woraufhin Dave Dee und Joe Hinds sofort zu Boden gingen.
»Rüber mit ihnen in den Ölbunker«, sagte Ben zu Clay, »schnall sie so fest, daß sie sich nicht rühren können! Und dann warten wir auf Bannister. Auf den freu ich mich ganz besonders!«
»Aber von Tuscon ganz zu schweigen«, Clay grinste, »nach dem leck’ ich mir schon die Finger!«
Beide hatten von draußen mitbekommen, was sich hier auf dem Geländer abspielen sollte. Das Telefongespräch mit Tuscon war durch die Scheibe nach draußen gedrungen. Aus einem kurzen Besuch und dem Raub der Tageskasse sollte nun das große Abrechnen werden.
»Alles klar?« erkundigte sich Ben, als er Schritte hinter sich hörte. Er stand vor dem geöffneten Geldschrank älterer Bauart und raffte gerade Banknoten an sich. Die Beute war größer, als er gerechnet hatte. Clay und er konnten zufrieden sein.
»Alles in Ordnung«, sagte Lieutenant Sorensen und drückte Ben den Lauf seiner Dienstwaffe gegen die Nieren, »vor allen Dingen dann, wenn Sie ganz schleunigst die Hände heben und keine Dummheiten machen! Übrigens, ich bin Lieutenant Sorensen von der Kriminalpolizei.«
Ben steckte sofort auf.
Er hob die Arme und durfte sich vorsichtig umwenden. Er kam mit dieser Wendung gerade zurecht, um Clay zu erblicken, der von zwei Zivilbeamten hereingeführt wurde und bereits Handschellen trug.
»Pech«, sagte Clay in Richtung Ben.
»Wieso Pech?« fragte Sorensen, »Sie leben! Das ist doch eine ganze Menge. Und wenn Sie mit dem Mord an Teddy Colman nichts zu tun haben, werden Sie sogar noch viele Jahre leben, wenn auch hinter Gittern!«
»Fehlt nur noch Tuscon«, sagte Mike Rander, der etwas hinter Sorensen stand und sich eine Zigarette anzündete, »ich bin gespannt, wann er mit Miß Sharon auftauchen wird.«
»Er muß und wird sie in jedem Fall herausbringen, Sorensen. Tuscon braucht die Aufnahmen, sonst ist er geliefert!«
»Ihr privater Nachrichtendienst hat wieder einmal vorzüglich funktioniert«, sagte Sorensen, während Ben und Clay jetzt abgeführt wurden, »darf man erfahren, wie Ihr Butler das alles geschafft hat?«
»Fragen Sie lieber nicht, Sorensen«, sagte Rander und winkte lächelnd ab, »als Anwalt und Vertreter der Gesetze erleide ich nur zu oft Höllenqualen … Parker legt gewisse Dinge mehr als großzügig aus!«
»Ich weiß von nichts und will auch von nichts wissen«, antwortete Sorensen und schmunzelte. »Hauptsache, wir klären diesen Fall der vermißten Mädchen so schnell wie möglich auf. Und das ohne jedes Blutvergießen!«
»Ich denke doch, daß ich mich auf Butler Parker verlassen kann«, meinte Mike Rander, »Sie wissen doch, wie sehr er Gewalt und Brutalität haßt.«
Josuah Parker stand in der Dunkelheit hinter einem dichten Strauch und beobachtete die Tore zu den Tiefgaragen. Tuscon war vor etwa zehn Minuten gekommen, sein Wagen stand vor der Treppe, die hinauf zum Grundstückstor von Lew Wesson führte. Tuscon war durch die geöffnete Tiefgarage hinüber zum Privatlift gegangen und hinauf in den Bungalow gefahren. Nach Parkers Schätzung konnte es nicht lange dauern, bis Tuscon mit Hazel Sharon erschien. Daß sie sich in Wessons Haus befand, stand für den Butler außer Zweifel. Warum hätte Tuscon sonst hierher fahren sollen?
Wenig später erschien Hazel Sharon. Sie ging zwischen Tuscon und Wesson. Sie durchschritt nach dem Verlassen des Lifts die Tiefgarage und setzte sich in Tuscons Wagen. Wesson und Tuscon redeten noch einen Moment lang miteinander und schienen es nicht besonders eilig zu haben. Dann setzte der Gangsterboß sich an das Steuer seines Wagens und fuhr davon.
Wesson blieb noch einen Moment lang stehen und sah dem in der Dunkelheit verschwindenden Wagen nach. Parker kam es fast so vor, als nehme er Abschied von einem Geschäftspartner und offensichtlichen Chef, der gewisse Transaktionen und Geschäfte in die Wege geleitet hatte.
Als Wesson wieder in der Tiefgarage verschwunden war, blieb das Tor erstaunlicherweise geöffnet. Wesson stieg in den Lift – was gerade noch im schwachen Licht der Garagenbeleuchtung zu erkennen war – Und fuhr hinauf in seinen Bungalow.
Um Hazel Sharon brauchte Parker sich nicht weiter zu kümmern. Am Talausgang stand ein Zivilwagen der Kriminalpolizei, der sich an Tuscons Wagen hängen würde. Bis zum Gelände der Gebrauchtwagenfirma wurde Tuscon nicht mehr aus den Augen gelassen. Dafür hatte Lieutenant Sorensen schon Sorge getragen.
Nein, Parker brauchte sich nur noch für das Wesson-Haus zu interessieren, denn hier war mit Sicherheit das Rätsel um das Verschwinden junger Frauen zu lösen.
Tuscon hatte die Hauptstraße fast erreicht und bremste leicht den Wagen ab. Er wandte sich zurück zu der Frau, die hinter ihm im Wagen saß.
»In einer knappen Stunde ist alles wieder in bester Ordnung, Mary«, sagte er zu der Frau, »wenn Rander und Parker erst mal ausgeschaltet sind, brauchen wir uns keine Sorgen zu machen.«
»Können Sie einen Moment anhalten, Mister Tuscon?« bat Mary.
»Was ist denn?« Er bremste noch weiter ab und hielt.
»Mir ist schlecht«, sagte Mary, die knochige Frau mit der kalten Stimme, die die Rolle von Hazel Sharon übernommen hatte. Das war nämlich der Plan der beiden Gangster Tuscon und Wesson. Sie wollten kein Risiko eingehen