»Darf ich Ihnen etwas sagen?«
»Natürlich.«
»Sie sind mir herzlich widerlich«, stellte der Butler fest.
»Soll das ein Kompliment sein?« Malone lächelte nicht mehr.
»Eine Feststellung«, erwiderte der Butler. »Leuten wie Ihnen muß man so schnell wie möglich das Handwerk legen! Sie sind das, was ich Gangster im Frack zu nennen beliebe. Sie selbst bemühen sich um eine relativ weiße Weste, aber Ihre Kreaturen bekommen von Ihnen jede Hilfestellung, um mit ungesetzlichen Mitteln arbeiten zu können.«
»Damit dürfte die Unterhaltung wohl beendet sein, Parker.«
»Sie war es im Grunde schon, bevor sie begann, Mister Malone.«
»Wenn Sie glauben, daß ich jetzt drohe, sind Sie auf dem Holzweg.« Malone grinste. »Ich kann mir vorstellen, daß Sie mit allen Tricks arbeiten. Ich wünsche Ihnen nur noch einen weiteren, netten Aufenthalt in Lemmon Bay.«
*
Als Parker zurück in seinen Wägen stieg, entdeckte er auf dem Fahrersitz einen schmalen, weißen Zettel, den er geschickt und unauffällig in seiner Tasche verschwinden ließ. Er brachte den Motor in Gang und stieß derart zurück, daß der Auspuff genau auf Malone zeigte, der auf der unteren Treppenstufe stand und ihm ironisch zuwinkte.
Malone hatte sich keine Blöße gegeben. Er hatte sehr schnell gewisse Lektionen gelernt und wußte wohl inzwischen, wie gefährlich ein Josuah Parker war.
Parker beantwortete den ironischen Gruß Malones auf seine Weise, die gewiß nicht gerade vornehm war.
Er legte einen Kipphebel auf dem reichhaltig ausgestatteten Armaturenbrett um und gab Gas.
Worauf aus dem Auspuff eine pechschwarze, ölige Rußwolke quoll, die mit Preßluft angetrieben zu sein schien. Sie explodierte genau vor Malone, der in Sekundenbruchteilen völlig eingenebelt wurde. Als die Wolke sich verzog, hatte Malone sich in einen Schwarzen verwandelt.
»Ich bitte um Entschuldigung«, rief der Butler Malone zu, »mit dem Auspuffsystem meines Wagens scheint etwas nicht in Ordnung zu sein!«
Malone suchte nach passenden Worten, die er wegen seiner verständlichen Erregung jedoch nicht fand. Sich die Augen reibend, zog er sich schleunigst in sein Haus zurück, während Parker anfuhr und Richtung auf das Tor nahm.
Unterwegs holte er den kleinen Zettel aus der Rocktasche und überlas die wenigen Zeilen.
Miß Judy Malone bat ihn um eine Unterredung und schlug dem Butler den späten Nachmittag vor. Uhrzeit und Treffpunkt waren auf dem Zettel genau angegeben.
Josuah Parker beschloß, diesen Termin wahrzunehmen.
*
»Um achtzehn Uhr, draußen in den Stranddünen«, wiederholte Mike Rander, nachdem auch er den Zettel gelesen hatte, »eine Falle – oder?«
»An solch eine Möglichkeit, Sir, sollte man unter allen Umständen denken«, antwortete der Butler, »dieser Zettel braucht nicht unbedingt von Miß Malone geschrieben worden zu sein.«
»Aber wie ich Sie kenne, werden Sie auf jeden Fall hingehen, nicht wahr?«
»In der Tat, Sir!«
»Treffen Sie Ihre Vorbereitungen«, gab Rander lächelnd zurück, »ich werde zusätzlich in der Nähe bleiben. Aber kommen wir zu meinen Ermittlungen!«
Rander und Parker befanden sich im Hotelzimmer des Butler und tauschten ihre Nachrichten aus. Sie unterhielten sich leise miteinander, denn es war zu vermuten, daß man sie belauschte.
Es war gerade Parker, der sich dieses Eindrucks einfach nicht erwehren konnte. Sein Gefühl sagte ihm laut und deutlich, daß die Gegenseite nach Informationen hungerte.
Während Rander redete, legte der Butler seinen Zeigefinger warnend vor die Lippen, stand auf und ging leise aus jener Richtung, die man vom Schlüsselloch aus vielleicht einsehen konnte.
Rander verstand sofort und redete belanglos weiter. Er kam nicht zur Sache, machte es jedoch sehr spannend. Falls irgendein Lauscher vor der Tür stand, dann mußte er den Eindruck gewinnen, daß es nur noch Sekunden dauerte, bis Rander endlich zum Kern der Sache vordrang.
Parker war im angrenzenden Zimmer seines jungen Herrn verschwunden und öffnete hier sehr vorsichtig die Tür zum Korridor.
Seine innere Stimme hatte wirklich nicht umsonst Alarm geschlagen. Vor Parkers Zimmertür stand Linton, der sich gerade zum Schlüsselloch hinunterbeugte.
*
Linton hatte bisher nichts verstanden, hörte aber Randers Stimme. Er wartete darauf, daß der Anwalt endlich zur Sache kam. Er schien eine wichtige Entdeckung gemacht zu haben, für die Malone sich bestimmt interessierte.
Linton schaute durch das Schlüsselloch und sah den Anwalt, der gerade aufstand und zum geöffneten Balkonfenster ging. Dann drehte er sich wahrscheinlich zu Parker um und sagte leise, er solle doch mal schnell an die Balkontür kommen.
Lintons Aufmerksamkeit schärfte sich zusätzlich. Er preßte sein Auge noch fester gegen das Schlüsselloch. Entdeckung brauchte er nicht zu fürchten. Unten in der kleinen Hotelhalle wußte man, daß er hier oben war. Sollte irgendein Gast heraufkommen, würde unten die Tischglocke ertönen.
Rander – Linton sah es wirklich sehr deutlich – wies mit dem ausgestreckten Arm hinunter in den Hof.
Dann sah Linton allerdings nichts mehr.
Er zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen, als sein Auge plötzlich von einem dicken Schwall Rasierschaum getroffen wurde, der aus einer Spraydose kam.
Linton war prompt auf einem Auge blind, wenigstens zeitweise. Er stöhnte, schnellte hoch und wischte den sahnigen Schaum aus dem linken Auge. Womit er die Rasierseife nur noch tiefer ins Auge rieb.
Die gereizten Schleimhäute brannten wie Feuer. Linton tanzte diskret auf einem Bein und verwünschte den Butler, der ihm diesen Streich gespielt hatte. Daß es Parker gewesen war, war für ihn so sicher wie das Amen in der Kirche.
*
Parker kam von der Tür zurück.
»Geklappt?« erkundigte sich Rander lächelnd.
»Es handelt sich um das, was der Volksmund einen Volltreffer nennen würde«, gab der Butler zurück, »ich habe das Schlüsselloch zusätzlich mit Schaum versiegelt. Man dürfte sich jetzt ungesehen und ungestört unterhalten können.«
»Also, meine Ermittlungen«, sagte Rander leise. »Ich habe mich mit diesem Neal Jenkins beschäftigt. Er wurde tatsächlich vor anderthalb Jahren angefahren. Seitdem ist der Junge von der Hüfte abwärts gelähmt.«
»Wie ich vermuten darf, Sir, gibt es Gerüchte, was den Fahrer anbetrifft?«
»Man drückt sich, wenn überhaupt, sehr vorsichtig aus«, berichtete Rander weiter und nickte, »aber alles deutet daraufhin, daß Malone der Täter war.«
»Dies, Sir, überrascht mich. Ich hatte eigentlich mehr an Miß Judy Malone gedacht.«
»Ich selbstverständlich auch, Parker. Weil Jenkins sich heimlich mit Judy Malone trifft. Aber nein, wer Andeutungen machte, sprach von John Malone.«
»Und man hat ihm nie etwas nachweisen können, Sir?«
»Er hat ein erstklassiges Alibi. Und nun raten Sie mal, wer ihm das besorgt hat?«
»Sheriff Banding, Sir?«
»Erraten, Parker! Zur damaligen Tatzeit Wollen Sie außerhalb der Stadt gewesen sein.«
»Und die weiteren Ermittlungen seinerzeit, Sir?«
»wurden dann auch prompt eingestellt.«
»Demnach müßte Sheriff Banding Mister Malone in der Hand haben, Sir.«
»Finde ich